Warnung vor Einbrecherbanden

Wenn Polizisten von verheerenden Zahlen sprechen, lässt sich erahnen, wie erfolgreich die Einbrecher letzte "Saison" waren
Landshut - Wenn es früher dunkel wird, schnellen die Einbruchszahlen in Landshut in die Höhe. Die Täter kommen meist aus Osteuropa. Sie suchen sich Orte in der Nähe einer Schnellstraße und begehen bei ihren Reisen oftmals ganze Einbruchsserien. So auch letztes Jahr in Ergolding. Die Polizei beginnt deshalb schon jetzt ihre Vorbereitungen auf die neue "Saison".
Dabei sind die Beamten auf die Hilfe der Bürger angewiesen. Rudolf Kuchler vom Kommissariat für Einbruchskriminalität sagt: "Die Bürger sind unsere Augen und Ohren." Die Polizei setzt bei der Aufklärung und Prävention so stark wie bei keinem anderen Delikt auf die Hilfe der Bürger.
Aufmerksam sein, ja, den Helden spielen, nein, sagt die Polizei
Bisher klappt das nicht einwandfrei. Kuchler erinnert sich an einen Fall, der sich vor einem Jahr auf dem Hofberg zugetragen hat. Zehn Mal wird dort hintereinander eingebrochen. Jedes Mal wird mit einem Stein eine Glasscheibe des Hauses eingeschlagen. Kein einziges Mal werden Bewohner darauf aufmerksam oder rufen die Polizei. Es fehlt vielerorts an der nötigen Sensibilität. Deshalb appelliert Kuchler noch einmal ausdrücklich: "Man braucht keine Angst haben, die 110 zu wählen, wenn man etwas Verdächtiges bemerkt."
Eine weitere Bitte der Polizei: Bei verdächtigen Autos immer das Kennzeichen notieren. So kann die Polizei die Personen im Zweifel direkt überprüfen.
Trotzdem warnt Kuchler vor zu viel Übermut: "Niemand sollte im Ernstfall den Helden spielen." Gemeint ist, sich etwa einem Einbrecher in den Weg zu stellen. Das sei eine schlechte Idee. Einbrecher seien zwar in der Regel nicht auf Konfrontationen aus, könnten aber wenn sie ertappt werden, unerwartet reagieren oder sich den Weg frei kämpfen wollen.
Die Einbruchswerkzeuge, die verwendet werden, seien in fast allen Fällen recht einfache Gegenstände mit großer Hebelwirkung wie große Schraubenzieher, sagt Manfred Maier, Kriminalhauptkommissar im Kommissariat 2. Fenster und Terrassentüren können innerhalb weniger Sekunden und mit wenig Kraftaufwand geöffnet werden.
Die meisten Einbrüche werden zwischen 17 und 20 Uhr begangen. Dann, wenn die meisten Bewohner noch unterwegs sind. "Da rührt sich noch was auf den Straßen", so die Beamten. "Um drei Uhr in der Früh fällt man da schon eher auf als Einbrecher."
Ein verheerender Winter für die Bewohner von Ergolding
Von Ergolding durch den Landkreis über Altdorf, Pfeffenhausen bis nach Ingolstadt: Entlang der B299 blieb fast keine Ortschaft vor Einbrechern verschont. Maier: "Wir hatten letztes Jahr einen verheerenden Winter."
An den Tatorten wurde immer wieder die gleiche männliche DNA gefunden. Seit 2011 ist diese DNA bereits in verschiedenen Bundesländern im Zusammenhang mit Einbrüchen aufgetaucht. Geschnappt wurden der Täter und seine Bande jedoch noch nicht.
Die Polizei hat reagiert und weiteres Personal angefordert. Sie werden als Zivilstreifen und als Uniformierte in Ortschaften eingesetzt. Wo der nächste Bruch steigt, wissen sie dennoch nicht.
Daher ist die Hilfe der Bevölkerung so wichtig: Die meisten Aufklärungserfolge haben sie dann, wenn Bürger schnell reagieren oder entscheidende Hinweise geben können.
Daher der Appell der Kriminalpolizei an die Bevölkerung: "Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig anrufen. Die Menschen können so viel mehr tun, als sie glauben", sagt Kuchler.
Fast die Hälfte aller Einbrüche bleiben im Versuch stecken
In einbruchssichere Fenster, Bewegungsmelder und Alarmanlagen zu investieren, um es Einbrechern möglichst schwer zu machen, das kann teuer werden. Ein Einbruch aber noch teurer. Die Erfahrung zeigt nämlich, dass wenn ein Einbrecher nicht schnell genug in ein Gebäude gelangt, er meist nach kürzester Zeit ablässt. "Fast die Hälfte aller Einbrüche bleiben bei einem Versuch", sagt Manfred Maier. Viele Bürger haben das bereits erkannt und beginnen ihre Häuser und Wohnungen einbruchssicher zu machen.
Die AZ hat bei der Polizei nach Tipps nachgefragt : Mit ausreichender Beleuchtung kann man Tätern Anwesenheit vortäuschen, mit Gesprächen die Nachbarschaft sensibilisieren und Fenster und Türen immer verschließen. Wer noch mehr machen möchte, sollte den Fokus auf Fenster, Türen und Kellerschächte legen.
Meist ist es nicht der materielle Verlust, der den Opfern zu schaffen macht, sondern das Gefühl, dass jemand Fremdes bei einem daheim war, sagen die Kriminalbeamten.
Bargeld und Schmuck liegen besonders im Visier der Täter. Der Durchschnittsbeuteschaden liegt bei 1 500 Euro. Der psychische Schaden wiegt dabei aber immer höher.