Landshuts Alt-OB Rampf: "Daheim teilt mich die Chefin ein"

Alt-OB Hans Rampf (CSU) hängt inzwischen gern mal ab in der Stadt, wie er sagt. In der AZ schildert er sein Leben als Rentner – und die anfänglichen Probleme.
Interview: Christoph Reich |
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Hans Rampf beim AZ-Gespräch im "Tante Frieda" mit AZ-Redakteur Christoph Reich.
Hans Rampf beim AZ-Gespräch im "Tante Frieda" mit AZ-Redakteur Christoph Reich.

Landshut - Kein Zweifel, der Ex-OB ist nach wie vor sehr beliebt in Landshut. Im "Tante Frieda", dem Café seiner Wahl zum AZ-Interview, wird er von fast jedem Gast gegrüßt. Hans Rampf bestellt einen Cappuccino. Er trinkt ihn mit Zucker. Kein schlechtes Gewissen? Mit Sport mache er das wieder wett, sagt er.

AZ-Interview mit Hans Rampf: Der 69-Jährige war von 2005 bis 2016 Landshuter OB.

AZ: Herr Rampf, was ist Ihre Lieblingsecke in der Stadt?
Hans Rampf: Am liebsten halte ich mich in der Altstadt auf. Sie ist für mich eine Art Wohnzimmer geworden. Dort hatte ich 25 Jahre das McDonalds-Restaurant. Und dann musste ich für zwölf Jahre als Oberbürgermeister nur die Straßenseite wechseln. Aber auch hinauf in den Hofgarten laufe ich gerne - natürlich im altersgerechten Tempo.

Mit dem Burgaufzug, den Sie für Landshut wollten, hätten Sie es jetzt einfacher gehabt.
Schön wär's gewesen (lacht). Mit dem Vorhaben bin ich, wie Sie wissen, leider gescheitert. Das war einer meiner großen Niederlagen als OB. Für den Aufzug vom Dreifaltigkeitsplatz zur Burg Trausnitz hätte es sogar schon eine Finanzierung gegeben. Aber die Landshuter wollten das nicht.

Ärgert Sie das heute noch?
Ein bisschen schon. Gerade vor wenigen Tagen wurde eine Studie veröffentlicht, da steht, dass es einen Zuwachs an Museumsbesuchern in allen bayerischen Städten gibt. Außer in Landshut. Da wird explizit die Burg Trausnitz genannt, wo ein Rückgang der Besucher zu verzeichnen ist. Ein deprimierendes Ergebnis. Wenn man im Tourismus was bewegen will, dann braucht man attraktive Angebote gerade auch für Leute, die nur für wenige Stunden in Landshut verweilen oder die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.

Was unternehmen Sie sonst in Ihrer Freizeit?
Ich schau mir jetzt öfters Spiele des EVL an, und als Ex-Fußballspieler bei der Spielvereinigung Landshut bin ich natürlich auch dort oft im Stadion. Außerdem begleite ich meinen Enkel, der bei der SV Münchnerau Fußball spielt. Das war als OB anders. Da war ich höchstens dreimal pro Saison im Stadion. Denn die Arbeit im Rathaus war manchmal schon sehr grenzwertig. Deshalb wünsche ich meinem Nachfolger, dass er gesund bleibt.

Warum grenzwertig?
Ich hatte dauernd eine 80-Stunden-Woche. Viele meinen vielleicht, dass der OB nur schöne Grußreden hält. Dahinter steckt aber sehr viel mehr Arbeit. Ich war Aufsichtsratsvorsitzender im Klinikum, Senatsvorsitzender bei den Stadtwerken, hatte die Verantwortung für eine riesige Verwaltung und musste dauernd Entscheidungen treffen. Das ist nicht so einfach. Denn am Ende steht der OB in der Verantwortung.

Hans Rampf beim AZ-Gespräch im "Tante Frieda" mit AZ-Redakteur Christoph Reich.
Hans Rampf beim AZ-Gespräch im "Tante Frieda" mit AZ-Redakteur Christoph Reich.
Hans Rampf beim AZ-Gespräch im „Tante Frieda“ mit AZ-Redakteur Christoph Reich. Foto: Christine Vinçon

Das sieht man jetzt mit dem Riesenärger rund um das Fritz-Koenig-Erbe, oder?
Der OB wird in der Öffentlichkeit entweder gelobt oder kritisiert. Und beim Thema Fritz Koenig, Skulpturenmuseum und Ganslberg haben der OB und die Verwaltung im Moment einen schweren Stand. Das Schlimme ist, dass diese Geschichte weitergeht und dass es zwei Gruppen gibt, die sich bekämpfen. Das ist nicht gut fürs Image der Stadt und für die Weiterentwicklung der Museen.

