Nass, kalt, wechselhaft: Der Sommer lässt die Wirte im Stich
Es ist Ende August und es könnten die letzten schönen Tage im Sommer sein, die die Biergärten mit Gästen füllen. Doch stattdessen werden die Kühlschränke in den Küchen gefühlt schon mit Raclettekäse bestückt, die Getränkelager mit Glühwein aufgerüstet. Schuld ist der wechselhafte, bisweilen nasskalte Sommer, der auch der Außengastronomie dieses Jahr zu schaffen macht - und das alles nach einem durch die Coronakrise ohnehin schon schwierigen Jahr. 13 Grad zeigten die Thermometer am Donnerstag an. Die Aussichten für die kommenden Tage wechselhaft; und viel Regen, Regen, Regen.
"War der Sommer dieses Jahr überhaupt schon da?", fragt Zollhaus-Wirt Patrick Schmidt sogar. "An den Tagen wo es schön war, haben wir zwar sehr gut gearbeitet und viel zu tun gehabt, aber leider gab es in den vergangenen Wochen mehr schlechte Tage, als gute."

Seinen erhofften Sommerumsatz im Biergarten würde Schmidt derzeit auf maximal 80 Prozent schätzen. "Glücklicherweise war unser Wirtshaus gut besucht und das Catering lief hervorragend. Ich habe nicht das Gefühl, dass sich die Gäste in das Lokal bei schlechtem Wetter nicht rein trauen", ist Schmidt zuversichtlich. Wobei der Zollhauschef für den anstehenden Herbst und Winter in Bezug auf die 3G-Regel bereits etwas Bauchgrummeln verspürt. "Wir müssen natürlich kontrollieren. Es wird spannend, was passiert, wenn die Tests für ungeimpfte immer wichtiger werden, was das für die Gastronomie auslöst."
"Jeder der getestet ist, sollte kommen dürfen"
Die Außengastronomie werde nicht ewig geöffnet haben. Patrick Schmidt hofft, dass viele Landshuter, die noch nicht geimpft sind, bis dahin doch noch einen Termin vereinbaren. "Wenn wir im Winter den Außenbereich nicht mehr haben, werden wir durch die Abstandsflächen im Wirtshaus ungleich weniger Fläche bedienen können. Im vergangenen Jahr hatten wir sogar gar kein Weihnachtsgeschäft. Immerhin: dieses Jahr haben schon einige Firmen unter Vorbehalt Reservierungswünsche bei uns hinterlegt."
Hamburg hat als Stadtstaat bereits die 2G-Regel, also Angebote nur für Geimpfte und Genesene, beschlossen. Ungeimpfte Gäste im Herbst und Winter aufgrund einer auch in Bayern drohenden 2G-Regel auszuschließen, würde Schmidt nur ungern. "Jeder der getestet ist, sollte kommen dürfen. Die Frage ist, wie wird das Testangebot von Ungeimpften angenommen? Geht derjenige noch Essen und anschließend ins Kino, wenn er sich immer vorher testen lassen muss?" Bei größeren Veranstaltungen wie Hochzeiten würde sich Schmidt hingegen für eine 2G-Regel aussprechen, wenn dann die Möglichkeit bestehe, den ganzen Saal für unbegrenzt viele Gäste nutzen zu können. "Es wird ein interessanter Winter", sagt Schmidt.
Während der Pandemie eine Gastronomie zu übernehmen, ist gewagt. Florian Wühr hat sich trotzdem getraut. Seit April ist er der neue Pächter des Gasthauses zur Schleuse am Isargestade. Der April schien ihm damals ein realistischer Zeitraum, in der die Gastronomie nach dem Lockdown wieder öffnen dürfe.

Doch so war es nicht: Direkt nach der Übernahme bot er sein Essen erstmal nur "to go" an. Doch "logisch für einen Biergarten", wie er sagt, sei das eher schleppend gelaufen. Umso erfreulicher für ihn, als Ende Mai die Gastro ihren Außenbereich wieder öffnen durfte. "Da haben wir dann einiges zu tun gehabt", freut sich Wühr rückblickend. "Aber da hat das Wetter auch noch gepasst." Denn im Juli und August war und ist das Wetter "nicht mehr so prickelnd".
Schleuse-Pächter zur 3G-Regelung: "Wie ein Kontrolleur."
Obgleich kommen auch Kunden trotz Regen und setzen sich in den überdachten Außenbereich in seinen Biergarten. "Wir sagen aktuell jeden Tag: ‚Für das Wetter war es ganz gut.' Aber wenn man das jeden Tag sagen muss, ist es dann in Summe gar nicht mehr so gut", so der Schleuse-Pächter: "Vor allem wenn man weiß, wie es bei gutem Wetter laufen könnte."
Dazu, dass er ab dieser Woche seine Gäste gemäß der 3G-Regelung überprüfen muss, sagt der Gastronom: "Man kommt sich vor, wie ein Kontrolleur." Viele Gäste würden es nicht verstehen, so seine Erfahrung. Es seien aber auch viele dabei, die "happy" sind, dass sie endlich ihren Impfausweis vorzeigen dürfen. "Und er ihnen was bringt." Übrigens: Der Großteil der Schleuse-Gäste in den letzten Tagen, in denen die 3G-Regel galt, seien laut Wühr schon geimpft gewesen. Und auch wenn es für den Gastronomen nicht angenehm ist, seine Gäste kontrollieren zu müssen, so sagt er auch: "Zumindest ist es besser, als zusperren zu müssen."