Putin-Sprachrohr Julia P.: Keine Abschiebung aus Bayern möglich
Landshut - Influencerin Julia P. (30), aktuell in Landshut wohnhaft, hat es mit mehreren viralen Propagandavideos zu trauriger Berühmtheit gebracht. Sie tanzte zu Kriegsszenen aus der Ukraine, pöbelte Flüchtlingsfrauen an, nutzte Polizeischreiben auf der Toilette oder machte sich über Solidaritätsaktionen anlässlich des Krieges lustig. Wie die AZ berichtete, handelt es sich bei der jungen Frau nicht etwa, wie zuerst gemeldet, um eine Touristin, sondern um ein ehemaliges Escortgirl aus der Wolgastadt Samara, die sich laut einem Bericht des russischen Journalisten Alexander Newsorow nach dem Ende ihrer Tätigkeit im Rotlichtmilieu für Geld als Putin-Propagandistin verdingte.
Putin-Sprachrohr Julia P: Auftritte im russischen Staats-TV
Ihren letzten großen Auftritt hatte sie dabei mit einer Aufnahme vom 5. Oktober im Ersten Programm des russischen Staats-TV. Laut einer Schaltung der dortigen Sendung "Anti Fake" saß sie in München frierend mit gefüttertem Anorak in einer ungeheizten Wohnung.
Auf Nachfrage erklärte sie dem Moderator, dass niemand die Heizung in München dauerhaft laufen lassen könne und es erst in einigen Stunden warm sein würde. Dass Deutschland vorgeblich nicht mehr heizen kann, ist ein beliebtes Thema in derartigen russischen Sendungen.
Laut dem Magazin Stern wurde gegen sie wegen Verdachts auf Bedrohung, Beleidigung und Billigung von Straftaten ermittelt, worauf bis zu drei Jahre Haft stehen. Auch berichtet das Magazin – wie Newsorow – von Auftraggebern für die Videos aus russischen Behörden.
Exilrussisches Investigativmagazin behauptet: Julia P. wird aus Bayern abgeschoben
Immer wieder wurde spekuliert, ob die junge Propagandistin nicht irgendwann des Landes verwiesen werden würde, und tatsächlich meldete genau das am 20. November das exilrussische, oppositionelle Investigativmagazin "The Insider". Es präsentierte als Beleg Videoaufnahmen eines eigenen Korrespondenten vom Flughafen Berlin, bei dem eine Frau, die Julia P. verblüffend ähnlich sieht, von Bundespolizisten zu einem Flugzeug geführt wird. Laut der Zeitung ging der Flug nach Istanbul, was bei einer Abschiebung nach Russland logisch wäre.
Da seit Kriegsbeginn keine Direktflüge mehr existieren, sind Fluglinien über die Türkei eine der wenigen Möglichkeiten, zwischen Deutschland und Russland zu reisen. "The Insider" zeigte im Artikel auch Fotos aus Julia P.s Vergangenheit im russischen Rotlichtmilieu und bestätigte Newsorows Geschichte, dass die junge Russin aus diesem Bereich ins Propagandageschäft gewechselt sei.
Daneben habe sie in Samara als Supermarktkassiererin und im Verkauf von Geldanlagen gearbeitet. 2021 habe sie an einer russischen TV-Castingshow teilgenommen, wo sich die dortige Moderatorin schockiert über ihr Verhalten gezeigt habe.
Russische Generalkonsulat München dementiert Abschiebung
Die Meldung über eine Abschiebung verbreitete sich online wie ein Lauffeuer – auch in die Ukraine und das heimische Russland, wo sie von mehreren Medien übernommen wurde. Das Dementi der Abschiebung kam jedoch bereits einen Tag später. "The Insider" meldete selbst korrigierend, dass eine Quelle aus den deutschen Strafverfolgungsbehörden eine Ausweisung der jungen Frau dementiert habe. Wenig später sprach auch der Stern davon, dass die Staatsanwaltschaft Landshut die Auskunft gegeben habe, Julia P. sei weiter in Deutschland.
Das beruhigte die Flut von Pressemeldungen über die Russin nicht. Unter Berufung auf den russischen Telegramkanal Readowka berichtete die regierungsnahe Zeitung Moskowski Komsomolez, Julia P. drohten in Deutschland bis zu zehn Jahre Haft, sie säße schon in einem deutschen Gefängnis.
Sie hält sich dabei tatsächlich illegal in Deutschland auf und profitiert davon, dass aktuell Abschiebungen nach Russland nicht stattfinden – da russische Regimegegner im Fall einer Rückführung mit Verhaftungen und Straflagern zu rechnen haben. Auch das Russische Generalkonsulat München dementiert laut Readowka eine Abschiebung.
So kann die junge Frau weiter das Ansehen von in Deutschland lebenden Russen beschädigen, sollten die deutschen Behörden ihrem Treiben kein Ende bereiten.
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