Landshut: Ein weißes Rad als Mahnung

Der ADFC in Landshut fordert mehr Sicherheit im Straßenverkehr für Radfahrer und Fußgänger.
Claudia Hagn
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Am Freitagabend gibt es eine Mahnwache für den getöteten Radfahrer. Der ADFC stellt auch ein weißes Rad auf. Es soll an den Unfall erinnern.
Am Freitagabend gibt es eine Mahnwache für den getöteten Radfahrer. Der ADFC stellt auch ein weißes Rad auf. Es soll an den Unfall erinnern. © Wimmer

Landshut - Die Markierungen in der Landshuter Neustadt direkt an der Kreuzung zur Regierungsstraße sind unübersehbar: Dort hat die Polizei am vergangenen Montag mit vielen orangefarbenen Strichen einen tragischen Unfall mit einem Radfahrer dokumentiert.

Ein 58-Jähriger verunglückte hier

Der 58-Jährige war beim Abbiegen eines großen Lastwagens erfasst und tödlich verletzt worden. Der 45-jährige niederländische Fahrer des Lkw hatte vor dem Unfall in einer kleinen Seitengasse Ware angeliefert und wollte dann wieder die Innenstadt verlassen.

Mittlerweile ist zu den Markierungen auch ein weißes Fahrrad gekommen: Der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) Landshut hat am Freitagabend eine Mahnwache samt Schweigeminute für den getöteten Radler an der Kreuzung abgehalten.

Immer mehr "Ghost Bikes"

Die weißen Fahrräder - sie werden auch "Ghost Bikes" genannt - werden in großen Städten mittlerweile mit trauriger Regelmäßigkeit aufgestellt, sagt Roswitha Keil, Kreisvorsitzende des ADFC Landshut. Die weißen Räder sollen daran erinnern, dass an dieser Stelle ein Mensch auf einem Fahrrad bei einem Unfall starb.

Auch sind in größeren Städten mittlerweile "Ghost-Rides" einmal im Jahr üblich, bei denen Radler in weißer Kleidung an die im Straßenverkehr Verstorbenen erinnern. "Wir wollen mit der Mahnwache natürlich unsere Trauer und unser Mitgefühl ausdrücken, aber auch mehr Sicherheit für Radfahrer fordern. Es muss etwas zur Vermeidung von solchen Unfällen gemacht werden", sagt Keil.

Forderung: Abbiegeassistenten müssen eingeführt werden

Dazu gehöre unter anderem, dass Lastwagen dieser Größe unbedingt als Pflicht mit Abbiegeassistenten ausgestattet werden müssten. Diese technische Unterstützung gebe es noch viel zu selten in Lkws, so Keil.

Eine EU-weite verpflichtende Einführung von Abbiegeassistenten ist erst ab Juli 2022 für neue Fahrzeugtypen und ab Juli 2024 für neue Fahrzeuge vorgesehen. Eine Pflicht zum Nachrüsten gibt es nicht.

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So könnten Abbiegeunfälle verhindert werden

Die technischen Hilfen sollen verhindern, dass Laster-Fahrer beim Abbiegen Radfahrer oder Fußgänger übersehen. Auch werde in anderen Städten bereits getestet, dass Radfahrer eine Abbiegeberechtigung anders von der Ampel signalisiert bekämen - sie dürfen also entweder früher oder später fahren als der Lastwagen. So sollen Abbiegeunfälle ebenso verhindert werden.

Ebenso sei es möglich, zum Beispiel links an Lastwagen die Radfahrer beim Überqueren einer Kreuzung mit einer extra gekennzeichneten Spur vorbeizuführen - so gebe es weniger Rechtsabbiegeunfälle, da die Radler überhaupt nicht mehr rechts am Lastwagen vorbei müssen.

"Man muss vorher etwas unternehmen"

Nach solchen Unfällen werde immer davon gesprochen, dass der Fahrer den Radler überhaupt nicht sehen könne - Keil sagt jedoch, dass man daher Lastwagen unter diesen Vorgaben überhaupt nicht auf die Straße lassen dürfe. "Man muss vorher etwas unternehmen, um solche Unfälle zu verhindern", sagt die ADFC-Vorsitzende.

Das weiße "Ghost Bike" soll nun eine angemessene Trauerzeit lang an der Kreuzung der Neustadt zur Regierungsstraße stehenbleiben - als Mahnung und Erinnerung. Auch will der ADFC noch eine Tafel oder Ähnliches anbringen.

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3 Kommentare
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  • Stadtbummler am 26.07.2021 12:52 Uhr / Bewertung:

    Immer wieder schade, dass so traurige und eventuell vermeidbare Unfälle immer wieder instrumentalisiert werden um Anti-Auto-Ideologie zu versprühen.

  • UndNoOaner am 26.07.2021 10:25 Uhr / Bewertung:

    Tragisch, traurig und unnötig sind solche Unfälle. Keine Frage müssen die LKW-Fahrer mit jedem zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützt werden. Jeder, der jemals am Steuer eines LKWs gesessen hat, weiß, dass das Abbiegen extrem schwer ist. Ein bisschen zu weit eingelenkt und schon sind die Spiegel wirkungslos. Ein Fahrradfahrer, der dann, unbewusst oder bewusst, auf sein Recht pocht zieht dann eventuell den Kürzeren.
    Ich persönlich halte von LKWs immer Abstand. Egal ob ich im Auto sitze, mit dem Fahrrad fahre oder zu Fuß unterwegs bin.
    Übrigens helfen da auch keine "LKWs raus aus den Innenstädten" und "Autofrei"-Parolen. Wenn die Landshuter wollen, dass ihre Altstadt ausstirbt dann können sie diese Aktionen weiter treiben. Wenn die Geschäftsleute keine Lieferungen mehr empfangen können, werden sie die Altstadt über kurz oder lang verlassen.

  • TheoK am 26.07.2021 09:14 Uhr / Bewertung:

    3 von 5 Schildern auf dem Bild haben mit dem Unfall rein gar nichts zu tun. Hier werden einfach Ideologien zusammengeworfen und bekommen so das Deckmäntelchen der Relevanz.

    Der Unfall ist bitter und auch ich bin dafür, dass es eine Pflicht gibt, technisch nachzurüsten, um sowas zu verhindern. Wie ich es auch fordern würde, dass jedes Fahrzeug eine Rückfahrkamera haben sollte, eben weil die Sicht hinter das Fahrzeug bedeutend besser ist.

    Aber "LKW raus aus der Stadt" u.ä. ist einfach nur lächerlich. Klar wird man die Paletten zur Belieferung von Supermärkten etc. in Zukunft natürlich mit dem Lastenradl in die Stadt fahren. Und wenn darum dann Alles 10ct mehr kostet, dann geht man natürlich woanders einkaufen, weil das ist ja Wucher. Dann sind es aber genau diese Leute, die ihren Arsch keinen Meter mehr hochbekommen, um lokal einzukaufen, sondern selbstverständlich, weil's ja soo praktisch ist, alles nach Hause liefern lassen. Und wenn's ne Packung Batterien ist. Aber bloß keine LKW!

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