Die Möwen von Landshut
Landshut - An der Isar entlang liegt der, so kann man es vermutlich sagen, größte Freiluftzoo Landshuts: Dort sind nämlich immer im Winter hunderte Lachmöwen unterwegs.
Wer ein paar Minuten stehenbleibt, kann einiges an Tierverhalten lernen, sieht Kämpfe um den besten Sitzplatz auf dem Geländer und lernt, wie die Vögel auf der Isar ihr Futter suchen. Immer wieder steigen sie aus dem Flug ab, fischen blitzschnell etwas aus dem Wasser und fliegen weiter.
Die Möwen sind heuer früher da
Früher als in den vergangenen Jahren sind 2021 im September die ersten Möwen aus dem Osten, aus Litauen, Polen, aber auch aus Schweden, in Landshut angekommen, so Ornithologe "Vogelphilipp" Philipp Herrmann. Die Tiere überwintern in der Gegend, untertags sind sie in der Stadt, nachts schlafen sie meist an den Stauseen - oder manchmal auch vor dem Maxwehr in einer kleinen Kolonie.
Im Winter kann man in Landshut bei Weitem die meisten Möwen sehen, oft erreichen die ersten Landshut auf ihrer Reise von den Brutgebieten im Osten zu Beginn der "Interkulturellen Wochen", wie Herrmann erzählt. Ein schöner Zufall, findet er.
Die bayerischen Möwen brüten im Sommer an den Stauseen in der Umgebung; sehen kann man sie dann selten an der Isar in der Stadt. Jetzt haben sie Platz gemacht für die Möwen aus dem Nordosten und sind in den Süden abgeflogen. Wie die ausländischen Möwen sich im Winter in unseren Breitengraden bewegen ? Das will Herrmann gemeinsam mit der Höheren Naturschutzbehörde an der Regierung von Niederbayern mit dem Projekt "Mitmachmöwen" herausfinden. Er arbeitet dabei mit Stefan Böger von der Regierung von Mittelfranken zusammen.
Die Ringe erzählen viel über die Reise
Eine von Herrmann in Landshut beringte Möwe ist zum Beispiel jüngst in Zürich aufgetaucht. Es wäre auch möglich, dass sich die Landshuter Möwen untertags weit in die Umgebung aufmachen, um dort Futter zu suchen, so Herrmann. Um den Zug der Vögel innerhalb kürzerer Strecken zu beobachten, braucht es viele Informationen über die Ringe an Möwenbeinen.

Die Reise der Tiere kann man nämlich über die Ringe ablesen - eine von 100 Möwen in Landshut trägt einen Ring am Fuß, sagt Herrmann. Vor allem im europäischen und deutschen Osten werden junge, aber auch ältere Exemplare oft mit der Markierung versehen. In Datenbanken kann man dann über eine Nummer ablesen, wo die Möwe beringt wurde und wo sie sich in der vergangenen Zeit aufgehalten hat.
Ornithologen geben ihre Sichtungen nämlich in Datenbanken ein und können so den Weg der Tiere verfolgen. In Deutschland ist das Anbringen von kleinen Metall- oder Plastikröhren nur mit einer Ausnahmegenehmigung der Naturschutzbehörden erlaubt.
Jedoch kann man auch als Laie mitmachen und Vogelringe an Möwenbeinen mitsamt Informationen zu Beringungsdatum und Beringungsort ablesen. Dazu sollte man laut Herrmann einfach mit einem Fernglas bewaffnet an der Isar zum Beispiel am Maxwehr oder Sausteg stehen und versuchen, Ringe zu entdecken. Morgens geht das wohl am besten.
Diese Merkmale charakterisieren die Möwe
Dabei kann man auch beobachten, welch unterschiedliche Exemplare sich in Landshut aufhalten: Je dunkler Schnabel und Beine sind, desto älter ist das Tier. Oder: Hat die Möwe noch einen dunklen Kopf, ist sie noch nicht ganz auf ihr Wintergefieder gewechselt. Hat sie noch braune Flecken in den Flügeln, ist sie ein junges Exemplar, das 2021 geboren wurde und jetzt zum ersten Mal in Landshut überwintert.
Wer Infos gesammelt hat, kann dann auf die Homepage des Projekts unter der Adresse www.mitmachmoewen.de gehen und seine Sichtung eintragen. Das hilft den Wissenschaftlern, viele Daten von Bürgern zusammenzutragen. Momentan gibt es bereits 37 Sichtungen in Landshut, es sollen aber noch viel mehr werden.
Auf der Homepage kann man neben vielen Informationen zu den Möwen und anderen Arten auch bald Unterlagen für Grundschulen zur Umweltbildung finden. Ebenso ist dort der Fernsehbeitrag von "Anna und die wilden Tiere" aus dem Kika über die Landshuter Mitmachmöwen zu finden.
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