Landtag gedenkt der Nazi-Opfer: Eklat mit der AfD

München (dpa/lby) - Getrübt von einem Eklat mit der AfD hat der bayerische Landtag der Opfer des Nationalsozialismus gedacht - gemeinsam mit Überlebenden des Holocaust und deren Angehörigen. Einige Abgeordnete der rechtskonservativen Partei hatten am Mittwoch bei einer Rede der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, den Plenarsaal aus Protest verlassen. Sie kehrten erst nach dem Ende der Rede zurück. Knobloch hatte die AfD offen als nicht verfassungskonform attackiert. Von allen anderen Abgeordneten und vielen Gästen der Gedenkfeier erhielt Knobloch daraufhin großen Applaus und stehende Ovationen.
Für den Landtag war es der erste Eklat bei der seit Jahren stattfindenden Gedenkveranstaltung. Sie findet immer in zeitlicher Nähe zum internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz 1945, statt.
Neben Knobloch kamen auch Zeitzeugen der Nazi-Verbrechen zu Wort. "Ich wünsche allen Kindern, dass sie niemals so einen Hunger spüren müssen, wie wir ihn erlebt haben. Und ich wünsche uns allen, dass niemand so viele Tote sehen muss, wie wir sie gesehen haben", sagte Else Höllenreiner. Sie sprach für ihren gesundheitlich angeschlagenen, aber dennoch anwesenden, Ehemann Hermann, der als Angehöriger der Sinti als Kind in mehreren Konzentrationslagern war. Unter anderem musste er dort für den berüchtigten Arzt Josef Mengele arbeiten, der an Menschen Experimente durchführte.
Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) mahnte, die Verbrechen der Nationalsozialisten nie zu vergessen oder zu beschwichtigen: "Jedem, der die Erinnerung an die dunkelste Stunde Deutschlands in Zweifel zieht, will ich ganz deutlich sagen: Es ist unsere gemeinsame Verpflichtung dem Unrecht zu gedenken." Und mit Blick auf eine Äußerung des AfD-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Alexander Gauland, betonte sie: "Wie kann man da von einem "Vogelschiss" in der Geschichte reden?"
Karl Freller, Vorsitzender der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, warnte vor zunehmendem Extremismus und Fremdenfeindlichkeit. "Mit Hass kommt man nicht weiter", so Freller. "Der Hass ist das Gen für Rassismus, Vernichtungslager, Selektion, Vergasung, Vernichtung durch Arbeit, medizinische Experimente und Völkermord. Passen wir auf, dass sich dieses Gen in der Gegenwart nicht wiederfindet."