Kinderbetreuung für Alleinerziehende: "Alles schaffe ich nicht auf einmal"

Viele Eltern sind auf Kinderbetreuung angewiesen. Damit einher geht ein steigender Bedarf an Ehrenamtlichen. Eine alleinerziehende Mutter erzählt von ihrem Alltag.
von  Kerstin Petri
Gerade Alleinerziehende brauchen oftmals Unterstützung von außen, um ihren Alltag bewältigen zu können
Gerade Alleinerziehende brauchen oftmals Unterstützung von außen, um ihren Alltag bewältigen zu können © Sebastian Kahnert/ZB/dpa

Landshut - Andrea W. (Name von der Redaktion geändert) ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und studiert in München. Das bedeutet für sie: Jeden Tag um 5 Uhr aufstehen, Frühstück zubereiten und die Kinder fertigmachen. Das ältere Kind fährt mit dem Bus zur Schule, mit dem anderen fährt die junge Mutter mit dem Bus zum Kindergarten. Dann geht es mit dem Bus weiter zum Bahnhof und mit dem Zug nach München.

Kinderbetreuung: Ein Job rund um die Uhr

Mittags kommt sie zurück nach Landshut, holt ihr Kind vom Kindergarten ab, das andere ist dann meistens schon daheim oder bei der Oma. Am Nachmittag werden Hausaufgaben gemacht. Zeit zum Lernen fürs Studium hat W. erst abends. Während der Prüfungsphase im Sommer saß sie bis 2, 3 Uhr nachts vor ihren Unterlagen und stand um 5 Uhr wieder auf. "Das war schon heftig", sagt sie.

Seit Corona läuft in ihrem Studium vieles online ab, die Zugfahrten fallen weg - eine große Entlastung für die alleinerziehende Mutter. Sie ist zu Hause bei den Kindern, wenn sie krank sind oder die Schule beziehungsweise der Kindergarten ausfällt. Doch Kinder und Studium unter einen Hut zu bekommen, ist nicht immer einfach.

Notfallbetreuungen sind oft schon ausgelastet

In der Prüfungsphase musste W. ihr jüngeres Kind in die Notbetreuung im Kindergarten bringen, da sie sonst nicht hätte lernen können. Seit Mittwoch sind Schulen und Kitas wieder geschlossen, beide Kinder sind daheim. Es gebe zwar wieder eine Notbetreuung im Kindergarten, sagt W., ihr wurde jedoch angeraten, das Kind zu Hause zu lassen, weil die Einrichtung ausgelastet ist.

Nun muss sich W. in den kommenden Wochen um ihre Kinder und ihr Studium gleichzeitig kümmern. "Es ist schon wahnsinnig anstrengend, aber es geht schon irgendwie." Da bleibe es nicht aus, dass etwas vernachlässigt wird - sei es der Haushalt, das Studium oder die Kinder müssen zurückstecken. "Alles schaffe ich nicht auf einmal." W. hofft nun, dass sie ihr Studium bald abschließen kann, befürchtet aber, dass ihre Situation auch nicht anders sein wird, wenn sie arbeitet.

Durch die Corona-Pandemie fallen auch viele Freizeitaktivitäten ins Wasser

Deshalb würde sich W. wünschen, dass sich Eltern gegenseitig unterstützen - auch in Krisensituationen. "So war das eigentlich bei uns im Netzwerk schon immer. Aber seit März will das keiner mehr oder traut sich keiner mehr wegen der Ansteckungsgefahr." Außerdem fallen derzeit auch noch alle Freizeitangebote für Kinder weg. "Zu der Belastung, die schon besteht, kommt das noch mal zusätzlich obendrauf", sagt W. Es fehle der Ausgleich. "Das ist schon hart, nicht nur für mich, sondern auch für die Kinder."

Um Väter und Mütter wie Andrea W. zu entlasten, gibt es auf der anderen Seite ehrenamtliche Kinderbetreuer, wie ein über 60-jähriges Ehepaar aus Landshut, das seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Eineinhalb Jahre lang haben sie einmal die Woche die kleinen Kinder eines Paares betreut. Dieses hatte über eine Anzeige Babysitter gesucht.

Ehrenamtliche Kinderbetreuer als Babysitter

Im Laufe der Zeit wurde das selbst kinderlose Ehepaar zu einer Art Großelternersatz. Mit den Kindern haben sie Radausflüge unternommen, sind in den Bayernpark gefahren, waren auf Spielplätzen und sind Eis essen gegangen. "Wir haben extra jede Menge Spielsachen organisiert."

Bis das Paar mit den Kindern überraschend weggezogen ist - zu weit weg, um sich besuchen zu können. Auf die schöne Zeit folgte ein trauriger Abschied, wie das Ehepaar sagt. Nun schicken sie sich noch gegenseitig Fotos per Whatsapp oder machen Videoanrufe. Das Ehepaar könne sich zwar vorstellen, wieder Kinder zu betreuen, aber nur, wenn es auch passt.


Unterstützung und Informationen erhalten Eltern in Landshut unter anderem bei:

- der Koordinierenden Kinderschutzstelle (KoKi), Susanne de Vos (0871/882347)

- dem Verein Menschenskinder. Er bietet mit seinem Angebot "Wellcome" praktische Hilfe nach der Geburt für Familien durch Ehrenamtliche. Daneben gibt es das Unterstützungsangebot der ehrenamtlichen Familienpaten. Dieses richtet sich an Familien mit mindestens einem Kind unter drei Jahren, die Hilfe im Alltag brauchen. Ansprechpartnerin für beide Angebote von Menschenskinder ist Claudia Gritzki (0871/97471434). Interessierte, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, wenden sich ebenfalls an Claudia Gritzki.

- die Kontaktstelle für Alleinerziehende. Nicole Richter (0157/86431241) vermittelt an entsprechende Fachstellen weiter.

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