Landshut ist im Schwammerlfieber

Die Pilzwanderungen von Georg Probst aus Ergolding, die zum Teil über die VHS Landshut und die VHS Landshuter Land angeboten werden, sind alle ausgebucht. Auch für seine Seminare im Altmühltal gibt es eine lange Warteliste. Dass Schwammerlsuchen begehrt ist, sei nichts Neues, sagt der Pilzsachverständige. Seit der Pandemie habe das Interesse aber noch ein wenig zugenommen.
Woran das genau liegt, kann Probst nicht sagen. "Vielleicht weil Schwammerlsuchen zum Volkssport geworden ist; oder es ist das Interesse an der Natur." Gerade jüngere Leute zwischen 30 und 40 Jahren nehmen an seinen Wanderungen und Seminaren verstärkt teil.
Die Pilzwanderungen sind beliebt
"Sie sind früher als Kind mit dem Vater oder Großvater in den Wald gegangen, haben aber nicht so aufgepasst und möchten jetzt wieder mehr darüber wissen."

Zu Probsts Seminaren kommen manche Teilnehmer seit Jahren immer wieder und kennen sich untereinander. Man kann von einer Pilzgemeinschaft sprechen. Die Teilnehmer kommen aus der Stadt ebenso wie vom Dorf und nehmen zum Teil eine weite Anreise aus Berlin oder Zürich auf sich, da es nur sehr wenige Veranstaltungen dieser Art gibt.
Der nasse Sommer war nicht gut für die Pilze
Bei dem verregneten Sommer könnte man meinen, dass die Pilze nur so aus dem Boden schießen. Dem sei aber nicht so. "Es schaut so aus, als wenn durch den starken Regen das Myzel abgesoffen ist. Dadurch und wegen der relativ kalten Nächte haben wir weniger Pilzwachstum." Es gebe zwar eine große Vielfalt an Pilzen, aber nicht die Mengen, die man sonst immer hat.

"Man kann weitaus mehr essen als Steinpilze, Pfifferlinge und Rotkappen. Essbare Pilze sind ein hochwertiges Lebensmittel", sagt Probst. Aktuell sind bereits die ersten Herbstpilze zu finden, wie die Herbsttrompete, die normalerweise immer erst Ende Oktober kommt. "Wahrscheinlich, weil es immer wärmer wird bei uns", vermutet Probst.
Obacht, wer selber nach Pilzen sucht
Wer sich nun selbst auf Schwammerlsuche begeben möchte, sollte einiges beachten. "In jedem Wald sind essbare Pilze zu finden." Ein Anhaltspunkt könne sein, nach bestimmten Bäumen Ausschau zu halten, bei denen Mykorrhiza-Pilze zu finden sind, die von diesen Bäumen abhängig sind. Die Krause Glucke findet man an der Kiefer, den Fichten-Steinpilz - wie der Name schon sagt - an der Fichte. In einem kalkigen Buchenwald wachsen essbare Herbsttrompeten, aber auch Giftpilze.
Giftpilze gibt es nicht nur im Wald, auch auf der Wiese sind sie zu finden, wie zum Beispiel der Karbol-Egerling und andere, so der Pilzexperte.

Zum Sammeln von Mykorrhiza-Pilzen muss man aber auch die Bäume erkennen. Probst erklärt deswegen bei seinen Pilzwanderungen auch die Bäume. "Viele Städter erkennen gar nichts", sagt Probst. "Ich bin oft erstaunt, wenn ich mit Kindern in den Wald gehe, die kennen oft nicht mal Walderdbeeren."
Viele Pilze stehen unter Artenschutz
Was den besten Zeitpunkt zum Schwammerlsammeln betrifft, komme es auf die Witterung an. "Wenn es vorher heiß und trocken war, dauert es nach dem Regen 14 Tage, bis die Schwammerl rauskommen." Denn bei heißem, trockenen Wetter schalte das Myzel auf Selbstschutz und bilde keine Fruchtkörper aus. Pilze bräuchten eine bestimmte Feuchtigkeit und Temperatur, manche brauchen Frost, um zu wachsen. "Die Bedingungen müssen stimmen."
Beim Sammeln ist Vorsicht geboten: Viele Pilze stehen unter Artenschutz, die gar nicht oder nur in beschränkten Mengen gesammelt werden dürfen. Welche das sind, kann man in der Bundesartenschutzverordnung nachlesen. Grundsätzlich sollten im Wald keine Pilze umgetreten werden. Das beobachtet Probst immer wieder. "Der Wald braucht seine Pilze."
Anfängern einen leicht erkennbaren Pilz empfehlen, kann der Pilzsachverständige nicht. "Es gibt keinen Pilz, der keinen Verwechslungspartner hat." Deswegen dürfe man Pilze nur sammeln und verzehren, die man hundertprozentig erkenne. "Wenn es nur 98 Prozent sind: weg damit", sagt Probst.
Achtung vor Giftpilzen!
Pilzbücher oder entsprechende Apps seien keine verlässliche Quelle für die Bestimmung von Pilzen. Der Schwammerl müsse nur anders wachsen oder auf den Fotos anders aussehen und schon droht Verwechslungsgefahr. "Es sind oft Feinheiten, die man unterscheiden muss." Deswegen appelliert Probst, die Ausbeute immer einem Pilzberater oder Pilzsachverständigen zu zeigen.

Dabei gilt jedoch zu beachten: "Nicht alles, was im Wald steht, einsammeln und dann zur Beratung zu gehen, mit der Meinung, es wird ja alles aussortiert. Die Beratung soll nur dafür sein, dass Vergiftungen vermieden werden und Speisepilze von den Giftigen zu trennen", sagt Probst.
Er empfiehlt, immer Papiertüten dabei zu haben, damit die vermeintlich Giftigen von den Essbaren getrennt werden. Denn befinden sich hochgiftige Schwammerl unter den Speisepilzen, muss alles vernichtet werden.
Pilzberater und Pilzsachverständige sind bei der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft (BMG) beziehungsweise bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) im Internet nach Postleitzahl aufgelistet. Auch Probst bietet Pilzkorbkontrollen nach Voranmeldung an.
Im Zweifel die Pilzberatung aufsuchen
Damit er und seine Kollegen die Pilze korrekt bestimmen können, sollte der Pilz samt Knolle vorsichtig herausgedreht und nicht abgeschnitten werden, da die Knolle ein wichtiges Bestimmungsmerkmal ist. Von matschigen und schimmligen Pilzen sollte man die Finger lassen, "vor allem bei Rotfußröhrlingen, die sehr oft vom Goldschimmel befallen werden. Dieser ist krebserregend". Ein Tipp des Experten: Immer an Pilzen riechen. "Wenn er unangenehm oder nach Rettich riecht, ist er nicht essbar."
Eine Pilzvergiftung kann sehr tückisch sein: Bei manchen Pilzen wirkt das Gift schon beim Essen, bei anderen erst nach Stunden oder einer bis drei Wochen. Dann können aber schon Organe wie Leber oder Nieren geschädigt sein. "Wenn der Verdacht einer Pilzvergiftung besteht, sofort die Giftnotrufzentrale anrufen und nicht erst lange nach einem Arzt suchen, der Dienst hat. Es kommt oft auf jede Minute an."
Der Giftnotruf München ist zu erreichen unter 089/19240.