Djangos Abrechnung auf dem Landshuter Starkbierfest

Landshut - Die Leid derblecken - eine Kunst für sich. Scharf soll eine Rede sein, spitzzüngig, zugleich aber nicht verletzend. Halt so, dass auch die Betroffenen, die im Publikum sitzend den Hohn über sich ergehen lassen müssen, noch (wenn auch etwas gezwungen) mitlachen können.
Als Meister seines Fachs in der Disziplin des Derbleckens gilt seit Jahren Django Asül. Beim Auftakt des Starkbierfestes auf dem Emslanderparkplatz feierte der Niederbayer seine Premiere: Knapp 50 Minuten ging es im Husarenritt durch die Kommunalpolitik - klar, dass Oberbürgermeister Alexander Putz dabei am häufigsten Ziel seines Spottes wurde.
Django ätzte etwa: "Dass Putz bei einem Benefizfußballspiel kein Eigentor geschossen hat, wundert mich. Im Rathaus gelingt ihm das nämlich regelmäßig."
Die Reaktionen auf die Rede fielen fast durchgehend positiv aus. Festwirt Franz Widmann: "Christian Springer war auch sehr gut. Aber vielleicht hat er sich in den letzten Jahren doch etwas abgenutzt, so dass der Wechsel jetzt zur rechten Zeit kam."
Nachdem OB Putz mit drei Schlägen angezapft hatte, legte Django Asül los. Nach einem kurzen Schwenk zur Landespolitik kam er schnell auf die regionalen Verhältnisse zu sprechen. Für Landshut äußerte er sein Mitgefühl. Im Vergleich mit der niederbayerischen Bezirkshauptstadt stehe ja sogar sein Heimatort Hengersberg besser da: "Wir haben schließlich einen richtigen Bürgermeister - und keinen Österreicher."
Django über...
... den Umzug von K & L Ruppert: Dass der Weggang des Modegeschäfts aus der Innenstadt nach Ergolding die Landshuter tief getroffen habe, könne er gut nachvollziehen, befand Django: "Denn K & L war ja für Landshut das, was für die Münchner Gucci oder Prada sind."
... das Bürgerbegehren "Busse Baby": Bislang sei nicht klar geworden, was das solle. "Man steht nach wie vor im Stau - nur halt jetzt dann öfter hinter Bussen."
... die Debatte um Fritz Koenig: "Die größten Künstler Landshuts - für mich waren das eigentlich immer Erich Kühnhackl und Alois Schloder."
... Landshuts Ältestenrat: Wozu es den brauche, wenn darin gar nicht Leute wie Hans Rampf oder Josef Deimer, sondern Jungspunde wie Stefan Gruber oder Thomas Haslinger vertreten seien, fragte Asül: "Offenbar dürfen da nur die dabei sein, die alt ausschauen. Nein, nicht optisch, sondern von der politischen Kompetenz her."
... FDP-Generalsekretär Norbert Hoffmann: "Der hat ja in Österreich studiert und dabei den Titel Magister erworben. Was heißt Magister? So viel wie: Bemühen war erkennbar - aber sinnlos."
... den Zwist um die Dultvergabe: Die Bewertungskriterien seien offenbar gewöhnungsbedürftig, auch für das Verwaltungsgericht Regensburg. Django: "Bei der Bewertung spielt halt alles mit rein. Der Ölpreis, die Leitzinsen - oder auch der Tabellenstand des EV Landshut."
... Ergolding: Die Kommune sei von der finanziellen Ausstattung her das "Liechtenstein von Landshut". Dass eine ÖDP-Politikerin in der Marktgemeinde einen veritablen Schwarzbau errichtet habe, sei nur auf den ersten Blick ungewöhnlich. "Die hat halt gedacht: Wenn man in einen Schwarzbau Schwarze reintut, dann passt das wieder."
... Landrat Peter Dreier: "Ein Phänomen: Der ist bei den Freien Wählern - und hat trotzdem was zu sagen."
