Landshut: Akute Wohnungsnot
Landshut - Die 24-jährige Bürokauffrau Kerstin Hammer ist im neunten Monat schwanger. Für ihre kleine Familie sucht sie verzweifelt eine Wohnung, sonst müssen die Landshuterin und ihr Freund mit dem Nachwuchs bald zusammen in der Ein-Zimmer-Wohnung leben.
"Ich bin 24, hochschwanger in der 39. Woche und wohne mit meinem Freund in einer 48-Quadratmeter-Wohnung mit einem Zimmer im vierten Stock ohne Aufzug. Wir suchen seit nun mindestens einem Jahr nach einer neuen Wohnung, aber keine Chance. Entweder sie kostet Unmengen, wobei mein Freund einen gut bezahlten Job (bei BMW als Facharbeiter für Hybridfahrzeuge) hat, oder Kinder sind nicht erwünscht. Egal wo man sich auch anmeldet, wie zum Beispiel in der Wohnungsgesellschaft, man bekommt einfach keine Hilfe. In den nächsten Tagen bekomme ich meinen Kleinen und muss nun vier Stockwerke auf und ab täglich mit ihm meistern."
Khuram Shahzad Supra aus Pakistan hat sich in Deutschland durchgekämpft. Der 38-Jährige kam vor fünf Jahren nach Deutschland. Jetzt hat er einen Job gefunden und sich in Landshut eingelebt. Doch seine Herkunft sieht er bei der Wohnungssuche als Problem.
"Ich arbeite in einem Schnellrestaurant und suche seit Monaten eine Wohnung in Landshut. Diese Hoffnung musste ich schnell aufgeben, denn eine eigene Wohnung kann ich mir in Anbetracht der Mietpreise gar nicht leisten. Daher suche ich nach einer Ein-Zimmer-Wohnung oder einem WG-Zimmer aber auch diese Zimmer kosten teilweise 600 Euro. Ich bekomme von den meisten Vermietern nicht einmal eine Antwort zurück. Und falls doch, dann heißt es, die Zimmer werden nur an Studenten vermietet. Ich habe eigentlich null Chancen. Auch die Suche mit Hilfe der Diakonie und des Wohnungsamts verliefen erfolglos. Ab August werde ich voraussichtlich wohnungslos sein."
Hans-Peter Brunnhuber erhält mit seinen 56 Jahre jeden Monat Erwerbsminderungsrente. Seit zehn Jahren lebt er bereits in seiner beschaulichen Wohnung in Landshut, doch mit den steigenden Mietpreisen in den letzten Jahren, weiß er nicht, wie lange er sein Heim noch finanzieren kann.
"Seit Juli 2007, also seit mehr als zehn Jahren, bewohne ich eine Zwei-Zimmer-Wohnung welche konstant mietpreistechnisch in den letzten Jahren immer mehr angepasst worden ist. Bei der nächsten Mieterhöhung sehe ich meine Wohnungserhaltung gefährdet. Damit stehe ich nicht alleine da. Es macht einem doch langfristig gesehen Sorgen und Depressionen, sich seinen Wohnraum zu erhalten. Hier gilt es auch mal zu überlegen, Existenzminima zu erhöhen und auch hier mehr Beratungs- und Hilfsangebote zu schaffen. Sonst laufen wir Gefahr, dass noch viel mehr Menschen in eine Obdachlosigkeit hinsteuern."
Marianne Timbal und ihre Familie suchen seit Jahren eine neue Bleibe in der Stadt. Weil die Mieten in Landshut jedoch so hoch sind, schauen sie sich inzwischen sogar nach Immobilien zum Kauf um, da für sie ein Darlehen günstiger ist.
Sie sagt: "Wir sind eine klassische Familie: Zwei Kinder mit vier und sechs Jahren, mein Mann (39) arbeitet in der Automobilbranche und ich (36) bin leider voll erwerbsgemindert. Wir bewohnen eine Drei-Zimmer-Wohnung, allerdings wird diese zukünftig wieder vom Vermieter benötigt, darum versuchen wir, eine neue Wohnung oder ein Haus zu finden, aber keine Chance! Wir suchen seit fast drei Jahren und mittlerweile zum Kauf, da ein Darlehen billiger ist als eine Vier-Zimmer-Wohnung mit Garten, zumal es das ja so gut wie nicht gibt. Es ist aussichtslos und phasenweise sind wir schier verzweifelt. Wir fühlen uns so machtlos, sind fassungslos, dass man als Einheimischer gezwungen wird, das Feld zu räumen. Was ist bloß los?"
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