Landtagswahl 2018: Braucht Bayern einen dritten Nationalpark? Standpunkte der Parteien

München - Eine Frage, sieben Antworten: Lesen Sie hier den nächsten Teil unserer Serie zur Landtagswahl 2018. Diesmal: Braucht Bayern einen dritten Nationalpark? Das sagen die Parteien.
Ludwig Hartmann, Spitzenkandidat der Grünen
Über vier Jahrzehnte liegt die Gründung der erfolgreichen bayerischen Nationalparks im Bayerischen Wald und bei Berchtesgaden zurück. Seither haben sich die hochalpine Watzmannregion und der europäische Urwald an der bayerisch-tschechischen Grenze zu Hotspots der Artenvielfalt entwickelt. Sie sind Rückzugsgebiete für vom Aussterben bedrohte Tiere wie Steinadler, Alpensalamander oder Auerhahn und Pflanzen wie den Ungarischen Enzian und die Alpenrose. In Bayern gilt heute jede zweite Tierart als gefährdet. Selbst Allerweltstiere wie Feldhase, Kiebitz oder Grasfrosch leiden unter dem Verlust von Lebensraum und Nahrungsangebot. Das dramatische Insektensterben etwa führt zwangsläufig auch zu einem Rückgang unserer Vogelpopulation. Ich möchte eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt auch für unsere Kinder und Enkel erhalten. Dafür brauchen wir ungestörte und von Ackergiften unbelastete Rückzugsräume. Einen dritten Nationalpark im Steigerwald, einen vierten in den Donau- und Isarauen und einen fünften im Ammergebirge – das kann ich mir gut vorstellen!
Ludwig Spaenle, Direktkandidat der CSU in Schwabing
Naturschutz findet nicht nur in den Nationalparks statt. Überall in Bayern gilt es, die Schöpfung zu bewahren. Anstelle eines zusätzlichen Nationalparks starten wir eine Naturoffensive Bayern und stärken die bayerischen Naturparks. Dort richten wir Naturparkzentren ein. Zudem wollen wir Umweltbildung und das Naturerlebnis verbessern. Dazu werden wir ein Biodiversitätszentrum in der Rhön, ein Walderlebnis- und Eichenzentrum im Spessart, das „Zentrum Naturerlebnis alpin“ am Riedberger Horn und an der Donau ein begehbares Donauaquarium zusammen mit dem Haus im Moos einrichten. Besonders wichtig ist uns der Artenschutz in Bayern. Wir bauen das Bayerische Artenschutzzentrum in Augsburg und als Ergänzung Außenstellen in Laufen für die Artenvielfalt im Alpenbereich und in Veitshöchheim zum Schutz der Bienen.
Florian von Brunn, Direktkandidat der SPD in Giesing
Unbedingt! Wir brauchen mehr Flächen, in denen die Natur auch Natur sein darf. In Nationalparks gibt es eine enorme Artenvielfalt. Viele vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten finden dort eine Zuflucht. Darunter finden sich besonders viele Insektenarten wie Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge und Käfer. Nationalparke helfen also gegen das Insektensterben. Und wir können dort viel von der Natur lernen und forschen: zum Beispiel, wie Pflanzen und Tiere sich selbst an die Klimaerhitzung anpassen. Nationalparks sind außerdem Orte, an denen wir Menschen noch Natur erleben können, die nicht von uns gestaltet und genutzt wird. Ein großartiges Erlebnis, egal, ob für Kinder oder Ältere. Deswegen ziehen Nationalparks auch so viele Besucher an und tragen zum wirtschaftlichen Wohlergehen ganzer Regionen bei – und das im Einklang mit der Natur!
Ute Schiller-Schulze, Direktkandidatin der Freien Wähler im Stimmkreis München-Mitte
Wir Freie Wähler sprechen uns klar für den Grundsatz „Schützen durch Nützen“ aus. Viele unserer Kulturlandschaften sind erst durch eine regelmäßige Holznutzung entstanden. Daher wenden wir uns gegen großflächige Flächenstilllegungen. Neben den wirtschaftlichen Erträgen wird unserer Meinung nach hierdurch auch die CO²-Bilanz positiv beeinflusst. Durch die Entnahme hiebreifer Bäume, deren Wachstum und damit CO²-Speicherung zu stagnieren beginnt, wird Platz geschaffen für junge Bäume, deren Speicherpotenzial erneut ausgeschöpft werden kann. Durch die geschlagenen Bäume, die beispielsweise zu Bauholz weiterverarbeitet werden, wird das CO² langfristig im Holz gebunden. Sollte sich in Bayern aber ein geeignetes Gebiet finden und die Bevölkerung vor Ort dafür sein, sind wir für einen dritten Nationalpark.
Norbert Hoffmann, Generalsekretär der FDP Bayern
Wir Freie Demokraten befürworten die bereits bestehenden beiden bayerischen Nationalparks in Berchtesgaden und im Bayerischen Wald ebenso wie Initiativen für neue Naturparks. Naturschutz muss aber immer in Einklang mit der natürlichen und historisch gewachsenen Beziehung zwischen den Menschen vor Ort und ihrer Umwelt entstehen. Aus diesem Grund muss die Bevölkerung vor Ort der Schaffung neuer Nationalparks zustimmen.
Eva Bulling-Schröter, Spitzenkandidatin der Partei Die Linke
Bayern ist arm an ökologisch wertvollen Naturwäldern, die sich natürlich entwickeln dürfen. Durch Monokulturen und die ausschließlich gewinnorientierte Bewirtschaftung ist ihr Zustand besorgniserregend. Auch deshalb brauchen wir neben einem dritten auch noch einen vierten Nationalpark. Sie werden von hoher internationaler Bedeutung sein. Gerade der Steigerwald, genauso wie ein zukünftiger Auen-Nationalpark, können Schutzräume für Natur und Tiere bieten. Trotz einer Mehrheit in der Bevölkerung sträubt sich die bayerische Landesregierung hier wieder einmal, Zeichen für die Zukunft zu setzen, und bedient die gegnerische Lobby. Historische Chancen dürfen nicht verspielt werden, sondern müssen genutzt werden, im Sinne von Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Markus Plenk, Direktkandidat der AfD im Stimmkreis Traunstein

Die AfD Bayern spricht sich gegen einen weiteren Nationalpark in Bayern aus, weil kein geeigneter Standort ersichtlich ist. Naturparks oder Biosphärenreservate bieten einen weitaus besseren Schutzgebietsrahmen. Durch eine Extensivierung in der Landwirtschaft kann insgesamt ein viel größerer positiver Effekt für die Artenvielfalt erzielt werden und das zu wesentlich geringeren Kosten. Damit würde auch das Insektensterben gestoppt.