"Die Partei": Bierpreisbremse und grünes Karomuster
Rihie Wilde - "Die Partei" hat einen Landshuter Direktkandidaten für die Bayerische Landtagswahl.
Landshut - "Die Partei" wurde 2004 vom damaligen Chefredakteur der Satirezeitschrift "Titanic", Martin Sonneborn, gegründet. Zehn Jahre später wurde er tatsächlich ins Europaparlament gewählt. Wie Politik als Satire auf lokaler Ebene funktioniert, zeigte der Kreisverband Landshut am Wochenende bei der Wahl seines Direktkandidaten für die Landtagswahl. Kreisverbandschef Richard "Richie" Wilde und seine Mitstreiter erwiesen sich dabei als durchaus gelehrige Schüler des großen Vorsitzenden.
Wie Sonneborn ist auch Wilde politischer Quereinsteiger. Der Mittzwanziger ist Schauspieler. Nicht die allerschlechteste Voraussetzung für eine politische Karriere. Hinzu kommt ein durchaus strammes Führungsverhalten. Nachdem am frühen Samstagnachmittag die ersten Parteigenossen in den "Schwarzen Hahn" am Nahensteig getröpfelt waren und Wilde feststellen musste, dass einige ihre Parteiausweise wahlweise nicht dabei oder noch nicht beantragt hatten, gab es erstmal eine klare Ansage: "Bitte beantragt Eure Mitgliedausweise ! Wir leben hier in einem stocksteifen, bürokratischen Land. Ohne Mitgliedsausweis läuft da gar nix."
Nach einer halben Stunde waren dann doch genügend Genossen da, um die Beschlussfähigkeit herzustellen.
Wilde schritt zur Tat, bestellte erst mal Bier und arbeitete diverse Tagesordnungspunkte zügig ab. Hie und da drückte er auf eine "Play"-Taste, um aus einem mitgebrachten Lautsprecher tosenden Applaus einzuspielen. Dann, endlich, die Kandidatenaufstellung. "Ich würde mich aufstellen", sagte Wilde. Dagegen hatte prinzipiell niemand etwas einzuwenden, doch stand angesichts einer Alleinkandidatur die Gefahr von Langeweile im Raum. "Wenn Du nichts dagegen hast, würde ich Jonas aufstellen", sagte ein Genosse. "Echt? Das wäre bürokratisch aber ziemlich krass jetzt", sagte Wilde. "Okay, dann lass...", sagte der Genosse. Abstimmungsergebnis: 100 Prozent pro Wilde. Umarmungen, Schulterklopfen, Treueschwüre. "Auf einen schmierigen und populistischen Wahlkampf!", rief Wilde.
Ziel der "Partei", Kreisverband Landshut, ist es jetzt erstmal , einen Stammtisch zu organisieren. Außerdem stehen unter anderem folgende Themen auf der Agenda: Bierpreisbremse, G1, Streichung der Landshuter Innenstadt in grün-schattiertem Karomuster und Vereinheitlichung der Presse. "In anderen Ländern funktioniert das ja ganz gut. Wir würden vorschlagen, dass sie dann allgemein ,Die Presse' heißt", sagte Wilde. Ansonsten: "Wir sind die Partei der extremen Mitte. Inhalte überwinden - darum muss es gehen."
Bei der letzten Bundestagswahl erhielt "Die Partei" in Landshut mehr als 900 Stimmen.
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