Landshuter Schüler protestieren solidarisch mit Münchner Schule

Landshut - Im Blickpunkt stehen, wenn es um die Frage von möglichen Schulöffnungen geht, vor allem Gymnasien und Grundschulen. Von Fachoberschulen (FOS) und Berufsoberschulen (BOS) ist eher selten die Rede. Fallen diese Schularten etwa, wenn es um Erleichterungen geht, in der Wahrnehmung hinten runter?
Schüler der FOS und BOS: Bayerisches Kultusministerum ignoriert uns
An der Rainer-Werner-Fassbinder-Fachoberschule in München sind die Schüler dieser Ansicht. Für die Faschingswoche haben sie zu einem Streik aufgerufen, um sich endlich Gehör zu verschaffen. Am Aschermittwoch wollen sich Teile der FOSBOS Landshut dieser Aktion anschließen - aus Solidarität, wie zweite Schülersprecherin Michelle Sündermann erklärt.
Dieser Punkt ist ihr sehr wichtig, denn: "Unsere Kritik richtet sich überhaupt nicht gegen unsere Schulleitung, die macht das nämlich unter schwierigsten Bedingungen ganz hervorragend und sorgt dafür, dass kein Schüler zurückbleibt. Wütend sind wir aber über das Bayerische Kultusministerium, das uns bislang schlicht und einfach ignoriert und uns mit unseren Problemen allein lässt."
In erster Linie geht es den Schülern um die hohe Belastung im Abschlussjahr. Denn gestrichen wurde bislang seitens des Kultusministeriums nur eine einzige Schulaufgabe. Ganz im Gegensatz zur Situation an den Gymnasien, an denen die Zahl der Klausuren deutlich reduziert wurde. Sündermann: "Trotz des Unterrichtsausfalls müssen wir in den kommenden neun Wochen 22 Schulaufgaben schreiben. Der Druck ist immens." FOSBOS-Schulleiter Georg Aigner stimmt dem teilweise zu: "Es stimmt schon, das sind wahnsinnig viele Prüfungen in sehr kurzer Zeit. Der Stress ist für die Schüler schon enorm."
Bestmögliche Hilfe für die Schüler
Gefragt, ob er denn mit der Unterstützung der Landespolitik in dieser schwierigen Zeit zufrieden sei, lässt sich Aigner entlocken: "Immerhin weiß der Herr Kultusminister jetzt schon mal, dass es uns gibt." Dennoch glaubt er, dass das Konzept der Schule, abgestimmt mit Elternbeirat und Schülermitverantwortung, darauf ausgerichtet sei, den Schülern bestmöglich zu helfen.
"Ich klicke mich immer wieder bei Unterrichtsstunden mit ein und darf feststellen, dass unsere Lehrer das wirklich super machen. Das funktioniert." Diese Aussage wurde unserer Zeitung von Schülern bestätigt. Und noch etwas, fügt Aigner hinzu, würde die Lage der Schüler etwas erleichtern: "Es gibt in diesem Schuljahr keine Klassenfahrten, keine Theateraufführungen oder sonstigen schulischen Veranstaltungen. Das sorgt dafür, dass wir trotz mancher Unterrichtsausfälle dem Lehrplan nicht hinterherhinken."
Bei Streikaufruf gehe es vor allem um Solidarität mit den Altersgenossen
Schülersprecherin Sündermann will dem gar nicht groß widersprechen. Bei ihrem Streikaufruf gehe es vor allem um Solidarität mit den Altersgenossen in München. "Die haben eine deutlich schlechtere technische Ausstattung im Vergleich zu uns. Sie sitzen in größeren Schulklassen. Und waren schon mehrmals in Quarantäne, hatten also deutlich weniger Unterricht. Und werden jetzt trotzdem zugeballert mit Prüfungen." Es müsse Schluss sei mit der "bildungspolitischen Ellenbogenmentalität", sagt die 20-Jährige. "Wir fordern Zusammenhalt und Chancengleichheit." Etwa durch individuelle Entscheidungsfreiheit für die Schulen, um selbst über die Form des Unterrichts zu bestimmen.
Um den psychischen Druck auf die Schüler zu verringern, sollte über eine Reduzierung von Leistungsnachweisen, eine Fokussierung auf die Hauptfächer oder eine Begrenzung des Prüfungsstoffs nachgedacht werden. "Alle unsere bisher gebrachten Einwände und Vorschläge sind vom Kultusministerium wiederholt ignoriert worden", schimpft Sündermann. "Deshalb sehen wir den Streik als logisches und letztes Mittel, um uns Gehör zu verschaffen."