"Einheimischenmodell": SPD und die Grünen sind sauer

Landshut - Im Stadtrat fiel vergangene Woche die Entscheidung: Ein Teil der Ochsenau soll bebaut werden - und zwar nach der Vorgabe eines "Einheimischenmodells". Heißt also: Menschen, die sich in Landshut engagieren, sollen bevorzugt behandelt werden. Für die Grünen und die SPD ein Unding, die Grünen sprechen sogar von "Irrsinn", die SPD von "kontraproduktiv".
Die Grünen nehmen "einigermaßen verblüfft" Kenntnis davon, wie ahnungslos die CSU der Wohnungsproblematik in der Stadt gegenüberstehe. Landshut brauche dringend bezahlbahre Mietwohnungen für breite Kreise der Bevölkerung. Das von der CSU im Stadtrat durchgesetzte Einheimischenmodell werde dieses Problem nicht lösen, weil es auf die Bebauung des Areals mit Einfamilienhäusern hinauslaufe.
"Das Einfamilienhaus ist wohnungspolitisch ein Irrsinn", hat etwa kürzlich Sophie Wolfrum konstatiert, Professorin am Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung an der TU München, so die Grünen.
Jeder Verständige, der den geringen Vorrat an noch bebaubaren Flächen in der Stadt kennt, werde sich dem anschließen. Anders die CSU, die die Ochsenau im Einheimischenmodell "vermarkten" will.
Muss Mehrheit der Wohnungssuchenden zurückstehen?
Die Grünen haben jetzt Fragen, zum Beispiel: Warum muss die überwiegende Mehrheit der Wohnungssuchenden in der Stadt, also etwa junge Leute, Rentner, alleinerziehende Mütter und Familien, die sich nie ein Haus werden leisten können, hinter dem CSU-Ideal "junge Familie" zurückstehen? Sind alle anderen keine Einheimischen? Und können junge Familien wirklich nur im Einfamilienhaus angemessen wohnen, auch wenn das nur zulasten der Mehrheit der Wohnungssuchenden geht? Wohnbauflächen wachsen nicht nach. Weiß die CSU das nicht?
Die Vorsitzende des SPD-Stadtverbandes Anja König und Stadtrat Gerd Steinberger werden ähnlich drastisch: Die CSU wolle "die Bevölkerung auch noch regelrecht auf den Arm nehmen", heißt es in einem Brief von ihnen an unseren Verlag. Sie ändere ihre Meinung bei der Bebauung der Ochsenau und stimmte für eine Bebauung - "was uns einerseits natürlich freut, denn dies zeigt, dass sich unser langer Atem beim Thema Wohnungsnot auszahlt und unsere Warnungen nun endlich langsam auch bei den konservativen Parteien ankommen", so die SPD.
Aber gleichzeitig stülpten sie dem Wohnbauprojekt ein Einheimischenmodell über, was kontraproduktiv sei. Bei diesem Modell gehe es hauptsächlich um Einfamilienhäuser und Eigenheime, die sich nur ein kleiner Teil leisten könne. Dieser Markt werde im Moment ausreichend bedient.
In dem Brief heißt es weiter: "Uns geht es darum, für eine breite Schicht der Landshuter Bevölkerung bezahlbare Mietwohnungen zu schaffen. Diese Mehrheit, die auf Mietwohnungen angewiesen sind, werden nun nach der von der CSU-Regierung zugelassenen Privatisierung der GBW-Wohnungen, zum zweiten Mal von den gleichen Politikern geprellt."
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