TV-Koch Steffen Henssler gibt einen Vorgeschmack auf seinen Auftritt in Landshut

Hand aufs Herz: Fertigpizza und Ravioli aus der Dose sind einfacher zuzubereiten als eine Lasagne, für die man im Schweiße seines Angesichts sogar die Bechamelsoße selber rühren muss. Wer sich zu den Kochmuffeln zählt, kriegt am 29. April in der Sparkassen-Arena die Chance, diesen Geisteszustand zu ändern: Steffen Henssler gibt an diesem Abend Tipps, wie sich Zuschauer von der Fertigpizza emanzipieren können. Dabei soll’s nicht sonderlich ernst zugehen, denn Kochen ist nicht zwingend ein ernstes Geschäft – und das von Kindheit an. Ein Gespräch über Rosenkohl, bayerische Küche und gutes Sushi.
AZ: Herr Henssler, bereiten Sie sich gerade auf Ihre nächste Sendung vor? Die läuft ja am Samstag auf Pro Sieben...
Steffen Henssler: Was heißt vorbereiten, da kann man sich nicht groß vorbereiten, weil man nie weiß, was kommt. Aber sportlich gesehen versucht man, das Tempo ein wenig anzuziehen, damit man gegen irgendwelche 20-Jährigen auch bestehen kann.
Was wäre denn jetzt, wenn Sie sich verletzen würden?
Dann würde die Sendung abgesagt werden.
War das schon mal der Fall?
Ich hatte mal einen Muskelfaserriss. Da musste die erste Sendung verschoben werden.
Kommen wir mal vom Fernsehen zum Essen: Koriander, ja oder nein?
Auf jeden Fall! Koriander ist ja ein elementarer Bestandteil der asiatischen Küche und findet in meinen Restaurants viel statt.
Was sagen Sie Leuten, die sagen, Sie finden Koriander absolut schrecklich?
Das ist halt eine Geschmackssache. Manche meinen, es sei zu seifig, da sag ich, nehmen Sie einfach Petersilie. Aber ich kann’s verstehen, Koriander muss man schon mögen. Man muss es aber immer ausprobieren.
Wenn die Leute in Ihre Live-Show in der Sparkassen-Arena kommen, was lernen Ihre Zuschauer da? Geht das überhaupt mit dieser Menge an Zuschauern, was übers Kochen zu lernen?
Klar. Wir haben eine Riesen-Bühne, eine Leinwand. Und die Leute kommen nicht in die Show, weil sie denken, das sei ein Kochkurs. Sie wollen den Abend über gut unterhalten werden. Und im Bestfall haben sie danach auch noch was dazugelernt. Die Rezepte gibt es zum Mitnehmen und ich zeige den Leuten schon was, aber nicht sonderlich didaktisch. Ich erzähle lustige Sachen zwischendurch, zeige geile Filme und es wird gesungen. Es ist ein lauter, lustiger Entertainment-Abend; bei dem die Leute was lernen, auf spielerische Weise.
Es wird gesungen? Singen Sie beim Kochen?
Ne, ich kann überhaupt nicht singen, aber das hält mich natürlich nicht davon ab. Am Ende der Show singe ich ein paar Lieder über meine Kochkollegen und mache mich ein wenig lustig über die.
Hören Sie Musik beim Kochen?
In jeder Küche läuft Musik beim Kochen, das ist ganz normal.
Und was läuft da bei Hensslers?
Ich bin ein Radio-Hörer, die gute Mischung aus Mucke und Nachrichten. Ich bin ein großer Radio-Freund.
Also keine Favoriten?
Bei mir nicht. Aber in einem meiner Läden hören die Leute viel Hip-Hop, im anderen Laden eher Rock-Musik. Ich bin ja einen Zacken älter – also eher Radio. Ich muss nachrichtentechnisch auf dem neuesten Stand sein, auch für meine Sendung, weil da viele aktuelle Sachen abgefragt werden.
Haben Sie bei Ihrer Sendung manchmal das Gefühl, dass Sie gar nichts mehr wissen?
Nö. Ich habe kein Problem mit Blamieren.
Nein? Wann haben Sie sich denn das letzte Mal so schön richtig blamiert?
