Vier Monate "Gastro-Lockdown" bringen das Fass zum Überlaufen

Die Wirtshäuser haben geschlossen, die Schlossbrauerei Hohenthann bleibt auf ihrem Bier sitzen. 15.000 Liter werden nun weggeschüttet.
von  Anna Kolbinger
Das Bier, das die Hohenthanner Schlossbrauerei wegschüttet, ist Bier vom Fass.
Das Bier, das die Hohenthanner Schlossbrauerei wegschüttet, ist Bier vom Fass. © Hohenthanner Schlossbrauerei

Landshut - In Hohenthann ist man tief gefallen: Der Mittwoch ist ein schwarzer Tag in der 157-jährigen Firmengeschichte der Hohenthanner Schlossbrauerei. Bräu Johannes Rauchenecker schüttet 15.000 Liter Bier weg. Nicht einfach so, sondern weil er muss.

15.000 Liter Bier weggeschüttet

Grund ist der nun schon vier Monate dauernde Lockdown in der Gastronomie. Seit November sind Wirtshäuser und Restaurants nun schon geschlossen und dürfen nur noch Essen und Getränke to go anbieten. Das bekommen auch die Brauereien zu spüren: Sie verkaufen quasi kein Bier mehr, das in der Gastronomie ausgeschenkt wird.

Hohenthanner Schlossbrauerei: Fassbier war für Gastronomie bestimmt

Die Hohenthanner Schlossbrauerei hat nun die ersten Konsequenzen daraus ziehen müssen: Die 15.000 Liter Bier, die sie wegschütten musste, waren Fassbier, das für die Gastronomie abgefüllt wurde. Wie Rauchenecker erklärt, wurde das Bier rund zwei Wochen bevor der Lockdown im November verkündet wurde, abgefüllt. "Damals konnte man noch gar nicht abschätzen, dass der Lockdown so lange dauert", sagt Rauchenecker. Da sich das Bier der Schlossbrauerei etwa drei bis vier Monate hält, habe man sich nun zu diesem Schritt entschieden. Entsorgt werden mussten laut Rauchenecker die 50-Liter-Fässer.

Die Brauerei habe keine andere Möglichkeit gesehen, als sie wegzuschütten. Denn so schnell wird die Gastronomie voraussichtlich nicht öffnen dürfen - und selbst wenn, will Rauchenecker seinen Kunden kein altes, sondern frisches Bier anbieten. Zudem musste Platz für neues Bier im Lager geschaffen werden. Das Bier in Flaschen umzufüllen, sei technisch nicht möglich.

Warum wurde das Bier nicht verschenkt?

Die Fässer günstig zu verkaufen oder zu verschenken sei im Lockdown keine Option. Müsste man die 50 Liter Bier dann doch quasi alleine in der Familie trinken, weil Kontaktbeschränkungen gelten. Aus dem gleichen Grund kann die Brauerei selbst auch kein Freibierfest halten. Das sei erst wieder möglich, wenn die Corona-Beschränkungen gelockert werden.

Weitere 10.000 Liter fließen bald in den Ausguss

Wahrscheinlich müsse die Schlossbrauerei bald noch weitere 10.000 Liter vernichten. Da es sich dabei aber um 30-Liter-Fässer handelt, versucht man diese über eine Online-Plattform, die Lebensmittel rettet, die weggeworfen werden sollen, doch noch an den Mann zu bringen. "Vielleicht findet sich ja eine große Familie, die viel Bier trinkt", meint Rauchenecker.

Wie Rauchenecker sagt, wird es wohl früher oder später auch anderen Brauereien so ergehen. Das Bier der Großbrauereien sei durch das Pasteurisieren zwar länger haltbar, wenn es aber abläuft, seien deutlich größere Mengen betroffen als bei der Hohenthanner Schlossbrauerei. Neben den Fässern musste man nur geringe Mengen - also einzelne Kisten - Flaschenbier entsorgen, erklärt Rauchenecker. Auch das Bier, das vorwiegend in Restaurants und Wirtshäusern ausgeschenkt wird. Im ersten Lockdown habe man nur geringe Mengen entsorgen müssen, nun sei es anders, vor allem weil die Gastronomie schon so lange zu hat.

Insgesamt spürt die Hohenthanner Schlossbrauerei seit Anfang des Jahres die Corona-Krise viel deutlicher als im vergangenen Jahr. Rauchenecker spricht von "massiven Einbrüchen", die die Schlossbrauerei wohl in den ersten beiden Monaten 2021 verkraften muss. Einbußen hat die Brauerei auch, weil die vielen Faschingsveranstaltungen komplett wegfallen, auf denen gerne mal ein - oder auch mehrere - Gläser Bier getrunken werden.

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