Laschet: Rhein-Ruhr-Bewerbung geht weiter - Kritik am DOSB

Olympische Spiele an Rhein und Ruhr 2032 wird es wohl nicht geben. Doch die Initiatoren halten an ihren Bemühungen fest. Auch 2036 soll in den Blick genommen werden.
von  Von Nikolai Huland, dpa
Armin Laschet ist der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.
Armin Laschet ist der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. © Federico Gambarini/dpa Pool/dpa

CDU-Chef Armin Laschet und Olympia-Initiator Michael Mronz suchten voller Selbstbewusstsein die Flucht nach vorne.

Nach dem mutmaßlichen Scheitern des Prestigeprojekts von Olympischen Spielen 2032 in der Rhein-Ruhr-Region versicherten sie: Der Versuch, das Mega-Event nach Nordrhein-Westfalen zu holen - und sei es erst 2036, solle weitergehen. "Wir sind vorbereitet. Wir werden weiter kämpfen", sagte NRW-Ministerpräsident Laschet. Zudem teilten sie aus in Richtung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB): "Das Erstaunliche ist, dass man kein Gespür hat, was sich beim IOC tut", sagte Laschet mit Blick auf den deutschen Sport-Dachverband. Auch das IOC kritisierte er.

Erst wenige Tage zuvor hatten der CDU-Chef und Michael Mronz, der Initiator des Projekts Rhein-Ruhr-City, die Medien für den 26. Februar in die Düsseldorfer Fußball-Arena eingeladen. Eigentlich mit dem Ziel, kräftig für die Olympia-Idee zu werben. Auch junge Sportler würden kommen, um über ihre Träume von Olympia daheim zu reden. Doch nach der überraschenden Entscheidung der Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), das australische Brisbane zum bevorzugten Kandidaten für die Spiele 2032 zu küren, erklärten Laschet und Mronz nun rund 40 Minuten lang, wie es dazu kommen konnte. Die jungen Sportler kamen nur danach kurz dran.

Der DOSB habe sich nicht in der Lage gesehen, mit dem IOC in einen "intensiven und fortlaufenden" Dialog in Sachen Rhein-Ruhr-Bewerbung zu gehen, monierte Laschet. Deshalb habe die Initiative aus NRW bei der IOC-Entscheidung gar keine Rolle gespielt. IOC-Präsident Thomas Bach habe ihn persönlich über die Vorauswahl informiert. "Man hat mir erklärt, für das IOC sei Brisbane ein guter Kandidat in unsicheren Zeiten. Ich teile diese Auffassung nicht", sagte Laschet.

Für die 2,5-Millionen-Stadt an Australiens Ostküste spricht, dass ihr Olympia-Konzept laut IOC voll auf der Linie der sogenannten Agenda 2020 sei und sie bereits über 80 bis 90 Prozent der benötigten Sportstätten verfüge. Außerdem war Australien zuletzt 2000 mit Sydney dran und könnte es nach 32 Jahren wieder sein.

Bislang hatte sich die Mronz-Initiative Rhein-Ruhr noch nicht offiziell beworben, von den betroffenen Städten und der Landesregierung gab es aber viel Unterstützung. Im September hätte es, so der Plan vor dem IOC-Vorstoß, eine Bürgerbefragung zu dem Projekt geben sollen. Bei einer Zustimmung wäre es dann am DOSB gewesen, die Bewerbung tatsächlich auf den Weg zu bringen.

Es habe das Signal gegeben, dass eine Bürgerbefragung im September noch ausreichend gewesen wäre. Es sei zu klären, ob das IOC in dem Prozess so transparent sei, wie es für sich beanspruche. "Wir hätten alles geliefert, was man braucht, wenn wir gewusst hätten, dass so kurzfristig entschieden wird", sagte Laschet. Wie es mit der Bürgerbefragung weitergehen soll, ließ der Ministerpräsident offen. Denkbar sei sie auch im Mai 2022 bei der NRW-Landtagswahl.

Er machte aber klar, wenn die Spiele 2032 nicht nach NRW kommen sollten, bleibe für Rhein-Ruhr auch eine Kandidatur für die Spiele vier Jahre später. Eine Austragung 100 Jahre nach denen in Berlin unter dem Nazi-Regime sehe er dabei nicht als Hindernis an: "Die Botschaft, die diese Spiele haben, ist auch eine inhaltliche. Die Welt ist eine andere 100 Jahre später als bei den Spielen 1936. Dies zu zeigen, dies sichtbar zu machen, würde bei jeden Spielen in den 30er Jahren passen." Falls es zu einer Kandidatur für 2036 kommen sollte, könnte auch Berlin zum Mitbewerber um die Spiele werden.

Sollte Deutschland aber wieder leer ausgehen, würde sich die Geschichte der Enttäuschungen und Niederlagen deutscher Bewerbungsversuche um Sommerspiele mit Berlin (für 2000), Leipzig (2012) und Hamburg (2024) oder für den Winter mit Berchtesgaden (1992) und München (2018 und 2022) verlängern.

Mronz kritisierte, dass beim DOSB nach den Niederlagen von Hamburg und München nie richtige Fehleraufbereitungen gemacht worden seien. Der Verband müsse aus einer "Traumatisierung rauskommen." Er bekräftigte seine Argumente für Olympische Spiele in den Städten des Rheinlands und des Ruhrgebiets: Die Sportstätten bestünden schon größtenteils, zudem sei "die Idee eine Chance für die Region".

Wichtig sei, nun wieder aufzustehen. "Wenn man auf den Platz geht, verliert und gewinnt man", sagte er. Zudem sei es gut, auch die Option 2032 noch nicht aufzugeben. "Heute zu sagen, man zieht den Stecker, obwohl noch keine offizielle Vergabe stattgefunden hat, wäre falsch."

© dpa-infocom, dpa:210226-99-605488/10

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