Wegen Baustelle zwischen Landshut und München: Ticket-Wirrwarr bei der Bahn

Landshut - Als wäre die Verwirrung durch die Mega-Baustelle nicht schon groß genug, macht auch das Tarifsystem der Deutschen Bahn offenbar manchmal das, was es nicht soll. Nämlich seltsame Preise berechnen.
Clara Stark hat die AZ darauf aufmerksam gemacht; sie pendelt seit Februar jede Woche zwei Mal mit der Bahn nach München und zurück.
Gezahlt hat sie bisher für Hin- und Rückfahrt 17,30 Euro, den regulären Preis mit der Bahncard 50. Als die Bauarbeiten dann begonnen haben, stieg der Preis plötzlich auf 19,85 Euro. "Warum das so war? Ich habe keine Ahnung", sagt Clara Stark.
Sie fragte beim Online-Kundendienst der Deutschen Bahn nach und wollte den Differenzbetrag erstattet haben. Verständlich: Denn schließlich sei sie ja sowieso schon 50 Minuten länger unterwegs. Und dafür sollte sie jetzt auch noch mehr bezahlen?
Keine Entschädigung
Es seien zwar nur ein paar Euro - aber auf die sechs Wochen Fahrtzeit summiere sich das dennoch zu einem höheren Betrag.
Der Online-Kundendienst der Bahn schrieb jedoch nur eine Entschuldigung zurück. Es handle sich um einen sogenannten "Flextarif", da könne man nichts machen. Entschädigung: Fehlanzeige.
Doch damit nicht genug: Es gibt auch einen "regulären" Preis für die Strecke Landshut - München. Der Einzelfahrschein beträgt seit der Baustelle 17,80 Euro, obwohl er früher bei 17,30 Euro lag, ist also 50 Cent teurer.
Die AZ hat daraufhin bei der Deutschen Bahn nachgefragt. Schließlich kam heraus: Offenbar gibt es laut Bahnsprecher seit dem Beginn der Baustellenphase im Preisberechnungssystem der Ticketautomaten ein Problem mit dem Algorithmus.
Preis wird nach Streckenlänge berechnet
Das Computersystem berechnet nämlich die Ticketpreise nicht nach der Fahrzeit, sondern nach der zurückgelegten Strecke, so ein Bahnsprecher. Und die hat sich mit dem Schienenersatzverkehr - ab Freising müssen die Pendler bekanntlich Umwege mit Bussen und ähnlichem unter anderem über den Flughafen in Kauf nehmen - deutlich verlängert.
Will meinen: Dass die Kunden trotz nerviger längerer Fahrzeiten dafür auch noch etwas tiefer in die Tasche greifen müssen, ist die Schuld der Computer.
Doch der Wirrwarr war damit vergangene Woche noch lange nicht beendet: Als die AZ am vergangenen Donnerstagnachmittag gegen 16 Uhr die Preisangaben zwischen München und Landshut abrufen will, gibt es schon wieder einen neuen Preis. Statt 17,80 Euro werden plötzlich knapp vier Euro mehr verlangt für die Strecke.
Doch es ist laut Bahn Besserung in Sicht: Mittlerweile sind die unterschiedlichen Preise zwischen Landshut und München an die Zentrale in Frankfurt weitergegeben worden. Und wie die Bahn gestern auf AZ-Anfrage mitteilt, wird daran gearbeitet.
Bahn will Preis senken
Bereits am Dienstag soll das Problem gelöst sein. "Wir bemühen uns, dass der Preis dann sogar ein bisschen unter 17,30 Euro fällt", so ein Bahnsprecher.
Falls Kunden dennoch teurere Ticketpreise auffallen sollten, bittet die Bahn sich das zu viel gezahlte Geld über den Kundendialog der DB Regio Bayern oder unkomplizierter in den Reisezentren München und Landshut rückerstatten zu lassen.
Wer einen teureren Preis gezahlt hat, kann sich an den Kundendialog der Deutschen Bahn wenden - Tel. 089/20355000 oder per E-Mail an kundendialog.bayern@deutschebahn.com. Rückerstattungen können auch in den Reisezentren München und Landshut geltend gemacht werden.