S-Bahn-Sperrung: So kommen Sie schneller an!

Gleise und Weichen werden ausgetauscht, die Pendler müssen sich auf längere Fahrtzeiten einstellen. Doch es gibt Hoffnung.
von  Claudia Hagn, Alexander Bayer, Stefan Klein
Stefan Gruber pendelt regelmäßig nach München.
Stefan Gruber pendelt regelmäßig nach München. © ho

Landshut - Nicht so wirklich glücklich waren manche, die am Montagfrüh in der "zugfreien Zeit" von Landshut nach München fahren mussten. Manch einer wähnte sich sogar in der "Pendlerhölle". Denn schließlich ist seit dem Wochenende die Strecke zwischen Freising und München komplett für den Zugverkehr gesperrt.

Wer nach München mit der Deutschen Bahn will, muss in Freising aussteigen, um dann mit diversen Bussen oder S-Bahnen weiterzukommen. 45 Minuten länger als sonst ist man im Durchschnitt unterwegs - das sagen auch die, die gestern das erste Mal die Strecke berufsbedingt nutzten.

Täglich pendeln 12.000 Niederbayern nach München

Stefan Gruber von den Grünen in Landshut - er arbeitet in München - hatte da gleich mal einen Tipp parat: "Ab Freising mit der S 8, an der Haltestelle Besucherpark umsteigen auf die S 1 Feldmoching (U2). Diese S-Bahn hält nicht in Johanneskirchen, Englschalking und Daglfing und ist dann relativ schnell am Marienplatz. Ist leider in keiner Streckenabfrage zu ersehen. Mehrzeit waren es jetzt 35 Minuten", gab er allen Pendlern mit auf den Weg. Er sagt jedoch: "Es gab kein Chaos." Gruber startete mit dem Zug von 6.47 Uhr in Landshut aus - und kam relativ entspannt in München an. "Der Anschluss funktionierte problemlos", sagt er.

Tobias Wullert, pendelt von München nach Landshut in die Arbeit. Er sagt: "Es dauert einfach alles viel länger, ich war eineinhalb Stunden unterwegs. Chaos war aber keins." Nur an der Information der Pendler hapere es ein wenig.

12 000 Menschen fahren laut Industrie- und Handelskammer (IHK) jeden Tag von Niederbayern nach München. Wie viele davon den Zug nehmen, kann man nicht genau bestimmten. Erfahrungsberichten zufolge dürfte es jedoch der Großteil sein. Und genau diese Berufspendler müssen seit gestern bis 11. September deutlich mehr Zeit einplanen.

Schienenersatzverkehr und Umleitungen: Da dauert die Fahrt von Landshut nach München plötzlich 90, statt 45 Minuten. Doch anscheinend haben die München-Pendler nach Alternativen zum Zug gesucht, oder gleich ihren Urlaub entsprechend gelegt. Am Montagmorgen jedenfalls waren die Züge Richtung München deutlich leerer als gewohnt.

Die Stimmung am Bahnsteig 6 war gelassen. Die wenigen Fahrgäste am Montagmorgen wussten gut Bescheid. Sie planten etwas mehr Zeit ein. "Ich kann ja sowieso nix dran ändern, wieso soll ich mich aufregen", sagte ein Mann in Arbeitshose und Sicherheitsschuhen.

Von der Bahn hieß es gestern in der Früh: "Alles im Griff"

Auf der Autobahn A 92 zwischen Deggendorf und München war laut Direktionssprecher Josef Seebacher typischer Ferienverkehr - also deutlich weniger als noch vergangene Woche. Von der Bahnsperre habe man kaum etwas bemerkt. "Vielleicht war minimal mehr los als sonst in den Ferien."

Die Vollsperrung hatte im Vorfeld für Ärger gesorgt. Was haben Politiker aus der Region geschimpft und sich für Expressbusse ins Münchner Zentrum eingesetzt. Alles vergeblich. Schlecht realisierbar, große Staugefahr am Münchner Ring, ausreichender Schienenersatzverkehr, argumentierte die Bahn. Am Montag verschafften sich Führungskräfte der Bahn am Freisinger Bahnhof selbst einen Eindruck davon, wie das Fahrplankonzept läuft.

Ihre Botschaft an die Medienvertreter vor Ort lautete, kurz gesagt: "Alles im Griff." Man weiß bei der Bahn um die "hohe Sensibilität" der Pendler. Laut einem Sprecher ist das Unternehmen nach dem ersten Tag guter Dinge. "Es gab vereinzelt verärgerte Fahrgäste, das waren meist aber Auswärtige. Die Dauerpendler waren gut informier", sagte ein DB-Sprecher.

Und damit wirklich niemand planlos am Freisinger Bahnhof strandet, setzt die Bahn dort sogenannte Reiselenker ein. Die klären über die Baumaßnahme, den Schienenersatzverkehr sowie die Abfahrtsorte und -zeiten auf.

"Es ist sehr, sehr gut angelaufen", sagte Antonia von Bassewitz, Leiterin Kundenkommunikation bei der DB Regio Bayern. Am Wochenende habe es genügend Busse für alle Fahrgäste gegeben, und auch am Montagmorgen sei jeder mitgekommen, der mitfahren wollte. Die Bahn setzt im Schienenersatzverkehr (SEV) Busse im Zehn-Minuten-Takt vom Bahnhof Freising zum Flughafen-Besucherpark und weitere im 20-Minuten-Takt nach Feldmoching ein. Zwischen 50 und 60 Busse sind laut von Bassewitz ständig im Einsatz.

Zudem verkehren S-Bahnen, die über Neufahrn, den Flughafen und den Ostbahnhof in die Münchner Innenstadt fahren, von Freising aus alle halbe Stunde in der Hauptverkehrszeit (6 bis 9 Uhr und 15 bis 19 Uhr) und stundenweise von 9 bis 15 Uhr.

Es zeige sich erneut, dass die beste Zeit für Baumaßnahmen die großen Ferien seien, so von Bassewitz.

Michael Feuser, Teamleiter SEV Planung S-Bahn München, betonte, man werde alles daran setzen, den Fertigstellungstermin 10. September zu halten: "Wir wollen unbedingt den Schülerpendelverkehr vermeiden." Am 11. September beginnt das neue Schuljahr.

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