Landshut: Facebook-Shitstorm gegen CSU-Stadtrat Willi Hess

Der Landshuter CSU-Stadtrat Willi Hess hat bei Facebook ein rassistisches Bild geteilt. Nachdem sich zahlreiche Nutzer in Kommentaren beschwert haben, erklärt sich Hess nun: Er habe das Bild kommentieren wollen.
Landshut - "So ein Nazidreck", "Schämen Sie sich!", "Widerlich", so und noch aggressiver waren die insgesamt zuletzt 350 Kommentare auf ein Bild, das CSU-Stadtrat Willi Hess am Dienstag auf seiner Facebook-Seite geteilt hat. Das Bild zeigt einen blonden Soldaten in Wehrmachts-Optik mit der Unterschrift: "Deutscher zu sein heißt, dass deutsches Blut durch deine Adern fließt!" und im Nachgang "Und nicht, weil es irgendein Volldepp in deinen Ausweis getippt hat!" Dieser geteilte Beitrag auf der Facebook-Seite des CSU-Stadtrats und ehemaligen Polizeichefs Willi Hess, zog am Mittwochabend weite Kreise.
Bis Donnerstagvormittag erntete das Bild insgesamt 350 Kommentare - der überwiegende Tenor: Hess solle als Stadtrat zurücktreten, die Kommentatoren sahen die CSU in der Pflicht darauf zu reagieren. Hess, der sich am Mittwochabend weder auf Facebook noch auf Kontaktversuche seiner Fraktionskollegen zu Wort gemeldet hatte, hat erst am Mittwochmorgen mit einem Kommentar reagiert. Der ganze Post sei ein Missverständnis: Das Bild habe er auf der Facebook-Seite eines Bekannten gefunden und "diesen Müll widerlegen wollen".

Hess: "Wollte Lächerlichkeit der Aussage konterkarieren"
Hess, der jahrelang unter anderem Mitglied des Migrationsbeirats war, habe "die Lächerlichkeit dieser Aussage mit seinem Kommentar konterkarieren wollen", schreibt der CSU-Stadtrat am Donnerstagmorgen unter die zahlreichen Kommentare. Besagter Kommentar war aber unter dem Bild nicht zu finden.
Erst durch einen Hinweis von Willi Hess hin hat ihn ein Facebook-User gefunden. Dort hat Hess schon einen Tag zuvor geschrieben: "Interessant! Wie konnten die 1871 so viele Bluttransfusionen durchführen und woher hatten sie so viele Blutspender?" Mit diesem Kommentar habe sich Hess auf die Anfänge des Deutschen Reichs und darauf, dass es "deutsches Blut" ja vorher gar nicht hätte geben können, wie der Stadtrat gegenüber der LZ erklärt.
"Schockiert von der Bösartigkeit der Kommentare"
"Ich bin schockiert von der Bösartigkeit der Kommentare", sagt Hess. Warum sein Kommentar nicht unter dem Post erschienen ist, kann sich Hess nicht erklären: "Ich bin sehr selten auf Facebook, weil ich mich damit nicht so gut auskenne." Der Stadtrat will nun auf seiner Facebook-Seite Stellung dazu nehmen und sich anschließend "überlegen, das Medium zu verlassen". An einen Rücktritt, wie von vielen Kommentatoren gefordert, "denkt er gar nicht", wie er der "Landshuter Zeitung" sagt.
Auch Fraktionsvorsitzender Rudi Schnur gibt an, am Montag zunächst in der ganzen Fraktion darüber reden zu wollen und Willi Hess bei dieser Gelegenheit noch einmal zu Wort kommen lassen will. OB-Kandidat Thomas Haslinger denkt auch über eine Social-Media-Schulung für alle Fraktionsmitglieder nach, wie er gegenüber der LZ sagt.
Facebook-Post von Stadtrat Hess - CSU äußert sich
Auch die CSU in Landshut hat mittlerweile eine Stellungnahme veröffentlicht. Darin heißt es: "Wir sind froh, dass Herr Hess sehr schnell und sehr deutlich klar gemacht hat, dass es sich hier um ein Missverständnis handelt. Auch bedingt durch einen technischen Eingabefehler, der vermutlich auf mangelnde Routine im Umgang mit sozialen Medien zurückzuführen ist. Mit technischer Hilfestellung hat Herr Hess diesen Beitrag dann löschen können, damit nicht noch mehr Verwirrung entsteht. Wir kennen und schätzen Herrn Hess als aufrechten Demokraten, der sich in Landshut besonders um Toleranz und um den Dialog und die Verständigung zwischen den vielfältigen Kulturen engagiert."