Das war tatsächlich in der vorletzten Sendung, als man Gesichter erkennen musste. Ich habe statt Jimmy Fallon, bei dem ich schon selber im Zuschauerraum saß, aus Versehen Jay Leno gesagt. Warum auch immer. Das war schon sehr peinlich, da bekam ich viele lustige Kommentare.
Sie sind ja Hamburger, wie oft kommen Sie da nach Bayern?
Ich bin gern in Bayern. Ich finde, Bayern ist von der Lebenskultur her, auch von der gastronomischen, ein Ort, wo man gerne ist.
Was kommt dem Henssler dann auf den Teller, wenn er in Bayern ist?
Ich nehme da nicht immer nur die klassische Küche mit Haxe, Schweinebraten und so was. Ich habe in Bayern immer das Gefühl, dass man gut bedient wird - und dass man einfach eine geile Gastronomie hat. Das ist im Norden schon ein bisschen anders. Wenn man da in manche Läden geht, dann musst Du schon teilweise Angst haben, dass der Fisch wieder lebt. Je weiter man nach Süden kommt, desto höher wird der gastronomische Anspruch.
Sie machen viel Sushi in Ihren Läden. Was würden Sie Leuten raten, die kein Sushi mögen? Kann man sich in diese Art der Küche reinfinden?
Total. Man muss es halt am richtigen Ort essen. Viele Leute holen sich auch gekühltes Sushi – und das ist schon ein Widerspruch in sich. Sushi darf nicht kalt sein, das muss eher warm sein. Ich habe ganz viele Gäste bei mir im Restaurant, die es plötzlich mochten. Weil es da andere Saucen gibt, weil es nicht nur roher Fisch ist, die Rolle ist gebacken und warm. Das hat mit normalem Sushi nichts zu tun.
Stichwort gutes Sushi: Woran erkennt man einen guten Sushi-Laden?
Von außen wird es schwierig. Man muss gucken: Ist schon alles vorgerollt? Die Bänder sind schwierig, es wird nicht besser, wenn Sushi länger im Kreis herumfährt. Auch eine gewisse Preisstruktur muss man beachten. Eine gute Sushi-Rolle kostet schon zwischen zehn und fünfzehn Euro. Wenn es billiger wird, kann man davon ausgehen, dass drin hauptsächlich Reis ist und keine guten Zutaten.
Was mögen Sie denn persönlich gar nicht?
Ich? Rosenkohl.
Und was lieben Sie?
Sushi. Aber auch Petersilienkartoffeln. Das ist ein Klassiker, den ich gerne mag.
Kochen Sie daheim auch?
Klar, logisch.
Gibt ja auch genug Köche, die daheim dem Kochen abgeschworen haben, weil sie im Geschäft schon die ganze Zeit am Herd stehen...
Bei mir wird das Kochen zu Hause eher mehr. Sich zu Hause hinzustellen ist ja auch keine große Arbeit. Ich koche jetzt keine großen Braten für zehn Stunden, die ewig schmoren. Aber für schnelle Gerichte bin ich immer zu haben.
Sie haben ja zwei Kinder. Wie bringt man denn Kindern bei, wie gutes Essen funktioniert?
Beiläufig. Anfangs essen Kinder ja alles mit und dann machen viele den Fehler, dass sie für ihre Kinder speziell kochen. Man drückt sie dann in eine Rolle und sagt, wir nehmen die Kinderkarte. Und Kinderkarten bestehen halt meistens aus irgendwelchen Nuggets, Pommes und Spaghetti mit Tomatensauce oder Butter. Das ist leider bei uns verallgemeinert. Meine Kinder essen einfach das, was ich esse. Das ist das Beste. Es wird nicht groß hinterfragt.
Aber was machen verzweifelte Eltern, deren Kinder wirklich nur die Kinderkarte rauf- und runteressen wollen? Irgendwelche Tipps?
Die Kinder einfach zu Hause mitmachen lassen. Kinder haben einen großen Spaß, wenn sie selber in der Pfanne rühren dürfen, vielleicht was Kleines schneiden dürfen, was abschmecken dürfen. Wenn man Kinder aktiv am Kochprozess beteiligt, hat man eine hohe Chance, dass sie die Sachen auch essen. Wenn sie mitgemacht haben, kriegen sie eine andere Verbindung zum Gericht und essen plötzlich Dinge, die sie sonst vielleicht niemals angerührt hätten.
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