Feuerwehr schlägt Scheibe ein: Kinder in Landshut aus Hitze-Hölle befreit

Eine Mutter lässt ihre Kleinen (3 und 2 Monate) im Auto auf einem Parkplatz zurück. Sie sagt, sie sei "nur ganz kurz weggewesen". Da hatte die Feuerwehr die Kinder schon befreit. Immer wieder wird unterschätzt, wie schnell es im Auto zu heiß wird. 
von  Ingmar Schweder
Dunkle Autos heizen besonders schnell auf.
Dunkle Autos heizen besonders schnell auf. © Beispielfoto: René Priebe/dpa

Landshut - Das hätte tragisch ausgehen können: Völlig gedankenlos hat eine Mutter am Wochenende in ihrem schwarzen Auto mit getönten Scheiben ihre zwei Kleinkinder (drei Jahre und und zwei Monate alt) auf dem Parkplatz des LA-Parks in Landshut zurückgelassen. Passanten bemerkten dies beim Vorbeigehen – und alarmierten die Feuerwehr und die Polizei.

Die Feuerwehr hatte gerade in der Nähe einen Einsatz wegen einer gefährlichen Ölspur beendet und traf deshalb bereits nur fünf Minuten nach der Alarmierung gegen 14 Uhr auf dem Parkplatz ein. Ein Blick durch die Scheibe bestätigte den Verdacht der Passanten. Das Auto hatte sich bereits im Innenraum erhitzt. Die Kinder waren deutlich durchgeschwitzt, eines der Kinder verhielt sich bereits leicht apathisch.

Feuerwehr schlägt nach kurzer Einschätzung der Lage die Scheibe ein

Da die Mutter zu diesem Zeitpunkt nicht auffindbar war, machte die Feuerwehr kurzen Prozess und schlug die Seitenscheibe des Autos ein, um die Kleinkinder zu befreien. Laut Feuerwehr-Pressesprecher Dominik Zehatschek beschrieben die Einsatzkräfte vor Ort die Luft im Auto als deutlich zu heiß. Anschließend übergaben sie die Kinder in die Obhut des Rettungsdienstes, der sie behandelte, um sie dann der Mutter zu übergeben.

Die Frau gab gegenüber den Einsatzkräften an, "nur ganz kurz weggewesen" zu sein. Genauere Angaben sind auf AZ-Anfrage bei der Polizei offenbar nicht gemacht worden. Hat sich die Feuerwehr in diesem Fall richtig verhalten? Am Samstag gegen 14 Uhr zeigte der Wetterbericht gerade einmal gemäßigte 19 Grad Celsius an?

Ja, wenn man die Ergebnisse des amerikanischen Forschers Dr. Andrew Grundstein betrachtet, der die Hitzeentwicklung in Autos untersucht. Bei einer Außentemperatur von 35 Grad Celsius wird für Kinder in geschlossenen Autos die Situation schon nach nur 15 Minuten lebensgefährlich. Autos mit dunkler Lackierung – wie das Auto der Frau – verzeichnen sogar einen noch drastischeren Anstieg der Innentemperatur.

In der Sonne geparkte Autos können für Kinder und Tiere zur tödlichen Gefahr werden

Warum ist das so gefährlich? In einem erhitzten Auto nimmt der Körper laut Grundstein dreimal so viel Energie auf, wie ein kleines Kind ohne Schutz bei 33 Grad in der prallen Sonne. Aber: Durch Schwitzen und Atmung kann der Körper in einem aufgeheizten Auto nur ein Viertel der Energie wieder angeben.

Das liegt an der fehlenden Luftbewegung im Auto, so dass in der Sonne geparkte Autos nicht nur für Kinder, sondern auch für Tiere zu tödlichen Backöfen werden können. Je nach Temperatur und Wolkenstand, kann sich innerhalb einer Stunde ein Auto auf mehr als 60 Grad aufheizen.

Polizeisprecher Patrick Baumgartner rät deshalb, nie ein Kind alleine im Auto zu lassen: "Mir selbst ist diese Situation bekannt. Man braucht nur eine Kleinigkeit und denkt, man kann die Kinder getrost über diesen kurzen Zeitraum im Auto lassen. Doch mit dem Risiko ist nicht zu spaßen."

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