Sind Sie froh darüber, dass Sie nicht mehr OB sind?
Ich bin erleichtert, dass ich nicht mehr OB war, als Fritz Koenig verstorben ist. Ich habe ja 2016 aufgehört, und Fritz Koenig ist 2017 gestorben. Ich wusste nämlich, welche Probleme noch kommen werden. Außer, man hätte die Möglichkeit gehabt, vorher schon diese Personalentscheidungen Niehoff und Weinmayr in die richtige Richtung zu führen. Das wollte aber wiederum Fritz Koenig nicht. Aber ich muss ehrlich sagen, ich wäre jetzt wahrscheinlich in der gleichen Bredouille wie Alex Putz. Und deshalb bin ich froh, dass ich jetzt nicht mehr Oberbürgermeister bin.

Und was ist Ihre Meinung zu Ganslberg?
Das ist eine Stätte, an der in Zukunft Geschichte geschrieben werden sollte. Dort müsste eine Akademie der Künste oder eine Skulpturen-Stätte errichtet werden. Denn Fritz Koenig gilt zumindest in Expertenkreisen als einer der größten deutschen Künstler des Jahrhunderts. Da muss aber der Freistaat aktiviert werden. Denn über den Haushalt der Stadt ist das nicht zu machen.

Wann waren Sie das letzte Mal im Rathaus?
Das war beim letzten Plenum, weil ich jetzt in der Vorstandschaft vom EVL bin und es um die Sanierung des Eisstadions ging. Und das vorletzte Mal, als ich zum Alt-Oberbürgermeister ernannt worden bin. Aber auch sonst werde ich immer wieder mal im Rathaus vorbeischauen, weil ich die Stadtpolitik noch mitlebe.

Werden Sie manchmal um Rat gefragt?
Das kommt immer wieder vor.

Sind das Fragen aus der CSU oder der Verwaltung?
Das weniger. Eher aus der Bürgerschaft. Das sind meistens Tipps zum Baurecht, die ich gebe. Jemand wollte neulich von mir wissen, wie er vorgehen muss, wenn er auf seinem Grundstück zwei Reihenhäuser bauen möchte.

Was sagen Sie zu der aktuellen Entwicklung auf dem Miet- und Immobiliensektor?
Ich muss sagen, das ist jetzt schon eine riesige Herausforderung für die Stadt - war es aber auch zu meiner Dienstzeit noch. Die Einwohnerzahl steigt, denn viele Leute wollen gerne nach Landshut. Es gibt hier gute Arbeitsplätze und auch eine gute Verkehrsanbindung nach München für die Pendler. Wir sind natürlich schon seit Jahren dran, eine sinnvolle Verdichtung in der Stadt durchzuführen. Reicht aber nicht, weil unser Problem vor allem die Leute mit normalem Einkommen sind. Es müssen Wohnungen zur Verfügung gestellt werden, die der Normalverdiener bezahlen kann. Und da ist die Stadt jetzt dran, da wird sehr viel gemacht.

Aber die Preise steigen immer weiter.
Das wird auch noch eine Zeit lang anhalten. Vor allem trifft das jetzt auf die Umlandgemeinden zu, wie Ergolding, Altdorf und Kumhausen. Die werden ausweisen müssen, um den Bedarf abzudecken. Wenn sie das nicht machen, explodieren die Preise für Immobilien und die Mieten noch mehr. Und das ist für Durchschnittsverdiener nicht mehr erschwinglich.

Nehmen wir an, wir haben das Jahr 2030. Wie wird Landshut da ausschauen?
Ich würde sagen, dass Landshut dann sein Image gestärkt hat. Dafür muss aber noch viel nachgebessert werden. Stichwort Öffentlicher Personennahverkehr, der überregional aufgebaut werden muss. Da sind aber der Landkreis und die Stadt Landshut bereits dran. Es muss irgendwann ein ÖPNV-Angebot geben, dass etwa die Vilsbiburger und Rottenburger alle zwei Stunden nach Landshut fahren können. Auch eine ganz neue Radfahrstruktur braucht es, weil wir in Landshut sehr viele Radlfahrer haben. Das kostet natürlich Geld. Aber 2030, wenn man es richtig macht, kann die Stadt noch attraktiver sein, als sie heute ist.

