Landshuter Burg Trausnitz: Alle guten Geister der Zeit

Die Landshuter Burg Trausnitz wird wieder zum "Hof der Reichen Herzöge" und zeigt in einer Ausstellung das dortige Leben im 15. Jahrhundert.
von  Kathrin Filler
Frauen und Kinder in historischer Kleidung winken am 2017 in Landshut während der Landshuter Hochzeit.
Frauen und Kinder in historischer Kleidung winken am 2017 in Landshut während der Landshuter Hochzeit. © picture alliance / Armin Weigel/dpa

Landshut - In prächtigen Samt mit herrschaftlichem Rot und in Pelz gewandet, sitzt Herzog Ludwig der Reiche an seinem Schreibtisch, vor sich ein Schriftstück. Bevor er es unterschreibt, holt er sich Rat, zuvorderst von Kanzler Martin Mair zu seiner Rechten. Auch zwei Fürsten stehen ihm zur Seite. So könnte es 1475 auf der Burg Trausnitz gewesen sein.

Dort ist diese Szene aus dem Alltag des Herzogs in einer Sonderausstellung eingerichtet, bestückt mit den prachtvollen Kostümen der Landshuter Hochzeit. Unter dem Titel "Am Hof der Reichen Herzöge" werden "Geschichten um die Landshuter Hochzeit 1475 " - so der Untertitel - erzählt.

2023 gibst es die nächste Landshuter Hochzeit

Die Landshuter Hochzeit, die turnusgemäß 2021 stattfinden sollte, wurde wegen der Pandemie auf das Jahr 2023 verlegt. Eine Pause von sechs statt vier Jahren, das ist eine lange Durststrecke für Darsteller und Fans des Historienspektakels. Warum also nicht die Räume der Landshuter Burg nutzen, um die Wartezeit zu verkürzen?

Sie bietet sich an wie kaum ein anderer Ort: Schließlich ist die Burg ohne Herzöge nicht denkbar. Und auch nicht die Landshuter Hochzeit - die Vermählung des Landshuter Herzogs Georg mit der polnischen Königstochter Jadwiga. Deshalb ist die Trausnitz jetzt zur Bühne für Szenen aus jener Zeit geworden.

Die Szenerie zieht in die Burg ein

Der Verein Die Förderer, der die Fürstenhochzeit von 1475 alle vier Jahre historisch korrekt in vielen Veranstaltungen nachspielt, durchforstete in vielen Stunden seinen riesigen Kostümfundus und die umfangreiche Rüstkammer und stellte Passendes zur Verfügung. Die Aufführungen der Landshuter Hochzeit fanden jahrzehntelang unten in der Stadt statt, erst seit einigen Jahren gibt es auch vor der Burg Vorführungen stilisierter Fechtkämpfe. Jetzt zieht die Szenerie in die Burg selbst ein.

Es wird kontinuierlich geforscht

Das passt natürlich gut, eben weil die Burg Herzogsitz war, aber auch deshalb, weil der Verein und die Aufführung bekannt für ihre Detailgenauigkeit sind. Kontinuierlich wird geforscht, um die richtigen Stoffe, Kleidungsschnitte, Kopfbedeckungen, Harnische und Kutschen herzustellen. 1475 war Landshut eine überaus bedeutende Stadt, die Hochzeitsfeierlichkeiten waren pompös, und die Vermählung besaß europaweit Strahlkraft.

Und so ist gut vorstellbar, dass Herzog Ludwig am Schreibtisch saß, vor womöglich dem Vertrag, der die Vermählung seines Sohnes besiegeln sollte, während hinter ihm zwei Pagen in den herzoglichen Farben und Grau den hohen Herren Getränke zur Erfrischung reichen. Zwei Wachen, die mittelalterlichen Bodyguards, halten sich dezent im Hintergrund, stets bereit einzuschreiten.

In einem anderen Zimmer sieht man polnische Hofdamen in schickem Gewand, die gerade dabei sind, aus einer Kleidertruhe die passende Garderobe auszuwählen - die aufwendigen Kostüme machen sich in der herrschaftlichen Umgebung der Burg besonders gut, und der Besucher bekommt einen Eindruck davon, wie es damals so gewesen ist, hoch über der Stadt, unter den Adeligen.

Das Brautpaar steht nicht im Mittelpunkt

Dass es um das allgemeine Burgleben in dieser Zeit geht und nicht explizit um die Hochzeit, zeigt sich daran, dass das Brautpaar - auf dem sonst während der Aufführungen alle Aufmerksamkeit ruht - hier nicht im Mittelpunkt steht. Natürlich haben auch Herzog Georg und seine Braut für die Sonderschau die Burg bezogen, doch sie suchen nicht das Rampenlicht. Jadwiga begnügt sich mit dem prächtig bestickten Tanzkleid statt dem goldenen Brautkleid. Und einen eigenen Raum haben sie auch nicht bekommen.

Den haben aber die Männer im Harnisch, die für den Kampf trainieren, auch wenn sie damals wohl eher im Freien übten. Angeleitet werden sie von Paul Kal. Der war zu jener Zeit tatsächlich Fechtmeister am Landshuter Hof, und aus seinen Fechtbüchern stammen die Schaukämpfe mit Stangen und Schwertern, die während der Landshuter Hochzeit gezeigt werden.

Kein Platz für das Turnier

Das aufregende Turnier findet auf der Trausnitz freilich keinen Platz - ein Burghof ist schließlich kein Turnierplatz. Aber ein Reiterharnisch aus dem Turnier ist dennoch zu sehen, dazu gibt es kurze Videos, die beispielsweise erklären, wie die Lanze zu befestigen war. Auch die Geistlichkeit hat - in der Kapelle - einen eigenen Platz bekommen, man sieht Fürstinnen ebenso wie Musiker und Mägde. Auch bei Hofe gab es ja nicht nur Adelige. Und auf der Narrentreppe sitzt keck der Hofnarr.

"Am Hof der Reichen Herzöge", bis 31. Juli auf der Burg Trausnitz, Landshut, täglich 10-16 Uhr, ab April 9-18 Uhr, www.burg-trausnitz.de

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