Lauter schrecklich nette Familien im Paradies
NÜRNBERG/FÜRTH/ERLANGEN - Wo man zwischen den Feiertagen noch Karten fürs Theater bekommt...
Wer sich über Weihnachten nicht ins Skipistengetümmel stürzen will, aber trotzdem nicht auf Skihütten-Blick verzichten mag, dem könnte im Theater geholfen werden. Laura Scozzis Ideen-Wundertüte für Mozarts gaghaltigen Bestseller „Zauberflöte“ kann auch mit solchen Kulissen dienen. Mit Sitzplätzen im Opernhaus weniger. Die Vorstellungen heute, am Freitag und Dienstag sind – ohne Rücksicht auf Regie-Inhalte – ausverkauft. Klassiker als Kundenfänger – da weiß man, was man hat.
Immerhin hat man im Schauspiel noch durchweg Chancen: Bei Nürnbergs Beitrag zum Schillerjahr, Stefan Ottenis Zicken-Duell „Maria Stuart“ (28.12.; 6.1.)) ebenso wie bei der schrecklich netten Bankrott-Familie der „Buddenbrooks“ aus dem Thomas-Mann-Nachlass (25./26. 12., beide Kongresshalle). Die amerikanische und premierenfrische Gegenwartsvariante, wo jeder persönliche Feiertagserfahrungen mit der Selbstzerfleischung auf der Bühne vergleichen kann, ist „Eine Familie“ des Amerikaners Tracy Letts (29.12., Tafelhalle). Auch Schauspiel-Chef Klaus Kusenberg leistet seinen Beitrag zur Themenwoche: mit dem augenzwinkernden Großfamilien-Getöse „Samstag, Sonntag, Montag“ des Italieners Eduardo de Filippo als Komödien-Rausschmeißer (30. und 31.12., Kongresshalle). 96 Karten sin noch für den Kusz-Klassiker „Schweig, Bub“ am 3.1. (Kongresshalle) auf Abruf.
Noch mehr häusliche Katastrophen, dies Mal in Kompaktform (60 Minuten!), leistet sich das Erlanger Theater mit „Das Ende vom Anfang“ des Iren Sean O’Casey als Silvester-Vorspeise (20.30 Uhr; Restkarten: Tel. 09131/862511) und überwintert ansonsten mit Jugend- und Kindertheater. Auch das Nürnberger Theater Pfütze denkt familiär: mit dem Mühlen-Grusel „Krabat“ (27. bis 30.12., 16 bzw. 19.30 Uhr; Karten Tel. 0911/289909).
Deutsch-deutsche Heiter- und Eitelkeit auf gesungener Ballermann-Basis jenseits der Stadtgrenzen: Seine 500 besten Freunde kann man auch noch spontan mitnehmen, wenn im Fürther Theater Stuttgarter Komödie im Marquardt das „Willkommen in Paradies“ ausruft (25. bis 27.12., Karten Tel. 974-2400). Die blonde „Evita“ darf sich an Silvester wieder vor ausverkauftem Haus von Argentinien beweinen lassen. Aber sonst gibt es bei der Rückkehr des Webber-Musical mit Broadway-Nähe noch Tickets (29./30.12., 31. auch 15 Uhr).
Einen Guinness-Rekord in den Intimrahmen des Ka-Li-Theaters leiten Salz & Pfeffer mit dem Westend-Dauerbrenner „Mausefalle“ um. Die Premiere des morbiden „Krimiabends mit Agatha Christie“ (31.12.) ist ausverkauft, für den zweiten (2.1.) muss man sich beeilen (Tel. 224388).
Nur keine Experimente also: Auch Wagners „Tannhäuser“ mit den AZ-Jahressternen Christof Prick (Dirigent) und Jochen Kupfer (als Wolfram) am 27.12. im Opernhaus ist voll, Goyo Monteros Ballett-Adaption von „Dornröschen“ auf Tschaikowsky-Schaumbett (26., 28. und 30.12.) auch. Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht: „Ladies Night“ (am 2./3./4./7.1., Tafelhalle) ist ausverkauft – naturgemäß, 185 Karten gab es gestern Nachmittag noch für „Die „Csárdásfürstin“ (Silvester, 15 Uhr). Original-Paprika streut ergänzend die „Budapester Operettengala“ (28.12. Meistersingerhalle). Und selbst die bislang verschmähte deutsche Erstaufführung von Donizettis Schmachtfetzen „Don Sebastian“ kann zum Abschied (8.1.) mit gefülltem Opernhaus rechnen. Was Geschenke bewirken. daer