Neuer Krimi aus Landshut: Stadt, Land, Mord!

Der Landshuter Autor Markus Flexeder (48) legt seinen dritten Krimi vor. Diesmal geht es in das München der 20er Jahre.
Kerstin Petri
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Markus Flexeder hat gerade seinen dritten Roman veröffentlicht.
Markus Flexeder hat gerade seinen dritten Roman veröffentlicht. © Christine Vinçon

Landshut - Dass die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts nicht nur golden waren, sondern auch dreckig, düster und abgründig, das beschreibt der Landshuter Autor Markus Flexeder (48) in seinem dritten Kriminalroman "Feuerbach", der gerade erschienen ist.

Schauplatz ist München. Dorthin verschlägt es den 22-jährigen Leopold Kruger aus Berchtesgaden, um Schriftsteller zu werden. In der Großstadt lebt er bei seinem Onkel Carl Feuerbach, der zentralen und titelgebenden Figur des Romans. Feuerbach ist Veteran des Ersten Weltkriegs. Onkel und Neffe werden schließlich in die Jagd nach einem Serienmörder verwickelt.

"München war eine Stadt, die aus allen Nähten geplatzt ist"

Die Idee zum Roman ist 2017 bei einem Gespräch zwischen Flexeder und seinem Literaturagenten entstanden. Die Geschichte sollte in den 1920er Jahren spielen, aber nicht in Berlin und auch nicht die Goldenen Zwanzigern sollten dargestellt werden. "Anfang der 20er Jahre war das Leben in München extrem hart, es war aber auch eine ganz spannende Zeit."

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München war damals neben Berlin der Hotspot in Deutschland und eine Hochburg, was Forschung, Kultur, Literatur und Theater betrifft. Viele Größen haben in München gelebt: Nobelpreisträger, Schriftsteller, Kreative. "München war eine Stadt, die aus allen Nähten geplatzt ist, das wird auch im Buch so dargestellt." Es war eine Übergangszeit vom Alten in die Moderne. Die ersten Autos und Trambahnen teilten sich die Straßen mit Droschkenkutschen.

Hätte Flexeder selber gerne in der Zeit gelebt? "Sagen wir mal so, mit Geld ist es in jeder Zeit schön, ohne Geld wie damals mit der Hyperinflation nicht wirklich. Es war eine harte Zeit damals, von dem her: nein. Da lobe ich mir die Zentralheizung und eine warme Badewanne", sagt er und lacht.

Der Leser sieht München aus den Augen eines Nicht-Münchners

Im Buch geht es um Identitätssuche und Scheitern. "Die Suche nach dem eigenen Talent kann auch mit einer großen Enttäuschung enden", sagt Flexeder und spielt auf seine Romanfigur Leopold an. Durch sie wird auch der Kontrast zwischen Stadt- und Landleben deutlich. Leopold, der von einem Bergbauernhof in Berchtesgaden stammt, beschreibt seine Reise mit der Bahn und seine Eindrücke der Großstadt. Der Leser sieht München aus der Sicht eines Nicht-Münchners, der vom Land kommt.

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Natürlich wäre es kein Krimi, wenn darin nicht auch gemordet würde. Die Taten des fiktiven Serienmörders seien erschreckend, aber nichts, was es noch nicht in Wirklichkeit gegeben hat. "Das Vorgehen des Täters ist an historische Serienmörder angelehnt", so Flexeder.

Über seine Liebe zum Kino hat der Autor Flexeder zum Schreiben gefunden. Es war 1998 bei einer nächtlichen Autofahrt am Hofberg, als ihm seine erste Geschichte eingefallen ist. "Ich habe gedacht, das wäre ein geiler Film." Die Eckpunkte der Geschichte schrieb er auf Papier, das dann in der Schublade verschwand und ihm erst zwei, drei Jahre später wieder in die Hände fiel.

Der Krimi ist im Café entstanden

"Ich dachte, wenn ich jetzt nicht anfange, werde ich es nie tun." Er begann zu schreiben, vier Jahre später war das Buch fertig. "Es ist grottenschlecht und wurde bis heute nicht veröffentlicht", sagt er. Im Nachhinein wundere es ihn nicht: Zu dilettantisch sei er damals herangegangen. Er nahm sich vor, sich beim nächsten Buch vorher ins Schreiben einzuarbeiten. Mit Erfolg: 2014 erschien sein Krimidebüt "Blutwinter", zwei Jahre später folgte "Böse sind die anderen".

Bei seinem dritten Buch habe er sich weiterentwickelt und künstlerisch einen Sprung nach vorne gemacht. Die Geschichte sei vielschichtiger. Auch die Erzählweise in "Feuerbach" unterscheidet sich von den vorherigen Büchern. Der Roman besteht aus Tagebucheinträgen, Briefen und Zeitungsmeldungen, erst später wandelt er sich in eine Erzählung mit Thriller- und Drama-Elementen, in der alles zusammenläuft.

Das Buch ist im Café entstanden. Eine Angewohnheit aus Schulzeiten, sagt Flexeder, der ursprünglich aus Eichendorf (Kreis Dingolfing-Landau) kommt. 1988 ist er wegen der Maschinenbauschule nach Landshut gezogen und hier hängengeblieben, wie er sagt. Mittlerweile wohnt er in Preisenberg. Er habe gerne Leute um sich, der Geräuschpegel im Café stört ihn dabei nicht. "Ich brauche zum Schreiben das Gefühl, in die Arbeit zu gehen."

Die Geschichte passt gut in die jetzige Jahreszeit

Flexeder ist keiner der Autoren, die sich vor dem Schreiben einen Plan machen. "Sobald der Schreibprozess losgeht, entwickelt sich die Geschichte weiter. Ich meine zwar immer, zu wissen, wie es ausgeht, aber am Schluss geht es immer anders aus." Gerade das mache die Geschichte lebendig und überraschend, auch für den Autor. "Man erzählt eine Geschichte, die man erzählen will, aber man muss sie so aufbereiten, dass sie beim Leser so ankommt, wie man es beabsichtigt. Das ist die Kunst dabei."

Ob ihm das gelungen ist, davon können sich die Leser nun selbst überzeugen. Für Flexeder ist "Feuerbach" ein klassischer Herbst-/Wintertitel. "Die Geschichte und die Atmosphäre passen gut in die jetzige Jahreszeit."


"Feuerbach", 336 Seiten, ist als Taschenbuch zum Preis von 16 Euro bei Ars Vivendi erschienen und auch als eBook erhältlich.

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