Und es hat Zoom gemacht

Landshut - Kilian Ehrenreich (18) spielt Gitarre, seit er fünf Jahre alt ist. Seit 13 Jahren ist er Schüler an der Städtischen Musikschule Landshut. Doch gerade das letzte Jahr Unterricht unterscheidet sich stark von allen Jahren zuvor. Wieder mal heißt der Grund Corona.
Vom Schulleiter zum Krisenmanager
Peter Papritz (59) ist der Leiter der Musikschule; seit dem 1. Februar 2020. "Innerhalb weniger Wochen wurde ich vom Schulleiter zum Krisenmanager", sagt er. Nach Ausbruch der Pandemie erarbeitet die Schule ein Hygienekonzept und bietet direkt Online-Unterricht an.
"Niemand wusste ja, was auf uns zukommt und wie lange das alles dauern würde", erinnert sich Papritz. Als sich im Sommer die Lage entspannt, wächst auch die Zuversicht.
Papritz: "Sogar ein Konzert konnten wir spielen." Doch zum Herbst hin ändert sich die Lage wieder, der Unterricht muss - soweit möglich - wieder online stattfinden.
Die Musiklehrer beurteilen seine Videos
Auch Kilian Ehrenreich hat wieder Unterricht aus der Ferne. "Weil ich ein gutes Verhältnis mit meinem Lehrer habe, war die Kommunikation sehr einfach. Ich habe auf Video aufgenommen, wie ich spiele und mein Lehrer hat mir dazu Feedback gegeben", so der junge Musiker.
Kilian Ehrenreich musikalisches Niveau ist allerdings so hoch, dass es in seinem Unterricht kaum noch um Technik am Instrument, sondern um Interpretation und Dynamik geht.
Für Ehrenreich war die Umstellung auf digitalen Unterricht also kein großes Problem. Er kann sich aber vorstellen, dass es anderen Schülern, die noch nicht so lange spielen, schwerer fällt.
Zum digitalen Unterricht sagt der Schulleiter, dass es zwar möglich, aber alles andere als optimal sei. "Das geht schon los bei der Internetverbindung, bis hin zum technischen Equipment", sagt Papritz.
Was bei digitalem Musikunterricht besonders wichtig ist
Schwierig sei außerdem die Kameraeinstellung bei den Videokonferenzen. Der Schulleiter, der auch selbst unterrichtet, erklärt das am Beispiel Klavier: "Wir Lehrer müssen ja vor allem die Hände der Schüler sehen, aber auch die Haltung und die Mimik sind wichtig. Wie soll man dafür die Kamera positionieren? Das geht eben nicht wirklich."
Gänzlich unmöglich sei gemeinsames Spielen. "Das scheitert einfach an der Technik. Die Verzögerung der Übertragung lässt ein Zusammenspiel einfach nicht zu", erklärt Papritz.
Trotz der erschwerten Bedingungen sei der Rückhalt der Schüler und Eltern der Schule gegenüber in der Pandemie gewachsen. "Auch wenn Stunden ausgefallen sind oder eben nur begrenzt stattfinden können, erhielten wir viele Zuschriften mit Worten voll des Dankes", erinnert sich der Musikschulleiter.
Auch Kilian ist froh, dass der Unterricht wenigstens online stattfinden konnte, hatte er doch sogar überlegt, vielleicht Musik studieren zu wollen. Da möchte sich der 18-Jährige, der gerade Abitur schreibt aber noch nicht festlegen.
Auch Jugend Musiziert findet digital statt
Erstmal hofft er auf eine hervorragende Platzierung für den Bundeswettbewerb von Jugend Musiziert. "Der erste Platz wäre schon schön", sagt er.
Da der Wettbewerb ebenfalls digital stattfindet, musste Ehrenreich ein Video von seinen Stücken einschicken. Sein Lehrer half ihm dabei und stellte die nötige technische Ausrüstung zur Verfügung.
"Ich wäre schon gerne auch vor Ort gewesen beim Wettbewerb", sagt der Musikschüler. Doch er will es positiv sehen: "So kann ich mich eben noch besser auf mein Abitur konzentrieren."
Und auch Schulleiter Peter Papritz will sich von all den Schwierigkeiten nicht unterkriegen lassen. "Die Musik hilft uns dabei. Und wir sind zuversichtlich, dass wir ab dem nächsten Schuljahr auch wieder zusammen in Präsenz spielen können."