Unnötige Unwetter-Einsätze: Wann sollte man die Feuerwehr rufen?

Immer wieder müssen Einsatzkräfte zu unnötigen Einsätzen ausrücken. Wann sollte man die Feuerwehr rufen und wann sollte man lieber darauf verzichten?
von  Carmen Merckenschlager
Auch in der Nacht von Montag auf Dienstag muss die Landshuter Feuerwehr wieder gegen Wassermassen auf Straßen und Wegen kämpfen.
Auch in der Nacht von Montag auf Dienstag muss die Landshuter Feuerwehr wieder gegen Wassermassen auf Straßen und Wegen kämpfen. © Feuerwehr Landshut

Landshut - "Wenn ich gleich gesagt hätte, dass es nur wenige Zentimeter Wasser sind, wärt ihr ja nicht gekommen": Sätze wie diese bekommt die Landshuter Feuerwehr immer wieder zu hören. Besonders in den vergangenen Tagen waren die Einsatzkräfte durch die Unwetter besonders viel im Einsatz. Deshalb ist es Feuerwehrsprecher Dominik Zehatschek ein Anliegen, ein Appell an die Bürger zu richten. "Wir kommen, wenn Gefahr für Leib und Leben besteht, aber wenn dem nicht so ist, sollte jeder zweimal überlegen, ob es uns wirklich braucht".

Diese deutlichen Worte findet Zehatschek, weil es immer wieder zu Fällen kommt, in denen die Einsatzkräfte gerufen werden und keine Notlage vorfinden. "Ein bis zwei Zentimeter Wasser im Keller - dafür sind unsere Maschinen nicht einmal ausgelegt", erklärt der Sprecher. Die Pumpen und Sauger sind erst bei größeren Mengen richtig einsetzbar.

Unnötige Anrufe belegen Notrufzentrale und Einsatzkräfte

Wenn also Menschen anrufen, die sich nicht in einer Notlage befinden, gebe es zwei Probleme: Zum einen sind Leitungen bei der Notrufzentrale (112) dadurch belegt, zum anderen seien auch die Feuerwehrler für rund zehn bis 15 Minuten nicht verfügbar, wenn sie zu einem unnötigen Einsatz fahren. "Weil über die Nummer auch medizinische Notfälle eingehen, ist es wichtig, dass wir wirklich nur in Notlagen gerufen werden - ein umgestürzter Baum im eigenen Garten, der niemand gefährdet, gehört da nicht dazu", so Zehatschek.

Immer wieder machen die Feuerwehrler auch Erfahrungen mit undankbarem oder respektlosem Verhalten. "Erst heute Morgen hatten wir wieder zwei Fälle", erzählt Zehatschek. Nachdem das gröbste Wasser beseitigt war, erwartete der Eigentümer, dass die Feuerwehr auch alle kleineren Verunreinigungen beseitigen soll. "Das Reinigen und Zusammenwischen von Kellern, größeren Räumlichkeiten sowie auch von Verkehrsflächen fällt nicht in die Zuständigkeit der Feuerwehr", schreibt die Feuerwehr in einer Pressemitteilung.

Bürger wollen bei Feuerwehren Geräte und Sandsäcke ausleihen

Das Problem trete nicht nur in Landshut auf. Zehatschek nennt es "flächendeckende Einzelfälle". "Von Garmisch bis Hof bis Landshut, es kommt immer wieder zu solchen unnötigen Einsätzen", sagt Zehatschek. Auch der Bayerische Rundfunk berichtete über vermeidbare Einsätze der Feuerwehr in Bayern.

Zwei weitere Probleme, die Zehatschek anspricht, sind: Immer wieder wollen sich Menschen Geräte ausleihen und Sandsäcke bei der Feuerwehr abholen. Geräte können allerdings nicht verliehen werden, das liegt unteranderem an mangelnder Bedienungserfahrung als auch an versicherungstechnischen Gründen.

Bezüglich der Sandsäcke schreibt Zehatschek in der Pressemitteilung: "Bei den in den Feuerwachen lagernden Sandsäcken handelt es sich um Mengen, die für akute Notfälle bereitgehalten werden müssen."

Trotzdem betont Zehatschek auch: "Wir helfen; wo wir können und wenn es nötig ist. Der Großteil der Bevölkerung ist dankbar und froh, wenn wir kommen. Aber eben diese unangenehmen Einzelfälle, die bleiben leider im Kopf."

Hundert Feuerwehreinsätze bei Unwetter in Landshut

Auch in der Nacht von Montag auf Dienstag wütete ein Unwetter über Stadt und Landkreis Landshut. Zwischen 1 und 2 Uhr prägten heftiger Starkregen und Sturmböen das Einsatzgeschehen der Feuerwehr. Zwischen 0.40 Uhr und 4.10 Uhr war die Feuerwehr zu rund hundert Einsätzen unterwegs (etwa 20 in der Stadt und rund 80 im Landkreis). Auch am Dienstagmorgen kamen noch etwa 20 bis 30 weiter Einsätze hinzu, berichtet Zehatschek.

In der Unterführung am Rennweg blieben beim jüngsten Unwetter gleich zwei Fahrzeuge stecken. Besonders betroffen war auch diesmal das Rosental bis zur Bachstraße und Teile der LA 14. Wege wurden überflutet und verschlammt.

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