Verein "Lebensachsen": Rikscha statt Rollator

Landshut - Da fühl ich mich direkt wie die Queen", sagt Ingeborg Reischl (78), als sie sich in die Rikscha vor dem St. Jodok Stift setzt. Schick gemacht haben sich sie und ihre Freundin Rosi Glogger (80) für diesen Tag; und ein bisschen aufgeregt sind sie.
Am Montag findet die erste Rikscha-Tour durch die Stadt gleich am Morgen statt. Die professionellen Fahrer Jens Ickert und Falk Hilber kutschieren die Bewohner des St. Jodok-Stifts durch die Altstadt, an der Isar entlang, über die Mühleninsel.
Etwa 30 Minuten dauert eine Tour. Dann sind die nächsten Passagiere an der Reihe. Ins Leben gerufen wurde die Idee der Senioren-Touren vom noch jungen Verein "Lebensachsen".

Zu wenige Spenden
Unter dem Motto "Raus aus dem Lockdown, rein in die Stadt", organisierten sie extra die professionellen Rickscha-Fahrer Ickert und Hilber aus München, die am Montag auch ihre umgebauten Gefährte mitbringen.
"Die Zeit für die Menschen in den Seniorenheimen war schwer. Wir wollten ihnen eine Freude machen, wieder mal etwas außergewöhnliches bieten", erklärt Evi Wimberger von "Lebensachsen". Man habe versucht, das Ganze durch Spenden zu finanzieren, doch es kam nicht genügend Geld zusammen.
Ehrenamtlich funktioniert die Aktion trotzdem
"Der Kostenvoranschlag, den wir eingeholt hatten, bewegte sich im vierstelligen Bereich", erklärt Birgitta Spanner, Vorsitzende von "Lebensachsen". Diese Summe war für den Verein nicht zu stemmen. Trotzdem konnten sie mit ihrer Idee überzeugen und eine ganze Gruppe Menschen dafür begeistern, die Aktion ehrenamtlich durchzuziehen.
So auch die Jungs von Rikschaguide.com. Gründer Falk Hilber sagt dazu: "Das ist eine schöne Sache. Es ist toll, die Leute nach so einer Zeit wieder so lachen zu sehen."

Außer Fahrtgeld für den Transport der Rikschas aus München bekommen sie nichts. Abgesehen von den vielen dankbaren Worten der Bewohner und dem Lächeln, das ihnen die Landshuter schenken, an denen sie vorbei radeln.
Auch Rotraud Reschke (95) findet die Aktion "erste Klasse", wie sie sagt. "Ich finde es toll, dass man sich für uns so viel Mühe gibt." Sie sitzt heute nicht das erste Mal in einer Rikscha. Stolz erinnert sie sich an eine Reise nach Thailand vor vielen Jahren. "Das war wunderbar, aber heute ist's genauso wunderbar", findet Reschke.
Die 95-Jährige teil sich die Sitzbank am Montag mit Arthur Ulmer. Er ist 98, gibt er rüstig zu Protokoll. Beim Ein- und Aussteigen in das Gefährt hilft das Personal vom Jodok Stift. Ulmer ist glücklich, durch die Stadt kutschiert zu werden: "Das ist endlich wieder mal was anderes!"

So wie Reschke und Ulmer dürfen in den kommenden Tagen noch viele andere Altenheimbewohner Landshuts mit der Rikscha durch die Innenstadt fahren. Heute ist St. Rita an der Reihe, morgen das Magdalenenheim und am Donnerstag das Matthäusstift.

Bald könnte es eine behindertengerechte Rikscha geben
Die beiden Fahrer aus München sind nur am Montag zu Gast, für die kommenden Tage hat "Lebensachsen" aber weitere ehrenamtliche Fahrer engagiert.
Wir sind überwältigt, dass es auch ohne Geld geklappt hat", sagt Vorsitzende Birgitta Spanner. Für die Zukunft würde sie sich wünschen, dass doch noch etwas mehr finanzielle Unterstützung ihrem Verein zu Gute kommt, denn am liebsten würden sie selbst eine senioren- und behindertengerechte Rikscha anschaffen.

"Weil wir mit dem Versuch heute gemerkt haben, wie super das klappt und wie viel Freude es den Menschen bereitet", so Spanner.
Auch Max Ziegler (92) fände es eine tolle Sache, öfter Ausflüge dieser Art zu unternehmen. Nach der Fahrt mit den sympathischen Burschen witzelt er: "Mit so einer Rikscha ist man eben doch schneller als mit dem Rollator. Da tausche ich gerne ab und zu das Gefährt!"
Wer den Verein "Lebensachsen" unterstützen möchte, kann das direkt über die Homepage unter www.lebensachsen.de