Unwetter über Landshut: So viel Wasser von oben wie selten
In der Neustadt wringt ein junger Mann am Mittwochvormittag ein Handtuch aus. Sein Keller ist in der Nacht voller Wasser gelaufen, am Vormittag ist das Gröbste schon beseitigt. Auf den Straßen ist noch ein wenig Schlamm zu sehen, die letzten Spuren des heftigen Unwetters, das in der Nacht auf gestern über die Stadt zog. Der junge Mann in der Neustadt dürfte noch glimpflich davongekommen sein; andere traf es da viel schlimmer. Gegen halb drei Uhr nachts fing es nämlich über der gesamten Stadt an, heftig zu regnen und auch zu blitzen: 4.000 Blitze, wie ein Blick auf das Blitzradar am Mittwochmorgen zeigt.
Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) fielen an der Messstation Landshut-Reithof insgesamt 41 l/m², davon gut die Hälfte bereits innerhalb von nur zehn Minuten beziehungsweise 36 l/m² innerhalb von 20 Minuten. Die Menge, die innerhalb von 20 Minuten fiel, entspricht dabei laut dem DWD schon der Kategorie "Jahrhundertereignis". Die großen Regenmengen bestätigt auch Dominik Zehatschek, Sprecher der Landshuter Feuerwehr. Er und seine Kollegen waren mit rund 200 Einsatzkräften die ganze Nacht und auch den ganzen Mittwoch damit beschäftigt, die Schäden zu beseitigen.
Landshuter Feuerwehr 210 mal im Einsatz
Als die Freiwillige Feuerwehr am Mittwochmorgen eine Zwischenbilanz zieht, sind es bis zum Morgen bereits rund 160 Einsätze, davon gut 60 in der Stadt. Bis zum Mittwochnachmittag erhöht sich die Zahl auf 210 insgesamt, davon fallen 90 in die Stadt.
Dort waren ab etwa 3 Uhr alle Löschzüge der Landshuter Feuerwehr sowie das THW Landshut im Einsatz. Sie mussten vor allem im Landshuter Westen bis zur Wolfgangsiedlung, im gesamten Industriegebiet und in der Innenstadt vollgelaufene Keller und Unterführungen auspumpen, umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste beseitigen.

Vor allem der "extreme Regen" beschädigte viele Gebäude, lief in Keller, aber auch in Erdgeschosse, wurde durch Gullys nach oben gedrückt. In der Eisenbahnunterführung am Rennweg steckte ein Rettungswagen im Wasser fest, weil Wasser in den Motorraum des Autos eingedrungen war. Das Fahrzeug musste durch die Feuerwehr herausgezogen werden.
Viele Wasserschäden nach Unwetter in Landshut
Gerade die Beseitigung der Wasserschäden in den betroffenen Gebieten zog sich aufgrund der großen Flächen noch über den gesamten Mittwoch hin. Unter anderem waren laut Zehatschek durch die Wassermassen ein großes Möbelhaus, ein Lebensmittelgroßhandel, ein Elektrofachmarkt, ein Pharmaunternehmen, die Kindergärten St. Konrad und St. Nikola, ein Hotel in der Wolfgangsiedlung, ein Modehaus in der Innenstadt sowie mehrere Tiefgaragen großer Mehrparteienhäuser betroffen.

Im Achdorfer Rosental ergossen sich aus dem hinteren Bereich wieder Wassermassen bis zur Bachstraße und sorgten laut Feuerwehr phasenweise für verschlammte Keller, nicht mehr passierbare Fahrbahnen sowie ausgehobene Gullydeckel. Dort wurden mittlerweile von den Bauamtlichen Betrieben Sandsäcke ausgegeben, um für weitere Regenmassen gewappnet zu sein. Teils standen auch die Landshuter Altstadt und die Neustadt knöcheltief unter Wasser, Regenmassen stürzten von den Häusern nach unten. Auch das Literaturcafé direkt an der Isar wurde zum Beispiel überschwemmt wie viele andere Gebäude auch.
Viel Arbeit für die Landshuter Polizei: Ampeln ausgefallen, Alarme ausgelöst
Auch bei der Polizei waren in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch zahlreiche Anrufe eingegangen. Neben ausgelösten Alarmen mussten die Beamten auch für drei Kreuzungsbereiche im Stadtgebiet die Verkehrsleitung übernehmen, weil die Ampelanlagen ausgefallen waren.
Doch nicht nur auf der Straße, sondern auch in den eigenen vier Wänden hatte die Landshuter Polizei gut zu tun: Wegen eines verstopften Gullys drang Wasser in das Gebäude in der Neustadt 480 ein. Akten und Möbel mussten in Sicherheit gebracht werden, weil teils knöcheltief das Wasser in den Räumen der Polizeistation stand. "Wir hatten Glück, weil nur Regenwasser eindrang und kein Schlamm", sagt Patrick Baumgartner, Sprecher der Polizeiinspektion Landshut. Am Vormittag seien bereits alle Spuren der Überflutung beseitigt gewesen.

Feuerwehrmann verletzt
Bei den Einsätzen wurde am Mittwochmittag ein Feuerwehrmann durch den technischen Defekt eines Stromaggregates im Gesicht verletzt. Er befand sich in ärztlicher Behandlung, durfte aber nach dem letzten Stand bald nach Hause. Verletzte innerhalb der Bevölkerung gab es nach Kenntnisstand der Feuerwehr im Stadtgebiet keine.
Die Schadenshöhe kann durch die Feuerwehr noch nicht beziffert werden. Die Einsatzschwerpunkte im Landkreis lagen anhand der in der Kreiseinsatzzentrale vorliegenden Daten vor allem im heftig getroffenen Markt Altdorf sowie in der Gemeinde Eching und im Bereich Wörth an der Isar. Die Feuerwehr bereitete sich Mittwochabend auf eine erneute unruhige Nacht vor - es waren weitere Unwetter angekündigt.