Viele soziale Einrichtung in Landshut über Weihnachten geschlossen

Landshut - Weihnachten 2020 ist anders. Für alle. Auch für diejenigen, für die das Fest ohnehin nicht bedeutet, sich mit der Familie den Bauch vollzuschlagen und sich gemeinsam auf das Wesentliche zu besinnen. Auch für Obdachlose, Arme und Einsame ist das Weihnachtsfest 2020 ein anderes. Denn Angebote von Einrichtung finden dieses Jahr kaum statt.
Weihnachtsfeier der Berberhilfe muss wegen Corona ausfallen
Normalerweise bietet die Berberhilfe eine kleine Weihnachtsfeier und ein gemeinsames Würstelessen an. Dieses Jahr wird es beides nicht geben. "Wir sind schon froh, dass wir wenigstens die Essensausgabe offenhalten dürfen", erklärt Mitarbeiterin Silke Baumgärtner. Mittwoch und Samstag ist diese geöffnet - also auch am 23. und 26. Dezember.
Die Berberhilfe bietet dieses Jahr wieder einen "umgekehrten Adventskalender" an. Dabei konnten bis zum Wochenende Päckchen mit Hygieneartikeln und Lebensmitteln dort abgegeben werden. Die Mitarbeiter der Berberhilfe stellen daraus kleine Weihnachtspackerl zusammen und verteilen diese am 23. Dezember an die Obdachlosen. Wenn Geschenke übrig bleiben, werden diese an den kommenden Öffnungstagen noch ausgegeben. Außerdem gibt es dort auch 70 Portionen gesponsorten Schweinebraten. "Den dürfen die Klienten leider wegen der Hygieneregeln nicht vor Ort essen", erzählt Astrid Kindsmüller aus dem Vorstand der Berberhilfe in Landshut.
Gerade für Obdachlose wird es schwieriger als sonst
Kindsmüller kann sich vorstellen, dass die nächsten Tage viel los sein wird in der Ausgabestelle an der Klötzlmüllerstraße: "Weil die Tafel geschlossen hat, werden sicher mehr Leute kommen." Die Tafel ist bereits seit dem 19. Dezember geschlossen und öffnet erst am 15. Januar wieder. Kindsmüller und ihre Mitstreiter in der Berberhilfe finden es sehr bedauerlich, dass es dieses Jahr wegen Corona keine wirklich festlichen Angebote gibt, "das war die Jahre zuvor immer sehr nett", so Kindsmüller.

Ludwig Stangl, Geschäftsführer der Caritas, habe leider auch keine guten Neuigkeiten für Bedürftige. "Wegen Corona ist unser gesamtes Angebot reduziert. All unsere kleinen Weihnachtsfeiern mussten ausfallen. Das ist wirklich tragisch", sagt Stangl. Zwar laufen die stationären Einrichtungen, wie zum Beispiel Kinderheim und Frauenhaus weiter, aber gerade für Obdachlose sei es dieser Tage noch schwieriger als sonst.
Für Notfälle ist die Caritas weiter erreichbar
Um den Schutz vor dem Coronavirus für Klienten und Mitarbeiter zu gewährleisten, sei der Kontakt eben so reduziert wie möglich. "Das ist schlimm, denn wir fühlen uns zuständig für die Menschen und wollen helfen, aber die Situation lässt das einfach nicht in vollem Ausmaß zu", so Stangl. Für die Situation findet Stangl ein anschauliches Sinnbild: "Für uns fühlt es sich genauso an, als würde man der Feuerwehr das Wasser abdrehen." Das Wasser der Caritas seien die Kontakte. "Es wird - im übertragenen Sinne - ein harter Winter", sagt Stangl.
Man könne eben nur in kleinstem Maße agieren. Bei Notfällen ist allerdings die Caritas unter 0871/8051100 erreichbar. Auch das Angebot des Landshuter Netzwerks ist durch Corona stark eingeschränkt. Veranstaltungen zu Weihnachten gibt es kaum. "Wir können nur eine ganz kleine Zusammenkunft anbieten für diejenigen, die gar niemanden haben", erklärt Christine Lohrey, Mitarbeiterin des Landshuter Netzwerks. Allerdings richte sich dieses Angebot an bereits bekannte Klienten. Die Plätze dafür sind voll.
Leiterin des Sozialamts: "Uns sind allen die Hände sehr gebunden"
Auch wenn das Netzwerk bedauert, nicht mehr anbieten zu können, weiß Lohrey auch etwas Schönes zu erzählen. "Durch die Not haben sich auch einige Leute zusammen gefunden, die nun gemeinsam - als zwei Hausstände - wie Freunde Weihnachten feiern. Das ist trotz der aktuellen Lage eine sehr schöne Sache." Vonseiten des Sozialamts sind auch keine weiteren Angebote bekannt. Allerdings geht die Essensausgabe an der Pforte des Klosters Seligenthal auch über die Feiertage weiter. Dort gibt es täglich Essen ab 11 Uhr. Heidi Lehrhuber, Leiterin des Sozialamts, erklärt: "Es ist schlimm, weil uns allen die Hände sehr gebunden sind."
In absoluten Notfällen können sich Obdachlose täglich von 17 bis 18 Uhr beim Nikolausheim beim Hausmeister melden. Das Sozialamt ist zwischen den Feiertagen notfallmäßig in der Zeit von 8 bis 12 erreichbar (0871/881250). Außerdem sind die Nummern der Telefonseelsorge durchgehend erreichbar. Diese können bei akuter Einsamkeit mit Gesprächen helfen (0800/111 02 22 und 0800/111 01 11).