Leben wie in der Steinzeit - Tag 1: Unterm Fichtennadeldach

Familie Brams lebt drei Tage (fast) wie in der Steinzeit: Am ersten Tag des Experiments geht es ums Naturzelt-Bauen und ums Feuermachen.
Claudia Hagn |
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Gegen Mücken hilft das Einreiben mit Walnussbaumblättern.
cv 4 Gegen Mücken hilft das Einreiben mit Walnussbaumblättern.
Armin Hock kennt sich aus.
cv 4 Armin Hock kennt sich aus.
Paul sammelt Äste.
cv 4 Paul sammelt Äste.
Ob es in der Steinzeit so ähnliche Äxte gab?
cv 4 Ob es in der Steinzeit so ähnliche Äxte gab?

Landshut – Mücken sind fiese Viecher. Aber die Menschen in der Steinzeit wussten, was gegen sie hilft: Sich einfach mit Walnussblättern einreiben. Den zitronig-süßlichen Geruch hassen Mücken. Wenn sie dann doch mal zugestochen haben, einfach Spitzwegerich draufdrücken – hilft gegen den Juckreiz. Was das alles mit Familie Brams aus Oberwattenbach zu tun hat? Sie lernt dieses Wissen gerade in einem Wald nahe Landshut.

Die Brams, das sind Renate (42), Manfred (49) und die Söhne Lukas (13) und Paul (8). Sie haben bei einem Gewinnspiel für die Steinzeitfamilie der AZ gewonnen und leben seit Montag das Leben einer Familie in einer Zeit vor circa 40.000 Jahren.

Gegen Mücken hilft das Einreiben mit Walnussbaumblättern.
Gegen Mücken hilft das Einreiben mit Walnussbaumblättern. © cv

Ihren Schlafplatz muss die Familie gemeinsam mit Survivaltrainer Armin Hock und Freundin Walli erst einmal selber bauen. Zudem gibt es Tipps gegen Insekten und eine Einführung in das Verarbeiten des von Gärtnern gehassten Unkrauts Giersch ("Gibt ein super Pesto!").

Reichlkofen ist nicht der Yukon

Bevor es los aber wirklich losgeht, raucht Armin Hock noch eine am Parkplatz. "Früher haben die Leute auch was geraucht. Tabak gibt’s schon ewig in Bayern", erklärt er. Hock weiß, wie man draußen überlebt – in vier Wochen geht es für ihn wieder in den wilden Yukon. Nicht ganz so kanadisch ist es im Wald hinter Reichlkofen, aber große Bäume gibt’s dort auch.

Armin Hock kennt sich aus.
Armin Hock kennt sich aus. © cv

Aus denen wird der Unterstand gebaut, auf einer flachen Ebene zwischen zwei gerade Fichten. Die Brams suchen Äste und Zweige. "Wir haben ganz schön viel Arbeit vor uns", sagt Hock. Die Birkenblätter rascheln am Waldrand, auch die großen Zweige, wo die Blätter noch dran sind. Möglichst flächig sollen sie sein (ideal sind der krause Ampfer oder Kletten), damit sie den Unterschlupf wasserdicht abdecken können.

Über den Wald rauschen regelmäßig Flugzeuge. Die gab es in der Steinzeit natürlich nicht, genau so wenig wie Stahl-Äxte und Funktionskleidung, die die Brams nutzen. "Wir haben nur drei Tage Zeit. Wenn wir alles so machen würden, wie in der Steinzeit, auch mit der Werkzeug- und Kleidungsherstellung, würde das sehr lange dauern", sagt Hock.

Bei Unwetter geht's für die Steinzeit-Menschen in den Gasthof

Hock richtet die geraden Äste, die ihm "Baumeister Paul" anreicht, wie ein Steildach an der Querstrebe zwischen den beiden Fichten aus. Die krummen sind nicht geeignet; sie würden durchhängen und die Konstruktion instabil machen. Nach und nach wird aus dem Gestänge ein Unterschlupf. "Hoffentlich regnet’s noch gscheid. Damit wir in den Gasthof können", sagt Papa Manfred und lacht. Im nahen Gasthof sind nämlich Zimmer gebucht; falls ein Unwetter das Leben draußen lebensgefährlich machen sollte.

Paul sammelt Äste.
Paul sammelt Äste. © cv

Und überhaupt: Wo wird eigentlich auf’s Klo gegangen? "Oh je, oh je. Darüber haben wir noch gar nicht so richtig gesprochen. Kommt ein Dixi, oder?", fragt Papa Manfred. Mama Renate weiß da schon mehr: Wie früher halt, entfernt von der Gruppe im Wald. Sie vermisst am Montagmittag schon ihr Bad – die Insekten im Wald stören sie dagegen wenig, schließlich hat sie nur Angst vor Fröschen. Derer gibt es wenig im Mischwald (Hock: "Pappeln sind gutes Brenngholz") hinter Reichlkofen, denn dort ist es zu trocken für Kröten und Co. So trocken, dass die Feuerstelle auch nicht neben dem Lager, sondern in einem nahen Steinbruch errichtet wird. Sicher ist sicher, meint Armin Hock. Er lässt die Familie über Nacht nicht allein, sondern bleibt bei ihnen: "Einer muss ja auf die wilden Tiere aufpassen!", sagt er. Paul: "Oder auf unser’n Papa!"

Ob es in der Steinzeit so ähnliche Äxte gab?
Ob es in der Steinzeit so ähnliche Äxte gab? © cv

Hock zieht irgendwann eine Dachschindel aus dem Gebüsch. Leider sei das mittlerweile oft so, dass man solchen Müll finde. Die Dachschindel kommt nicht auf den Unterstand; dort sind schon Fichtenzweige aufgefächert, wie ein Dach. Von oben nach unten, damit das Wasser ablaufen kann. "Also mit einer Plane ging’s einfacher", kommt von Papa Manfred. Noch eine Schicht Reisig auf den Boden, drüber die Schaffelle – und schon kann es Nacht werden.

Als Nahrung gibt es Trockenobst, Studentenfutter und Trockenfleisch. Gejagt wird nicht: So viel Steinzeit muss dann auch wieder nicht sein.

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