Leute in Landshut am Hockerberg
Der "Hockerberg" lebt! Oder besser formuliert: Das Ergoldinger Traditions-Starkbierfest brachte an drei Tagen den Metzgerwirt-Saal von Toni Luginger zum Beben.
Weil alles stimmte: Die Blasmusik von den "Blechbarabern" um Stefan Halbinger, die kernigen Brotzeiten, die Lieder der Hockerberg-Sänger um Neu-Dirigent Dieter Hilgärtner mit aktuellen und politischen Texten von Hubert Weber, die Soli von Thomas Rapciak, der Familie-Richling-Sketch – und das "Ergolator"-Starkbier aus der Landshuter Brauerei Wittmann hatte auch seine Freunde gefunden. Heinz Kiel führte locker durch das Programm.
Neu-Starkbier-Redner "da Dammerl" alias Thomas Dziurdzia hatte einen gigantischen Einstand: Der Heinz-Kiel-Nachfolger machte seine Sache prima. So gut, dass es jede Menge Szenenapplaus gab, wenn "da Dammerl" wieder punktgenau ins Schwarze getroffen hatte.
Da Dammerl und die Ex-Kreisrätin
Raus aus dem Kreistag, raus aus dem Marktgemeinderat – der tiefe, politische Fall der Christine Huber war ein Thema. Unverständlich, meinte der "Dammerl", der Christine Huber eigentlich für die Auszeichnung "Ehrenamt" vorgesehen hatte.
"Nur weil jemand ned bis drei zählen ko und statt zwoa Wohnungen glei drei Wohnungen in fünf Häuser baut, gibt’s doch koan Grund, so eppan auszuschließen. I moan, de guade Dame macht des doch ned wegen am Geld. Es geht doch ois nur um an guaden Zweck", stellte der Dammerl fest und legte nach: "Dass sie des no grad selber glaabt..."Dass die Ex-Kreisrätin Wohnraum für Flüchtlinge schaffen muss, verstand der Redner eh nicht: "Da hätt sie doch bloß mit dem Landrat Peter Dreier reden solln. Der hätt de scho mit Bussen nach Berlin auffe gschickt", klärte der Dammerl auf. Leider können die Ergoldinger dem neuen Pfarrer Josef Vilsmeier keine "ehrwürdige" Bleibe bieten, weil der Pfarrhof recht marode ist, meinte "da Dammerl" – und war über das Ausweich-Domizil Oberglaim nicht wirklich glücklich: "Mia wissn scho, dass es wos Scheenas gibt, ois in Obergloam zu hausen." Deshalb, so Thomas Dziurdzia, habe man in Ergolding alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit der neue Pfarrhof fertig wird. Für den Innenausbau habe man den "Protz-Bischoff" von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, verpflichtet, damit sich Pfarrer Vilsmeier bald in einer goldenen Badewanne entspannen könne. Pfarrer Josef Vilsmeier sah der "goldenen Zukunft" mit lachendem Gesicht entgegen.

Fröhliche Mienen (von links) Bürgermeister Bernhard Pritscher, Marktrat Anton Wackerbauer, Landtagsabgeordneter Helmut Radlmeier und Bürgermeisterin Annette Kiermeier. (Foto: bep)
Niederboarisch als Wahlfach!
Zudem outete sich "da Dammerl" als Kämpfer für den boarischen Dialekt. "Ja, wo samma denn ? Erst koane Kuahglocken, dann koane Kirchenglockn, dann koan Semmel- oder Brotgeruch – und jetzt soi a koa boarische Sprach mehr erlaubt sei ?", schimpfte der Starkbier-Redner – und machte das zur Aufgabe von der Grundschule bis hin zum Gymnasium: "Ruafts do einfach ein Wahlfach Niederboarisch ins Leben!"
Weil die Münchner (und die Preißn) außer "Ozapft is" eh keine bayerische Sprache mehr verstünden, hatte "da Dammerl" eine Lösung parat: "Für euch gibt es ja die hochdeutschen Feste wie den Nockherberg oder das Oktoberfest."
Die Sache mit dem Defiliermarsch
Dass der designierte bayerische Ministerpräsident Markus Söder bei seiner Rede zum politischen Aschermittwoch den bayerischen Defiliermarsch laut offiziellem staatlichen Hofprotokoll nur für den amtierenden bayerischen Ministerpräsidenten in Beschlag nahm, konnte "da Dammerl" überhaupt nicht verstehen: "Erstens ist der Markus Söder noch nicht im Amt, und zweitens ist der Defiliermarsch seit je her dem Festredner am Ergoldinger Hockerberg vorbehalten. Mit dem wurde der Heinz Kiel schon vor 30 Jahren reingespielt – und ich komm, emotional gesehen, auch damit zurecht."
Die Reaktionen– voll des Lobes
"Eine prima Rede mit viel Blick auf Ergolding und darüber hinaus", lobte Bürgermeister a.D. Hans Bauer, und Erwin Schneck Freude sich irgendwie, dass "meine Stadt Landshut" ganz glimpflich davongekommen war: "Wir haben ja eigentlich auch nichts angestellt", schmunzelte der Landshuter Bürgermeister. Brauerei-Wittmann-Chef Josef Kell attestierte dem Starkbier-Fest eine hohe Spaß-Qualität, Aristotherm-Chef Christian Kliche ebenso. Und Landshuts Alt-Bürgermeister Hans Rampf, ein seit vielen Jahren erprobter Hockerberg-Besucher, konstatierte: "Prima, es war ein entspannter Abend mit ganz viel Spaß und jeder Menge Grund zum Lachen. Ich werde immer wieder mit dabei sein."
Schulz und Merkel tanzen Tango
Für noch mehr Freude sorgten auch die Hockerberg-Sänger um Neuling Dieter Hilgärtner. Auch weil Hubert Weber aktuelle Texte geschrieben hatte und die politische Situation mit der Regierungsbildung treffend einband. Mit der Melodie vom Kriminal-Tango aus den 60er Jahren: "Und beim letzten Tagungstango tanzt der Schulz mit Angie Merkel. Und er sagt entschlossen ,Baby’, es bleibt uns keine andere Wahl. Wer soll sonst das Land regieren – brauchen uns doch nicht genieren. Sind die Besten, keine Frage, fragt sich nur, für wie viel Tage."
"Wie einst und ehund je, die Starkbierzeit ist schee"
Thomas Rapciak rockte den Metzgerwirt-Saal mit Gesang, Gitarre und eigenen Texten zum "Haberfeldtreiber" und "Toms Medley" zusammen mit den Gästen. Und die Familie Richling zeigte, wie viel Spaß die "Erben" haben, wenn sie ihre Erbtante in eine Nobel-Gaststätte einladen. Für die Macher im Hintergrund, Heini Herrmann, Charly Niedermeier und Tonmeister Swen Wiske, gab es Sonderlob – und dann sangen alle Gäste mit: "Wie einst und eh und je, die Starkbierzeit ist schee."