Ist Mehrweg der bessere Weg?
Landshut - Wenn Anfang Juli Einwegplastik gesetzlich verboten wird, sind vor allem auch Restaurants, Bistros und Cafés betroffen, die Essen zum Mitnehmen anbieten. Alternativen zu Plastik- und Styroporbehältern müssen her.
Warum Verpackungen aus biologisch abbaubaren Materialien dabei nur eine Übergangslösung sein können und warum Gastronomen am besten jetzt schon auf Mehrweg umstellen sollten, darüber hat die AZ mit Richard Geiger, Sachgebietsleiter Abfallwirtschaft der Stadt Landshut, gesprochen.
Einweg-Verbot ab 2023
Das Verbot von Einwegplastik ist nur der erste Schritt. Ab 2023 sind Restaurants, Bistros und Cafés, die Essen für unterwegs oder To-go-Getränke verkaufen, verpflichtet, ihre Produkte auch in Mehrwegverpackungen anzubieten.
Das hat der Bundestag beschlossen. "Das heißt, auf kurz oder lang müssen sich To-go-Anbieter ohnehin mit Mehrweglösungen beschäftigen", sagt Geiger.
Informationsveranstaltung zum Umstieg
Um Gastronomen den Umstieg auf Mehrwegverpackungen zu erleichtern, lädt die Stadt Landshut zusammen mit dem Landkreis Landshut am 7. Juni zu einer virtuellen Informationsveranstaltung ein, bei der verschiedene Anbieter von Pfandsystemen ihre Produkte vorstellen. Die Einladungen des Amts für Wirtschaft, Marketing und Tourismus gehen in den kommenden Tagen raus.
Im Vorfeld haben sich die Wirtschaftsförderer bei Gastronomen umgehört. Von einigen hätten sie die Rückmeldung erhalten, dass sie ihre Gäste nach dem Ende der Pandemie wieder im Restaurant begrüßen möchten und kein Interesse haben, weiterhin Essen to go anzubieten.
Das To-go-Geschäft wird für einige zum zweiten Standbein
Andere Gastwirte seien der Meinung, dass sich Homeoffice nicht mehr zurückdrängen lassen wird und sich viele Gäste weiterhin mittags nebenan schnell etwas holen wollen. Die Befragten bauen darauf, dass das To-go-Geschäft als ein Standbein bestehen bleibt.
Die Informationsveranstaltung soll den Gastronomen eine Plattform für einen Austausch bieten und die Entscheidung erleichtern.
Denn bei dem Überangebot an Pfandsystemen wisse keiner so recht, auf welches System man setzen soll und was davon sich durchsetzen wird, sagt Geiger. "Ein Mehrheitssystem macht natürlich mehr Sinn." Das erleichtert auch die Rückgabe für die Kunden.
Es gibt Bedenken bezüglich der Kosten
Neben Hygieneaspekten soll zudem geklärt werden, welche Kosten auf die Wirte zukommen. Denn gerade bei diesem Punkt gebe es Bedenken.
"Es ist nachvollziehbar, dass Gastronomen, die durch die Krise schwer gebeutelt sind, nicht viel Geld in die Hand nehmen können." Doch bei den Pfandsystemen würden in der Regel keine oder nur geringe Teilnahmegebühren anfallen.
Aus Sorge vor hohen Kosten würden einige Gastronomen auf Einwegverpackungen aus Pappe, Maisstärke und Co. ausweichen. Aus ökologischer Sicht sei das zwar besser als Plastik, wie Georg Ohmayer von der Gemeinwohlökonomie Landshut sagt, der sich ebenfalls für Mehrweglösungen in der Gastronomie einsetzt. "Aber es bleibt Einweg."
"Einweg ist eine Ressourcenverschwendung"
Geiger ist der Meinung, dass Einweg nicht die Lösung ist. "Einweg ist eine Ressourcenverschwendung. Das können wir uns langfristig nicht leisten, auch wenn es aus nachwachsenden Rohstoffen besteht.
Auch das, was auf der Erde an nachwachsenden Rohstoffen jedes Jahr nachgeliefert wird, ist begrenzt aufgrund der Nutzfläche der Landwirtschaft. Global betrachtet: Solange Menschen hungern, können wir nicht aus Mais Verpackungen produzieren. Das geht einfach nicht."
Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen - eine Zwischenlösung
Einwegverpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen könnten höchstens eine Zwischenlösung sein. "Leider landen Einwegverpackungen in der Natur. Wenn diese biologisch abbaubar sind, entsteht zumindest nicht noch mehr Mikroplastik.
Aber bei der Ressourcenverschwendung und beim Energieverbrauch haben wir damit kaum etwas besser gemacht."
Die Bauamtlichen Betriebe hätten ein großes Interesse daran, dass Einwegverpackungen reduziert werden, "weil wir nicht mehr hinterherkommen, die Mülleimer zu entleeren. Wir sehen da einen dringenden Handlungsbedarf", sagt Geiger.
Müllproblem in Landshut
Diesen sieht auch Ohmayer hinsichtlich der steigenden Müllmengen. Die Stadt habe zwar reagiert, indem sie größere Abfallbehälter aufgestellt hat. "Das ist aber nur die Lösung des ästhetischen Problems, damit nicht so viel herumliegt. Aber es ist nicht die Lösung des Müllproblems", sagt Ohmayer.
Theoretisch wäre laut Geiger die Entsorgung von Verpackungen durch das Verpackungsgesetz geregelt. Die Schwachstelle sei der Verbraucher, der die Verantwortung trägt, diese ordnungsgemäß zu entsorgen.
Kompostierbare Verpackungen bereiten Schwierigkeiten
Probleme bereiten den Bauamtlichen Betrieben Verpackungen, die als kompostierbar deklariert werden. Unter Laborbedingungen sind diese zwar kompostierbar, aber in modernen Kompostieranlagen verrotten biologisch abbaubare Kunststoffe in keiner Weise, wie Geiger sagt.
"Bis sie verrotten, dauert es vier, fünf Wochen. In der Anlage bleiben sie aber nur eine Woche." Moderne Anlagen haben eine Vorsortierung. Dort wird alles, was Kunststoff ist, aussortiert. Die Maschine könne nicht erkennen, ob es sich um kompostierbaren oder nicht kompostierbaren Kunststoff handelt.
"Wir müssen hinkommen zu sinnvollen Mehrwegsystemen"
Zudem, so Geiger, könne man aus organischen Rohstoffen Verpackungen herstellen, die keineswegs biologisch abbaubar sind. Umgekehrt ließen sich aus Erdöl Kunststoffverpackungen herstellen, die sehr wohl biologisch abbaubar sind.
"Die ursprüngliche Substanz sagt noch nichts aus, ob die Verpackung biologisch abbaubar ist oder nicht." Von manchen Herstellern werde leicht irreführende Werbung gemacht, um ihre Verpackungen als ökologisch vorteilhaft zu verkaufen.
Daher lautet der Appell des Abfallwirtschaftlers: "Wir müssen hinkommen zu sinnvollen Mehrwegsystemen."
Gastronomen, die keine Einladung zur Infoveranstaltung erhalten, aber gerne teilnehmen möchten, können sich per E-Mail an die Wirtschaftsförderung an wirtschaft@landshut.de wenden.