Zu Besuch an der Landshuter Fledermaus-Autobahn

Sie für die Forschung am Kötzlmühlbach zu fangen ist schwieriger als gedacht.
von  Claudia Hagn
Die Mückenfledermaus fliegt am Mittwochabend am häufigsten Klötzlmühlbach vorbei.
Die Mückenfledermaus fliegt am Mittwochabend am häufigsten Klötzlmühlbach vorbei. © aniel Karmann/dpa

Landshut - Könnte man die Echolot-Ultraschallrufe der Landshuter Fledermäuse hören, wäre nachts ein unfassbarer Lärm in der Stadt: Denn Fledermäuse schreien und rufen ab Sonnenuntergang bei der Jagd quasi ununterbrochen, wenn sie auf der Jagd sind und ihre Echolot-Rufe von Insekten und Gegenständen reflektiert werden.

Sehen kann man sie als flatternde Schatten in der Luft. Wer sie hörbar machen will, braucht einen Fledermausdetektor, der die Ultraschallrufe für das menschliche Ohr übersetzt. Ein "plip-plop"-Glucksen, plätscherndes Knattern und Rattern wie bei einem Geigerzähler ist dann zu hören.

20 Fledermaus-Arten in Landshut nachgewiesen

Am Mittwochabend trafen sich Fledermausexperten, Umweltschützer und andere Interessierte, um beim von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises organisierten Info-Abend alles über Fledermäuse zu erfahren. Und das Glucksen, sphärische Knattern und Rattern aus den Fledermausdetektoren war allgegenwärtig am Klötzlmühlbach zwischen Klinikum und Rathaus II. Dass Fledermäuse ganz besondere Tiere sind, erläuterte Andreas Zahn von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Südbayern - und gab einen Schnelleinblick in die Besonderheiten der flinken Flieger.

Andreas Zahn.
Andreas Zahn. © Claudia Hagn

Etwa 25 Arten gibt es deutschlandweit, 20 davon sind in Landshut nachgewiesen. Viele von ihnen nutzen den Klötzlmühlbach sozusagen als Straße, als Autobahn, an der entlang sie Insekten jagen. Welche Fledermäuse es sind, konnte man an den Ausschlägen des Detektors am Mittwochabend genau erkennen: Jede der Arten ruft auf einer bestimmten Frequenz - auf 44 Kilohertz hört man die Zwergfledermaus, auf 55 die Mückenfledermaus, auf 80 die Wasserfledermaus. Sie alle schwirren in der Stadt herum und haben in diversen Gebäuden Quartier bezogen. Am Rathaus II konnte man 2019 in tagelanger Feinarbeit während einer Sanierung zum Beispiel zig Mückenfledermäuse hinter Fensterverkleidungen orten. Für sie wurden nun spezielle Kästen angebracht.

Im Oktober kommen laut Biologin Irene Wagensonner hunderte Abendsegler mit ihren Jungen aus dem Norden Deutschlands, um an der Rentenversicherung neben dem CCL zu überwintern. Ihre Sozialrufe kann man als helles Zwitschern als Mensch sogar hören.

Die Fledermäuse wohnen je nach Art in Ritzen, Spalten, auf weitläufigen, ruhigen Dachböden wie etwa das Mausohr in der Stadt und im Umkreis. 20 bis 30 Jahre werden die Tiere alt, was für so kleine Säugetiere sehr ungewöhnlich ist. Sie bekommen einmal im Jahr ein bis zwei Junge. "Deshalb erholen sich die Bestände auch so langsam, weil die Population nur langsam wächst", sagt Zahn.

Fledermäuse einzufangen ist nicht so einfach

Um mehr über die Tiere zu erfahren, ihre Art zu bestimmen und unter anderem ihren Entwicklungszustand zu klären, müssen manchmal Fledermäuse für kurze Zeit gefangen werden; mit Ausnahmegenehmigung der Umweltbehörden. Wie schwer das sein kann, zeigte sich am Mittwochabend.

Über große und sehr feine Netze versuchte Andreas Zahn wenigstens ein Exemplar zu sichern: vergebens. Die Tiere schwirrten zwar über die Köpfe, drehten aber dank ihres Echolots immer zielgenau vorm Netz um.

"Die Landshuter Fledermäuse sind offenbar sehr schlau", musste Zahn irgendwann zugeben. Über die Detektoren war immerhin sichtbar: Die Mückenfledermaus fühlt sich am Hammerbach besonders wohl.

Gesichertes Tier hin oder her, was an diesem Abend klar wurde: Es sind viele Fledermäuse in der Stadt unterwegs. Man muss nur abends den Blick ein wenig nach oben richten, dann sieht man sie - und wer Glück hat, hört ihre Sozialrufe als leises, knackendes Gezwitscher.

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