Gibt es noch andere Zukunftsmodelle?
Das ist natürlich der Energiesektor. Da bin ich als OB wegen dem Biomassekraftwerk sehr stark kritisiert worden. Obwohl die Investitionen sehr hoch sind, werden wir etwas unabhängiger sein. Denn mit der eigenen Energie, dem Biomassekraftwerk, decken wir über 5000 Haushalte in der Zukunft ab. Dazu kommt die Geothermie. Wir haben nämlich das Glück, dass wir im Westen der Stadt heißes Wasser haben. Das sind Zukunftsmodelle, die wir in der Stadt realisieren können. Denn in 40 Jahren werden die fossilen Energien nicht mehr in der Menge da sein - oder dann sehr teuer.

Im Vergleich zum zeitraubenden Amt als OB haben Sie nun viel Freizeit. Wie gehen Sie damit um?
Meine Frau hat mir die letzten 20 Jahre den Rücken frei gehalten. Sie hat mich von allen häuslichen Arbeiten entbunden. Deshalb habe ich zu Hause ein wunderbares Leben gehabt, es aber nicht wirklich genießen können. Jetzt bin ich mehr zu Hause - und das ist angenehm. Anfangs hat es natürlich zwischen meiner Frau und mir noch etwas gekriselt, weil ich plötzlich auch für einfache Hausdienste mit herangezogen wurde.

Was müssen Sie jetzt machen?
Zum Beispiel den berühmten gelben Sack an die Straße vortragen, auch die Mülltonne bekomme ich in Auftrag.

Wie erkundigen Sie sich nach den Terminen der Müllabfuhr?
Die Chefin zu Hause teilt mich ein.

Wo packen Sie noch an?
Im Garten zum Beispiel mache ich jetzt wieder mehr. Na gut, wir haben einen Roboter-Rasenmäher, da muss ich jetzt nicht mehr viel machen. Aber leider kann der natürlich nicht überallhin, weil wir Pflastersteine haben. Da muss ich dann selber ran. Aber ich arbeite nicht jeden Tag, sondern alle zwei Wochen mal zwei bis drei Stunden.

"Ich trainiere dreimal in der Woche jeweils eine Stunde im Keller"

Und die übrige Zeit?
Ich bin einer, der gerne mal abhängt. Ich sitze ganz gerne irgendwo in der Stadt und genieße einfach den Kaffee. Oder schaue mir, wie letzte Woche, Olympia im Fernsehen an. Ich habe noch nie in den letzten 20 Jahren die Chance gehabt Sportsendungen zu genießen. Jetzt nehme ich mir die Zeit. Und was ganz wichtig ist, ich kann jetzt Sport machen.

Wie halten Sie sich fit?
Ich jogge und fahre mit dem Mountainbike.

Wie oft joggen Sie?
Jetzt momentan nicht so viel, aber im Sommer zwei bis dreimal in der Woche jeweils bis zu acht Kilometer. Und ich habe im Keller ein kleines Fitnessstudio mit einem Crosstrainer eingerichtet. Und da trainiere ich dreimal in der Woche jeweils eine Stunde.

Wo joggt man am Schönsten in Landshut?
An der Isar kann man wunderbar laufen und abschalten.

Gibt es etwas in Landshut, was Ihnen weniger gefällt?
Das einzige, was mir momentan weniger gefällt, ist der Schwerlastverkehr durch die Stadt. Aber die Pläne bezüglich der B 15 neu machen Hoffnung auf Besserung.

Ist das die Lösung?
Die ideale Lösung ist es nicht, weil die Umgehungsstraße zu weit weg ist von der Stadt, aber zumindest der Schwerlastverkehr wird dadurch weniger.

Wo machen Sie gerne Urlaub?
In letzter Zeit haben wir unseren Urlaub in Kroatien gemacht. Meistens oben in Istrien rund um Rijeka. Da sind wir ganz gerne. Ich liebe es, Auto zu fahren, und in dem Fall ist das eine angenehme Tagesfahrt, die man selbst fahren kann. Ich bin gerne auch an die Ostsee, in Usedom. Aber meine Frau mag es nicht so sehr, weil das Wetter dort oft schlecht ist.

Sie fahren gerne Auto? Was fasziniert Sie so daran?
Das Auto ist ein Stück Freiheit. Man kann fahren wohin man will, ist an nichts gebunden und muss sich nicht an einen Plan halten.

Als OB hatten Sie einen Chauffeur. War er oft arbeitslos?
Im Dienst war klar, dass er mich gefahren hat. Wenn aber etwa am Samstag oder Sonntag nur zwei oder drei Fahrten geplant waren, habe ich auf den Fahrer verzichtet. Da bin ich selbst mit dem Dienstauto gefahren.

Können Sie sich auch vorstellen, mal in einer anderen Stadt zu leben?
Jetzt nicht mehr, weil ich schon seit vielen Jahren hier zu Hause bin.

 

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