Es gibt noch viel zu tun in der Landshuter Altstadt: Barrierefrei ist anders

Der Behindertenbeirat fordert seit Jahren glatte Übergänge in der Altstadt - doch bisher ist nichts passiert.
Christina Werner |
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Stefan Tutsch ist verärgert: Seit Jahren wartet er und der Behindertenbeirat auf Verbindungsübergänge zwischen den beiden Altstadtseiten.
Stefan Tutsch ist verärgert: Seit Jahren wartet er und der Behindertenbeirat auf Verbindungsübergänge zwischen den beiden Altstadtseiten.

Landshut - Es reicht uns", sagte Stefan Tutsch, Vorstand des Behindertenbeirates, kürzlich bei der öffentlichen Beiratssitzung. "In der Altstadt sollte man sich doch auch als Rollstuhlfahrer frei bewegen können." Doch das ist gar nicht mal so einfach, wie man denkt.

Seit Jahren macht sich das beratende Gremium für eine barrierefreie Altstadt stark. Doch nichts passiert. Auch von versprochenen glatten Übergängen - wie bei der Heiliggeistkirche - fehlt in der restlichen Altstadt jede Spur. Doch wie geht es jetzt weiter mit dem barrierenfreien Ausbau der Altstadt ? Die AZ hat nachgefragt.

Es ist das große, furchenreiche Kopfsteinpflaster, das jedem Rollstuhlfahrer ein Dorn im Auge ist. Die Abstände zwischen dem Pflaster sind teilweise so groß, dass sich die Vorderräder verfangen und der Rollstuhlfahrer ohne fremde Hilfe nicht mehr wegkommt.

"Ich habe selbst eine ältere Dame gesehen, die mit ihrem Rollstuhl versucht hat, auf Höhe der Buchhandlung Hugendubel die Altstadt allein zu überqueren. Der Versuch scheiterte kläglich und ich hab mich richtig geschämt für die Stadt Landshut", sagte Tutsch.

Er und andere Passanten mussten der Frau helfen, weil ihr auf dem holprigen Belag plötzlich die Kraft ausging. "Eine andere Frau ist beim Überqueren der Altstadt fast aus dem Rollstuhl gefallen", sagte Tutsch, der verärgert ist, dass die Stadt beim Thema Barrierefreiheit der Altstadt nichts unternimmt. Weil sich die Neustadt jetzt zum Vorzeigekind gemausert hat, wird das Defizit der Altstadt noch deutlicher.

Seit sieben Jahren ist nichts passiert - obwohl es einen Beschluss gibt

Zur Vorgeschichte: Schon 2011 wurde im Bausenat festgelegt, in der gesamten Altstadt eine möglichst flächige Barrierefreiheit zu schaffen, jedoch wollte man die Verlegung der Fernwärmeleitungen abwarten, um eine doppelte Baustellenzeit zu vermeiden.

Weil die Verlegung der Fernwärme auf sich warten ließ, hat der Behindertenbeirat 2014 die Stadt gebeten, an fünf Stellen in der Altstadt glatte Übergänge zu schaffen, um eine einfachere Überquerung zu ermöglich. Der Bausenat behandelte den Antrag im März 2015, hielt jedoch an seiner Entscheidung von 2011 und einem möglichst flächigen Konzept zur Barrierefreiheit fest.

"Die Verwaltung wurde damals aber auch beauftragt, exemplarisch einen Übergang auf Höhe der Theaterstraße mit kleinteiligem Granitpflaster zu schaffen", sagte Tutsch. Dieser Auftrag sei seit über drei Jahren nicht ausgeführt worden. "Fünf Übergänge - das war unsere Minimalforderung von 2013. Wir müssen das jetzt anders angehen, weil wir wollen nicht mehr, dass die Stadt tatenlos bleibt. Das kann doch nicht sein, dass das Thema Barrierefreiheit sieben Jahre ruht."

Der Beschluss, um den im Bausenat 2011 gekämpft wurde, sei gut und wichtig gewesen, betonte Stadtrat Franz Palme: "Er ist nur wegen dem Ausbau der Fernwärmeleitungen nicht umgesetzt worden." Zudem wäre es schwer geworden, gleichzeitig in der Alt- und Neustadt zu bauen und diese barrierefrei umzugestalten.

Die Neustadt sei nun die beste Positivwerbung, um die Barrierefreiheit auch in der Altstadt voranzutreiben, denn auch Radfahrer oder Familien mit Kinderwagen sind von der glatten Oberfläche begeistert. "Jetzt müssen wir einfach dran bleiben", sagte Palme, der nach wie vor nichts von den Übergängen hält und für eine flächige Lösung plädiert. "Es ist absurd, dass man in der Altstadt nur Übergänge schafft. Denn auch als Rollstuhlfahrer sollte man sich doch in der ganzen Altstadt frei bewegen können." Auch Bezirksrat Markus Scheuermann bezog klar Stellung: "Mit der Übergangslösung wird die ganze Baumaßnahme sonst noch teurer." Zudem sei die Gefahr vorhanden, dass es am Ende dann bei der Übergangslösung bleibt.

Anger: "Wir können es personell nicht umsetzen"

Spricht man mit Baudirektor Gerhard Anger vom Tiefbauamt über den Planungsstand zur Umbau der Altstadt, sagt dieser: "Das große Problem ist, dass das Pflaster in der Altstadt ja noch sehr gut erhalten ist."

Der Behindertenbeirat einigte sich in seiner Sitzung darauf, sich weiter für die Komplettlösung - sprich eine flächige Barrierefreiheit in der gesamten Altstadt zu schaffen - einzusetzen.

Gleichzeitig wird aber gefordert, so schnell wie möglich unabhängig von einer eventuellen Verlegung der Fernwärme glatte Übergange herzustellen. Tutsch: "Die brauchen wir einfach."

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