Pendler-Frust am Landshuter Hauptbahnhof

Landshut - Die Lautsprecherdurchsagen der Deutschen Bahn hallen am Donnerstagmorgen im Minutentakt durch die Bahnhofhalle und über die Bahnsteige des Landshuter Hauptbahnhofs: "Der Zug nach Mühldorf über Vilsbiburg, Abfahrt 8.37 Uhr, fällt heute aus. Grund sind Streikauswirkungen. Wir informieren Sie über Alternativen. Wir bitten um Entschuldigung".
Kaum ein Zug fährt regulär
Am Vormittag ist der Personennahverkehr in Landshut weitestgehend lahmgelegt. Die Anzeigetafel bestätigt: Kaum ein Zug fährt regulär. Die vielen Zugausfälle sorgen bei einigen Bahnreisenden, die trotz des Tarifstreits und des angekündigten Streiks der GDL ihr Glück am Bahnhof versuchen, für Kopfschütteln und Verärgerung.
Bei den Pendlern, die zur Arbeit müssen und auf die Bahn angewiesen sind, ist der Frust besonders groß. Die meisten von ihnen wenden sich direkt an den Informationsschalter, um sich nach dem Ersatzfahrplan zu erkundigen. Manche drehen um und gehen einfach wieder.
Patrick Blümel (51) wartet morgens bereits seit einer Stunde auf den Zug. Wegen seiner Berufskleidung, die einer Zugbegleiteruniform ähnlich sieht, wird er ein ums andere Mal am Bahnsteig angesprochen, ob er wisse, wann die Züge fahren.
"Die verpasste Zeit wird mir vom Lohn abgezogen"
Aber das weiß Patrick Blümel auch nicht. Er weiß nur, dass er schon viel zu spät ist und noch nach München zur Arbeit fahren muss. "Die verpasste Zeit wird mir vom Lohn abgezogen", orakelt er entnervt.
Für den Streik der GDL habe er überhaupt kein Verständnis. "Es ist jetzt bereits der Dritte in sehr kurzer Zeit. Ich pendle seit zwölf Jahren nach München, da habe ich schon so einiges mitgemacht. Doch mehr Lohn bekomme ich dafür auch nicht. Die Bahn ist einfach eine Katastrophe."
Statt Arbeit heißt es Frühstück am Gleis
Richtung München will auch ein junger Mann, er ist ebenfalls auf dem Weg zur Arbeit. Aussteigen will er in Moosburg, sollte ein Zug fahren. Seit einer Stunde ist er auf Gleis 7 gestrandet. "Es ist ziemlich anstrengend. Das hier ist alles verschenkte Zeit", sagt er.
"Wir Reisende können ja nichts dafür", sagt er zum Tarifstreit. Mit dem Zug fahre er unter anderen Umständen gern. "Aber solche Situationen sind nicht angenehm." Statt zu arbeiten heißt es für den jungen Mann: Frühstück am Gleis. "Mir bleibt nichts anderes übrig."
Wer mehr Zeit mitbringen konnte, sah den Streik gelassen
Wie sehr ein Bahnstreik Menschen in Terminschwierigkeiten bringen kann, zeigt sich auch ein paar Meter weiter an Gleis 7, wo eine Frau auf ihren Zug wartet: Die Dame kontrolliert einen Verband an ihrer Hand. Sie will nach Regensburg. "Ich habe eigentlich einen Termin im Krankenhaus", sagt sie. An der Bahn lässt sie kein gutes Haar.
Andere wiederum sehen den Bahnstreik etwas gelassener: Glück hat am Donnerstag derjenige, der Zeit mitbringen konnte. Ein junger Mann betrachtet mit prüfendem Blick die Anzeigetafel. "Ich will wieder nach Hause nach Tirol", sagt er. Eine Stunde mehr Zeit habe er vorsorglich eingeplant, er habe Urlaub. Mit der Bahn reise er zwar nur selten. "Aber jetzt sicher auch nicht mehr als vorher."
Locker sehen die Zugausfälle auch zwei Frauen: "Irgendeine Verbindung findet sich immer", sagt die Ältere von beiden. Eine Dame am Informationsschalter bestätigt ihnen, in einer halben Stunde geht ein Zug nach München. Dort steigt schließlich auch Blümel ein.
Der Tarifkonflikt geht weiter
Während die Pendler nach der Arbeit abends wieder nach Hause müssen, geht der Tarifkonflikt zwischen GDL und Deutscher Bahn hinter den Kulissen weiter. "Der Streik soll sich noch bis Montagabend ziehen", heißt es am Informationsschalter in der Bahnhofshalle.
Bis dahin sei mit weiteren Zugausfällen zu rechnen. Laut GDL soll der Personennahverkehr noch bis Dienstag, 7. September, 2 Uhr bestreikt werden.
Im Osten könnte es zu noch zu stärkeren Einschränkungen kommen
Wie die Deutsche Bahn am Donnerstag mitteilt, soll in dieser Zeit Reisenden ein stabiles Grundangebot von rund einem Viertel im Fernverkehr zugesichert werden. Für den Regionalverkehr bestehe das Ziel, in den nächsten vier Tagen rund 40 Prozent des regulären Angebots zu fahren. Im Osten und in einigen Metropolregionen könnte es jedoch noch zu stärkeren Einschränkungen kommen.
Das Image der Bahn leidet
Richtung Westen will hingegen am Donnerstag ein älterer Herr, den der Tarifstreit wenig interessiert. Dass die Südostbayernbahn nicht fährt, interessiert ihn schon. "Ich werde nun warten, bis der Zug geht", sagt er. "Aber das alles ist sehr unklug von der Bahn. Ihr Image ist ohnehin schon sehr geschädigt."