Notbetreuung in Landshut: "Wahnsinn, was die leisten"

Die Notbetreuung in den Kindertagesstätten wird in Landshut zu 30 Prozent genutzt. Alle, die Bedarf haben, sollen auch einen Platz bekommen.
Stefan Klein |
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Die Notbetreuung in den Kitas ist im Gegensatz zum vergangenen Frühjahr nicht nur auf systemrelevante Berufsgruppen beschränkt.
Die Notbetreuung in den Kitas ist im Gegensatz zum vergangenen Frühjahr nicht nur auf systemrelevante Berufsgruppen beschränkt. © Monika Skolimowska/dpa

Landshut - In der Berichterstattung zu den am Dienstag bis Mitte Februar verlängerten Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie heißt es gelegentlich, Schulen und Kindertagesstätten blieben "weiter geschlossen". Das ist jedenfalls bei den Kitas eine Verkürzung; denn komplett geschlossen sind diese nicht.

30 Prozent der Kinder in Notbetreuung

Tatsächlich waren - Stand Anfang der Woche - in Landshut inklusive Tagespflege etwa 30 Prozent der Kinder in der sogenannten Notbetreuung, wie Nathalie Götz berichtet, Sachgebietsleiterin Kindertagesbetreuung im seit 1. Januar neu geschaffenen Amt für Kindertagesbetreuung der Stadt Landshut. In der Woche zuvor wurde die Notbetreuung laut einer Mitteilung des Familienministeriums vom 11. Januar bayernweit von 19,8 Prozent der Kinder in Anspruch genommen. "Wir sind verpflichtet, allen, die Bedarf haben, eine Betreuung anzubieten", erläutert Götz. Wie sich das am Dienstag in den Bund-Länder-Gesprächen verschärfte Homeoffice-Gebot für die Kitas auswirkt, bleibe abzuwarten.

Ein Vergleich mit letztem Jahr ist schwierig

Ein Vergleich mit dem Lockdown im Frühjahr 2020, als für die Kitas ein Betretungsverbot galt und nur bestimmte systemrelevante Berufsgruppen anspruchsberechtigt waren, ist nur schwer anzustellen, sagt Stefanie Martin, die Geschäftsführerin des AWO Kreisverbandes Landshut. Ihre Belegungszahlen zeigen, dass die Notbetreuung in ganz unterschiedlichem Maße genutzt wird: In den drei Einrichtungen der AWO im Stadtgebiet durchschnittlich zu 19 (Kinderhaus Meilenstein), 24 (Kita Isarkiesel) und fast 39 Prozent (Kindergarten Mosaik) seit der Öffnung nach den Weihnachtsferien am 11. Januar.

Derzeit keine Coronafälle in den Einrichtungen

Das heißt: "Das Personal ist in voller Stärke in den Einrichtungen", so Martin. Die Gruppen sollen möglichst klein gehalten werden und so wenig Kontakt wie möglich zueinander haben, damit im Infektionsfall am besten nur die betroffene Gruppe geschlossen werden muss. "Wir haben das von Anfang an sehr streng gehandhabt. Seit Dezember gilt auch eine FFP2-Maskenpflicht für die Mitarbeiter. Wir wollen einem Infektionsgeschehen so gut es geht vorbeugen."

Wie vertragen sich Notbetreuung und Fürsorgepflicht der Mitarbeiter?

Die größte Herausforderung für die Träger sieht auch Nathalie Götz darin, einerseits die (Not-)Betreuung sicherzustellen und andererseits der Fürsorgepflicht für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerecht zu werden, von denen manche auch zu den Risikogruppen gehören. Ein ermutigendes Zeichen sei, dass bislang an das Amt für Kindertagesbetreuung noch keine Beschwerden herangetragen wurden. Auch gebe es in den Einrichtungen im Stadtgebiet derzeit kein Corona-Geschehen - "mit Betonung auf derzeit", sagt Götz. Mit der Notbetreuung ist es aber beileibe nicht getan. Die Träger und vor allem die Mitarbeiterinnen seien sehr bemüht, den Kontakt auch zu den Kindern zuhause aufrechtzuerhalten und dafür trotz erschwerter Rahmenbedingungen neue pädagogische Konzepte zu entwickeln, weiß die Sachgebietsleiterin. Und stellt fest: "Es ist Wahnsinn, was die unter diesen Bedingungen leisten."

Online-Angebot und Lernmittel-Pakete

In den Häusern der Caritas beispielsweise werden Pakete mit Spiel- und Lernmitteln verteilt, berichtet Tobias Kuchler, der Referatsleiter Kindertagesstätten und Schulen. Die Eltern könnten diese kontaktlos vor den Einrichtungen abholen. Bei anderen Trägern wird ganz ähnlich verfahren. "Im vergangenen Frühjahr gab es auch Online-Angebote wie YouTube-Kanäle, um wenigstens auf diesem Weg Kontakt zu halten. So etwas ist auch jetzt wieder angedacht", so Kuchler weiter. Ersetzen könnten solche Angebote die Betreuung vor Ort nicht, "aber Kontakt ist da. Und das wird auch sehr gut angenommen." Dennoch sei "unser Anliegen, Vorschulkinder mit erhöhtem Förderbedarf in den Einrichtungen betreuen zu dürfen".

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"Die FFP2-Masken-Pflicht etwa ist schwer umsetzbar"

Kuchler ist wohl bewusst, dass es immer einen Balanceakt darstellt, Betreuung und Schutz vor Ansteckung unter einen Hut zu bringen. "Die FFP2-Masken-Pflicht etwa ist schwer umsetzbar. Die Masken für unsere Mitarbeiterinnen werden zwar von uns gestellt; aber nach jeweils eineinhalb Stunden mit einer FFP2-Maske soll man eine halbe Stunde Pause ohne machen. Mit Kindern, vor allem den ganz kleinen, ist das kaum machbar." Diese würden den Erzieherinnen eher die Masken vom Gesicht ziehen. "Kinder sind auf Mimik und Gestik angewiesen. Immerhin dürfen unsere Mitarbeiterinnen vorübergehend die Masken abnehmen, um eine Kindeswohlgefährdung auszuschließen."

Erstattung der Kitagebühren vorerst nicht geplant

Wie deutlich wird, hoffen die Gesprächspartner allseits auf klare Vorgaben; und ausreichend Zeit zu deren Umsetzung. So habe es speziell im Frühjahr ministerielle Weisungen gegeben, die vor oder an einem Wochenende kommuniziert wurden - aber schon für die folgende Woche gelten sollten. Eine Erstattung der Kitagebühren für die Träger und damit eine finanzielle Entlastung für die Eltern, wie sie seitens des Freistaats im Frühjahr von April bis Juni geleistet wurde, sei für Januar wohl nicht geplant, sagt Stefanie Martin von der AWO. Verzichten könnten die Träger nicht auf die Gebühren, da die (Personal-)Kosten ja voll weiterlaufen. "Ein bisschen Hoffnung" habe sie jedoch; im Sozialministerium werde wohl gerade über eine zukünftige Entlastung gesprochen. Sie habe jedenfalls "volles Verständnis für die Eltern, die ihren Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten und die Kinder zuhause selbst betreuen, und trotzdem die Kitagebühren zahlen müssen".

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