Tattoo-Messe in Landshut: Ausgestochen schön!

Landshut - Es beginnt meist mit einem Tribal auf dem Oberarm und endet – eigentlich nie. Das können die Tattoo-Fans bestätigen, die am Wochenende auf der zweiten Tattoomesse in der Sparkassen-Arena nach neuen Motiven Ausschau hielten. Für Veranstalter Andreas Weidgans hätten es gerne noch ein paar mehr sein dürfen. "Aber am wichtigsten ist mir, dass die Gäste und die Tätowierer zufrieden sind. Deswegen bin ich es auch."
Die Geschichte zum Bild ist nicht immer wichtig. Viele Tätowierer tragen deshalb Jugendsünden auf der Haut, aber mit Stolz. "Das gehört dazu", findet Jürgen Bont aus der Schweiz. "Mein Tribal am Bein würde ich mir heute auch nicht mehr stechen lassen. Aber es ist wie ein Zeugnis aus einer anderen Zeit." Apropos andere Zeit: Anfang des 20. Jahrhunderts waren hierzulande Tattoos noch Matrosen, Soldaten oder Häftlingen vorbehalten.
Heute sind Bilder auf der Haut zur Normalität geworden. Tribals, bunte Vögel oder Comics – alles ist möglich. Viele der Besucher in der Sparkassen-Arena ließen sich vor Ort tätowieren – oft nicht ganz schmerzfrei, wie einige verkniffene Gesichter zeigten. Rippen, Kniekehlen oder Füße gelten als besonders sensible Stellen.
Doch nicht jeder spürt den Schmerz gleich, weiß Szandra Benyei. "Ich bin damals bei meinem Rippen-Tattoo eingeschlafen", erzählt sie. Ganz so angenehm hatte es der Moderator, der durchs Rahmenprogramm führte, nicht: Auf dem Weg durch die Halle hielt er spontan an und ließ sich ein Piercing durch die Brustwarze stechen. Aber wenn man Tattoo-Künstlern glaubt, beginnt jeder einmal mit einer Jugendsünde.
AZ-Umfrage: Taschenuhr, Kompass – Unendlichkeit
Jürgen Bont, Stardust Tattoo, Schweiz: "Nicht jedes Tattoo braucht eine große Story. Man kann sich auch ruhig ein Motiv stechen lassen, weil es cool aussieht." Trotzdem hat er auch Bilder auf der Haut, die Geschichten erzählen, zum Beispiel Marylin Monroe auf dem Hals: "Damit habe ich meinen ersten großen Liebeskummer verarbeitet." Er ist gemeinsam mit seiner Frau Nadine aus der Schweiz auf die Messe gekommen. Sie tätowiert, er kümmert sich um das Drumherum. Nadine: "Zur Zeit wollen sehr viele Kunden eine Taschenuhr mit ihrer eigenen Geburtszeit. Oder einen Kompass. Das sind quasi die neuen Arschgeweihe." Am liebsten sticht sie kitschige Motive – ihr nächstes Projekt auf dem eigenen Körper: Alf auf dem Arm.
Szandra Benyei, Studio Destino, Moosburg: "Mandala und Infinity-Zeichen", sagt auf die Frage, welche Motive am gefragtesten sind. "Und alles mit Flügelchen." Auf den ersten Blick sieht man ihre Tattoos nicht – das rät sie auch ihren Kunden: "Ich will herausfinden, was der Kunde wirklich will. Das Tattoo soll ja auch nach zwei Jahren noch gefallen." In der Regel lehnt sie deswegen auch Wünsche am Hals, im Gesicht oder auf den Händen ab. "Man weiß nie, was noch kommt, das versuche ich den Leuten klarzumachen." Sie selbst trägt allerdings auch eine Jugendsünde auf den Rippen: "Ich war jung und dumm. Aber ich bereue es nicht, das ist okay. Es war ein anderer Lebensabschnitt und eine geile Zeit, an die ich mich gern erinnere."
Markus Bleich, Dark Ink, Landshut: "Es gibt immer irgendeinen Trend. Erst waren es Arschgeweihe, dann Tribals und jetzt eher Ornamente", erzählt er. Bleich kümmert sich im Studio um Bodymods, Piercings oder Cuttings, setzt also beispielsweise Glitzersteine in Haut oder spaltet Zungen. Sein erstes Tattoo war ein Tribal auf dem Oberarm. Was als nächstes kommt, weiß er noch nicht. "Alle Motive sind spontan entstanden. Deswegen sind auch ein paar nicht jugendfreie Bilder dabei." Hat er viel mit Vorurteilen zu kämpfen ? "Jeder hat Vorurteile, das ist ganz normal. Aber ich muss mich nur eine Viertelstunde mit jemandem unterhalten, dann passt das. Außerdem kennen mich die Leute gar nicht anders. In einer Bank werde ich eh nie arbeiten."
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