"Public Viewing light": In Landshut gemeinsam mitfiebern
Landshut - Titellust oder Vorrundenfrust? So recht weiß der neue Pächter der "Schleuse", Florian Wühr (37), noch nicht, wo bei der am Freitag beginnenden Europameisterschaft die Reise der deutschen Fußballnationalmannschaft hingeht. "Ich hoffe natürlich, dass sie möglichst weit kommen", sagt der Wirt über die deutsche Elf, die kommende Woche Dienstag ins Turnier einsteigen wird. So recht traut er dem Braten jedoch nicht, es ist schließlich nicht sein eigener. "Deutschland ist eine Wundertüte", sagt Wühr. Unrecht hat er sicher nicht.
Ein Angebot, dass die Gäste seines Biergartens die EM-Spiele mitverfolgen können, will er dennoch bereitstellen. Man könnte es "Public Viewing light" nennen, mit Fernsehern im Biergarten verteilt bei den Deutschlandspielen statt einer überdimensionalen Leinwand, wie es sein Vorgänger in der "Schleuse" angeboten hatten. Wühr will Rücksicht auf die Nachbarn nehmen und nicht gleich den ganzen Block beschallen.
Keine Public Viewings in der Messehalle
Die Spiele ohne deutsche Beteiligung will er etwas abseits auf der "alten Kegelbahn" übertragen. Landshut und große Fußballturniere, das hat eigentlich immer gut gepasst. Doch dieses Jahr scheint alles noch etwas gedämpfter abzulaufen als vor drei Jahren, als die DFB-Elf kläglich bei der WM in Russland scheiterte und sich bereits eine gewisse Sättigung unter den Fans bemerkbar machte.
Neben etlichen Möglichkeiten in der Stadt stürmten noch zu Hochzeiten des Fußballhypes um Bundestrainer Jogi Löw und "Die Mannschaft" über 4.000 Fans die Messehalle, um gemeinsam zu feiern und mitzufiebern. "Die Fans sind teils über die Zäune geklettert, um noch dabei zu sein", erinnert sich Messechef Bernhard Seyller.
Solche "echten" Public Viewings, also Groß- und Massenveranstaltungen mit Eventcharakter, sind dieses Jahr ohnehin noch nicht erlaubt. Und selbst wenn, hätten Seyller und das Messeteam dieses Jahr auch verzichtet. "Aus Verantwortung den Menschen gegenüber", sagt Seyller. Beim nächsten großen Turnier - sollte die Pandemie sich bis dahin erledigt haben - will das Messeteam aber wieder ein großes Event für die Fans organisieren.
"Fußball darf neben dem normalen Gastrobetrieb mitlaufen"
Doch ganz auf das gemeinsame Fußballschauen müssen die Landshuter nicht verzichten: Sind vor Turnieren wie der WM oder EM stets bundesweite Regelungen zum Public-Viewing getroffen worden, ist es dieses Jahr Aufgabe der Kreisverwaltungsbehörden, im Kleinen für den geregelten Ablauf zu sorgen. Dazu gehört neben dem Infektionsschutz die Einhaltung des Immissionsschutzes durch die Gastronomen, die eine Übertragung anbieten wollen. Das gilt für Hygienevorschriften, den Lärmschutz und die Öffnungszeiten.
Dies werde, so Ordungsamtschef Benedikt Neumeier, stets im Einzelfall geprüft. Die gute Nachricht, so Neumeier: Laut einer Mitteilung des Ministeriums sei es in diesem Sommer unproblematisch, wenn Gastronomiebetriebe Fernseher, Leinwände und Co. für ihren klar begrenzten Personenkreis aufstellen. "Fußball darf neben dem normalen Gastrobetrieb mitlaufen", sagt Neumeier, so lange die für den Gastrobetrieb geltenden Vorschriften eingehalten werden. Wer sich unsicher sei, könne sich mit dem Ordnungs- beziehungsweise Umweltamt kurzschließen - und eine Empfehlung für seinen Betrieb einholen.
"Unbedingt": Landshuter Gastronomen wollen EM übertragen
In den Cafés und Co. wird diese Nachricht sicher gut ankommen. Wie Gabriela Bevanda, Servicechefin vom "Lavazzas" in der Altstadt sagt, seien etliche Betriebe interessiert, Spiele der EM zu übertragen. "Wir wären alle bereit und warten nur auf ein Signal der Stadt, es zu machen. Wir wollen - unbedingt", sagt sie.
"Unbedingt": Dies gilt in Sachen EM auch für den Bürgerbiergarten. Dort haben die Betreiber ebenfalls eine Leinwand aufgestellt - und genehmigt bekommen, wie Franz Widmann senior sagt. Vielleicht spielt die deutsche Nationalmannschaft ein erfolgreiches Turnier. Auf die Laune der Landshuter und den Umsatz der Wirte hätte dies sicher einen positiven Effekt.