Die Musiker von dicht & ergreifend im großen AZ-Interview

Bei Kaffee und Butterbrezen erzählen die Musiker von "dicht & ergreifend" über Heimat, Hip Hop und Humor – und warum Augustiner-Bier nicht mehr schmeckt.
von  Carmen Merckenschlager
George Urkwell (l.) und Lef Dutti von „dicht & ergreifend“.
George Urkwell (l.) und Lef Dutti von „dicht & ergreifend“. © Stephan Buske

Die AZ ist zum Interview verabredet – im Gasthaus Huber in Landshut, dem Zuhause von Michael "Mike" Huber alias George Urkwell. Auch dabei ist Bandkollege Fabian Frischmann alias Lef Dutti. Mit den Wahlberlinern sitzen wir in der Gaststube des Wirtshauses – die Hausherrin, Mikes Mama, steht geschäftig hinter der Theke. Im Kamin brennt ein Feuer, an der Wand hängen alte Fotos von der Familie und dem Hof. Draußen muht eine Kuh.

AZ: Ländliche Gegend hier. Bisschen anders als in Berlin, oder?
MIKE: Ja auf jeden Fall! Aber ist auch schön, das ist halt "dahoam".

Ist denn Berlin oder Bayern Ihre Heimat?
MIKE: Unser Zuhause ist mittlerweile eher Berlin, unter anderem, weil da mehr geboten ist.
FABIAN: Da steht eben das eigene Bett, da hat man sein Zimmer. Das ist für uns daheim.
MIKE: Aber daheim ist nicht gleich "dahoam". Das ist auf jeden Fall in Bayern. Hier ist man eben aufgewachsen, und wir würden es nicht ausschließen, irgendwann später wieder zurückzukehren. Am Land gibt es nur leider nicht so gute Burger wie in der Hauptstadt.

Aber das Bier ist hier besser, oder?
FABIAN: Nö. Wir trinken beide mittlerweile lieber Pils. Augustiner-Bier kann ich einfach nicht mehr sehen. Das schmeckt so lasch, dass man das Gefühl hat, die machen den Deckel nach der Abfüllung nicht richtig zu. Da schmeckt ein Pils in einer Berliner Eckkneipe schon um Welten besser. Ein bisschen könnte es vielleicht auch daran liegen, dass man sich daran abgetrunken hat.

Sie spielen die meisten Konzerte hier in Bayern, leben aber in Berlin. Da sind Sie vermutlich viel unterwegs.
FABIAN: Schon! Das nervt auch manchmal etwas, mit dem Auto ist man doch immer sechs Stunden auf der Straße. Aber wir machen das gerne. Man gewöhnt sich an die Fahrerei, mittlerweile vergeht die Zeit immer wie im Flug.
MIKE: In letzter Zeit waren wir ganz schön viel unterwegs, da freut man sich dann schon recht, wenn man wieder mal heimkommt.

Der Titel des neuen Albums lautet: "ghetto mi nix o". Sehen Sie Ghettos in Deutschland?
FABIAN: Ja, auf jeden Fall! Zwar nicht so wie in der Bronx, aber auch in Deutschland gibt es Plattenbauten und Menschen, die in armen oder vernachlässigten Verhältnissen leben.
MIKE: Ghetto bedeutet ja auch nicht gleich, obdachlos zu sein und nix zu essen zu haben. Das kann zum Beispiel auch eine fehlgeschlagene Integration bedeuten oder manchmal sogar eine verklemmte Einstellung zum Leben sein. Manche Ihrer Texte sind melancholisch, manche sind lustig. Wie kommt diese Mischung zustande?
MIKE: Wenn man sich die Welt gerade so anschaut, sieht man, dass schon verdammt viel Schlechtes passiert. Das thematisiert man irgendwie automatisch, wenn man Texte schreibt. Aber insgesamt machen wir schon eher lustige Sachen.
FABIAN: Letzten Endes steckt in all unseren Tracks immer Humor mit drin. Auch bei den ernsteren Texten. Ein Freund von uns hat den Spruch geprägt: Am Ende des Tages gewinnt immer der Humor. Das haben wir als unser Motto auserkoren.

Ihr Stil findet sich irgendwo zwischen Ghetto-Gstanzl und Stubenmusi-Rap: Wie erklären Sie Ihrer Oma, was genau Sie da machen?
FABIAN: Also, meine Oma war schon mal auf einem Konzert.
MIKE: Meine Großmutter lebt im Ruhrpott und kommt jetzt eher nicht für Auftritte her. Aber wenn sie weiß, dass wir im Radio laufen, bleibt sie schon mal extra länger wach und freut sich darüber, uns zu hören.
FABIAN: Ich denke nicht, dass sonst viele Rentner unsere Musik hören. Unsere Hörerschaft ist ja auch eher zwischen 15 bis 35 Jahre alt.

Mit Ihrem neuen Album haben Sie wieder eine bunte Mischung geliefert, die sich hören lässt. Sind Sie selbst zufrieden damit?
MIKE: Ich muss gestehen, ich hab die fertige Version noch gar nicht angehört. Da bin ich direkt ein bisschen nervös. Wir haben aber schon zwei Tracks live performt und das war ziemlich cool. Ich denke, wir können da ganz zufrieden sein.
FABIAN: Alle, die das "Dampf der Giganten"-Album mochten, werden das neue auch cool finden. Gerade Lieder wie "Grias de God scheene Gegn‘d" oder "Nein to five" sind wirklich gelungen. Das Album ist als Ganzes schon eine runde Sache.

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