Vielleicht war Djangos Abrechnung sogar etwas zu viel des Guten: Gegen Ende seiner Rede ließ die Aufmerksamkeit im Publikum spürbar nach. Einige monierten auch ein gewisses Ungleichgewicht: Dass eine Kleinpartei wie die ÖDP mehr Erwähnung fand als die CSU, kam unerwartet. Und dass der Landtagsabgeordnete Helmut Radlmeier von Asül komplett ignoriert wurde, fand nicht nur dessen CSU-Parteifreund Haslinger "recht merkwürdig."
Dennoch galt die Premiere Django Asüls als gelungen: Er dürfe nächstes Jahr gerne wiederkommen.
Nach den beiden Eröffnungsabenden geht das Starkbierfest am Donnerstag in den regulären Betrieb über. Bis Samstag öffnet das Festzelt täglich um 11 Uhr zum Mittagstisch. Auf der Bühne stehen heute Abend "Die Ganoven", am Freitag "Die Gipfelstürmer" und am Samstag "Musikuss". Am Sonntag gibt es parallel zum verkaufsoffenen Sonntag im Industriegebiet ab 10 Uhr einen politischen Frühschoppen mit Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger und Landrat Peter Dreier.
Die Reaktionen beim Landshuter Starkbieranstich
Festwirtin Jutta Widmann glaubt, dass mit der Verpflichtung von Django Asül als neuem Starkbierredner frischer Schwung in den Eröffnungsabend eingekehrt sei. "Er hat sich lange und intensiv in die regionale Politik eingearbeitet. Man hat gemerkt, dass er von Beginn an das ganze Zelt auf seiner Seite hatte. Wir sind sehr stolz, dass wir ihn bekommen haben." Wie nimmt man es eigentlich als direkt Betroffene auf, wenn man gehörig aufs Korn genommen wird? Widmann: "Wenn man dran kommt, muss man auch mal kräftig schlucken. Aber bei den anderen kann man dafür wieder umso mehr lachen."
Dem Grünen-Fraktionschef Stefan Gruber hat die Rede insgesamt sehr gut gefallen. "Django Asül war sehr gut informiert und hat es verstanden, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Von mir aus darf er sogar ruhig noch etwas schärfer werden und noch mehr zuspitzen. Aber er hat auf jeden Fall viel frischen Wind reingebracht." Für einen Politiker sei so ein Abend eine sehr gute Gelegenheit, einmal festzustellen, wie man denn von außen betrachtet wird, wie man selbst mit seinen Positionen ankommt. „Das ist schon sehr interessant für einen selber“, sagte Gruber.
Als Oberbürgermeister wurde Alexander Putz naturgemäß zur Zielscheibe des Spottes für Django Asül. Dies nahm der OB jedoch sportlich hin: "Eine Starkbierrede darf weh tun, aber sie soll nicht verletzend sein. Und das hat Django Asül hervorragend hinbekommen." Der Kabarettist habe sich im Vorfeld sehr gut eingearbeitet in die Landshuter Verhältnisse. Dass Alexander Putz im Vergleich zum Vorjahr diesmal deutlich härter angepackt wurde, sei nur folgerichtig gewesen: "Damals war ich ja erst kurze Zeit im Amt. Mittlerweile hatte ich ein Jahr Zeit, in Fettnäpfchen zu treten."
Nicht eben schmeichelhaft ging Django Asül mit der ÖDP um, die er – vielleicht seine einzige Entgleisung – sogar als „Ökologische Deppen-Partei“ bezeichnete. "Da war ich natürlich nicht seiner Meinung. Aber er hat eben seine eigene Art", formulierte es ÖDP-Stadträtin Christine Ackermann noch mit vornehmer Zurückhaltung. Doch im Endeffekt hätten schließlich alle ihr Fett wegbekommen. "Und dann passt es ja auch wieder." Sehr gut fand Ackermann, dass auch der Landkreis stark thematisiert wurde. "Das ist etwas, das in den vergangenen Jahren meist ausgespart wurde."