Landshut: Bagger statt Kunden - in der Schirmgasse geht nichts mehr
Landshut - Noch schöner soll sie werden, die Schirmgasse. Doch bis es so weit ist, müssen Anwohner und Geschäftsinhaber einiges aushalten: Baufahrzeuge belagern die Gasse, hämmerndes Getöse strapaziert die Gehörgänge, Staub liegt in der Luft. Wie stark belastet die Baustelle die Geschäfte in der Schirmgasse? Die AZ hat nachgefragt.
Seit Mittwoch ist die Gasse für den Durchfahrtsverkehr gesperrt. Gestern hat die Verlegung der Fernwärmeleitung begonnen. Betroffen ist der Bereich zwischen der Neustadt bis zum Anwesen Schirmgasse 294 einschließlich der Einmündung Zwerggasse. Es wird in mehreren Teilabschnitten gearbeitet.
Insgesamt soll die Baumaßnahme laut Stadtwerken einschließlich der Oberflächen-Neugestaltung bis November dauern. Anliegern und Lieferanten ist weiterhin möglich, die Gasse beidseits bis zum gesperrten Bereich zu befahren. Die Bauarbeiten betreffen auch die Steckengasse und die Zwerggasse, denn dort wird während der gesamten Dauer der Sperrung die Einbahnregelung aufgehoben.
Ersatzparkplätze sind vorhanden
In der Steckengasse wird ein Teilbereich der Bewohnerparkzone gesperrt. Ausweichmöglichkeiten gibt es in der Kolpingstraße: Dort stehen entlang der Anwesen 486 bis 484c Ersatzparkplätze zur Verfügung.
Bis Mitte September soll der Leitungsbau abgeschlossen sein. Im Anschluss gestaltet das Tiefbauamt der Stadt das Pflaster neu. Die Gehwege bleiben bestehen, die Fahrbahn wird von der Neustadt bis zur Altstadt mit geschnittenem Granitstein ausgelegt - ähnlich wie in der Neustadt, nur etwas dunkler.
"Das Ergebnis ist eine komplett ebene Fläche ohne Stolperkante, ideal für die Fußgängerzone", sagt Baudirektor Gerhard Anger. Während der Bauzeit sind die Geschäfte und Anwesen weiterhin zu Fuß erreichbar. Doch schrecken Baufahrzeuge und Lärm die Kundschaft ab, die Geschäfte aufzusuchen?
Stammkunden kommen noch, Laufkunden bleiben fern
Ein großes Problem bereitet die Baumaßnahme Sterntaler - Himmlische Geschenke . "Die Leute wollen in die Gasse rein, sehen die Absperrung und gehen in die nächste Gasse", sagt Inhaberin Hannelore Furich. Seitdem die Gasse für den Durchfahrtsverkehr gesperrt ist, kämen nur noch Stammkunden, Laufkundschaft bleibt aus.
"Der Lärm ist grenzwertig", findet Hannelore Furich. Jedes Mal schrecke sie zusammen. Trotzdem müsse sie die Eingangstür offen lassen, sonst komme gar keiner mehr rein. Sie rechnet mit Einbußen. Es gab bereits zwei Tage, an denen Kundschaft ausblieb. "Aber trotzdem muss man da sein, ich kann ja nicht einfach zusperren", sagt die Inhaberin.
Auf Laufkundschaft ist Mick's Guitar Center nicht angewiesen. "Das Geschäft lebt von Stammkunden, die trotz der Bauarbeiten weiterhin kommen", sagt Inhaber Mick Krämer. Er findet, die Maßnahme gehört gemacht, denn "in jeder Generation gibt es etwas, was gemacht werden muss". Die Planung hätte allerdings anders laufen können. "Vor ein paar Jahren wurde schon etwas gemacht in der Schirmgasse, aber die Fernwärmeverlegung kommt erst jetzt", sagt Krämer.
Staub im Eingangsbereich
Öfter putzen als sonst muss seit Baubeginn Martina Weber, Wirtin der Kneipe Quo Vadis . Die Stufen am Eingangsbereich und das große Fenster sind durch die Bauarbeiten mit Staub bedeckt. Martina Weber glaubt: "Den meisten sind die Bauarbeiten wurscht, solange sie unsere Kneipe und die Geschäfte erreichen können." Der Lärm könne ihre Gäste auch nicht stören, denn die Kneipe öffnet nur am Wochenende ab 22 Uhr, wenn die Bagger längst ruhen.
Erträglich findet Ruth Gebel, Inhaberin der Bäckerei Gebel , die Baustelle. "Wir haben uns gut mit der Baufirma arrangiert, die Arbeiter sind alle sehr umgänglich und wir sind gut informiert worden. Mit der Lieferung haben wir nur wenige Probleme", sagt sie. Mehrmals pro Tag werden Produkte an die Bäckerei geliefert, um frisch produzieren zu können.
Der Lieferwagen könne die Gasse, je nach dem, wo sich die Baustelle gerade befindet, von der jeweils anderen Seite befahren. Und die Fußgänger könnten ohnehin weiterhin die Bäckerei erreichen. "Wir haben einen hohen Anteil an Stammkunden, diese kommen nach wie vor." Ruth Gebel kennt auch die Situation der Anwohner, sie selbst wohnt über der Bäckerei. "Die meisten sind tagsüber außer Haus und abends ist der Lärm vorbei."
Wer schön sein will, muss leiden
Negative Erfahrungen hat hingegen Nguyen Huong Giang von Pho 270 gemacht. Es komme nur noch die Stammkundschaft. "Die Laufkundschaft kann nicht kommen wegen der Baustelle", sagt sie. Sehr laut sei der Lärm, aber die Eingangstür müsse offen bleiben, weil es im Sommer in der Küche sehr heiß wird.
Mit den Unannehmlichkeiten werden die Geschäfte und Anwohner die nächsten Monate wohl oder übel leben müssen, bis die Schirmgasse im November in neuem Glanz erstrahlt. Denn, wie heißt es so schön: Wer schön sein will, muss leiden.
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