Vor dem Landgericht startete der Prozess wegen schwerem sexuellen Missbrauch
Der Vorwurf wiegt schwer: Alexander F. (sämtliche Namen von der Redaktion geändert) soll zwischen 2007 und 2011 die Tochter seiner damaligen Lebensgefährtin sexuell missbraucht haben. Sollte sich die Anklage bestätigen, droht dem heute 52-Jährigen eine mehrjährige Haftstrafe.
In einem Gespräch zwischen den Prozessbeteiligten zeigte sich die Staatsanwaltschaft kompromisslos und stellte selbst für den Fall eines vollumfänglichen Geständnisses eine Haftstrafe von fünf Jahren und drei Monaten in Aussicht. Für die Verteidigung war dies nicht akzeptabel, weshalb das Gespräch ergebnislos abgebrochen wurde. Am ersten Prozesstag vor der Jugendkammer des Landgerichts Landshut stand neben der Verlesung der Anklage die Aussage der Geschädigten im Mittelpunkt. Diese belastete den Angeklagten in erheblicher Weise.
Laut Anklage hatte sich der Angeklagte unter anderem des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in 33 Fällen schuldig gemacht. Das Ausmaß der Übergriffe habe sich im Laufe der Zeit gesteigert.
Auftritt des Opfers vor Gericht - die Schilderungen machen betroffen
Demnach habe der Beschuldigte auch den Beischlaf mit dem Mädchen, das sich damals noch im Grundschulalter befand, vollzogen. Eine Handy-Auswertung aus dieser Zeit, die vor Gericht verlesen wurde, ergab das Bild eines unsicheren jungen Mädchens voller Selbstzweifel, das erste Schwärmereien für Gleichaltrige empfand, zugleich aber den Angeklagten als absolute Bezugsperson in ihrem Leben ansah. Dieser Eindruck festigte sich in der Aussage von Karin R.
Ihr Auftritt vor Gericht stand im deutlichen Kontrast zu den Textnachrichten, die am Vormittag verlesen worden waren. Karin R., heute 19 Jahre alt, zeigte sich selbstsicher, als eine junge Frau, die trotz der damaligen Ereignisse ihren Weg gegangen ist, an einem Landshuter Gymnasium ihr Abitur gemacht und im Anschluss ein Studium aufgenommen hat.
Die Erinnerungen wühlten sie dennoch sichtlich auf, als sie auf Aufforderung des Vorsitzenden Richters Theo Ziegler den chronologischen Ablauf schilderte: "Er hat mir regelmäßig Pornos gezeigt, als ich acht oder neun Jahre alt war. Dazu hat er auch begonnen, mich mit dem Finger zu befriedigen. Und dann immer weiter gemacht, bis zum Vaginalverkehr." Er sei es auch gewesen, der sie entjungfert habe. Sie habe die Übergriffe, die "mindestens einmal die Woche" stattgefunden hätten, für sich behalten, sich niemandem anvertraut: "Zum einen dachte ich, das wäre normal. Ich hatte ja auch Gefallen daran. Zum anderen sagte er, ich solle es niemandem sagen, weil das unser Geheimnis sei."
Die sexuellen Übergriffe endeten, als das Opfer 13 war
Das sei für ein Kind ihres Alters natürlich aufregend gewesen. Die Übergriffe hätten sowohl im häuslichen Bereich als auch bei verschiedenen Urlauben stattgefunden. Außerhalb des Sexuellen sei das Verhältnis zwischen ihnen normal gewesen: "Fast wie zwischen Vater und Tochter. Ich konnte mit ihm über alles reden."
Zugleich habe er sie jedoch gegen ihre Mutter aufgestachelt und auch über ihren leiblichen Vater schlecht geredet. Die Übergriffe hätten erst im Sommer 2011 endgültig geendet – damals war Karin R. 13 Jahre alt. Der Kontakt zum Angeklagten habe aber – vor allem auf sein Betreiben hin – weiterhin bestanden. Erst mit knapp 15 Jahren, als sie ihren ersten richtigen Freund kennengelernt habe, habe es bei ihr "klick" gemacht". "Ich habe da erst gemerkt, was er mir angetan hat. Ich hatte das schrecklichste erste Mal, das ein Mädchen nur erleben kann." Sie habe ihrer Mutter alles erzählt und daraufhin bei der Polizei Anzeige erstattet.
Der Prozess wird fortgesetzt.
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