Die letzte Bestätigung: Warum diese Landshuterin trotz Glaube aus der Kirche austritt

Eine Niederbayerin will raus aus der katholischen Kirche, obwohl sie glaubt. Warum?
von  Carmen Merckenschlager
Julia P. ist gläubig, aus der Kirche will sie trotzdem austreten. (Symbolfoto)
Julia P. ist gläubig, aus der Kirche will sie trotzdem austreten. (Symbolfoto) © Christine Vinçon

Landshut- Die 26-jährige Julia P. (Name geändert) ist gläubig. Früher ist die junge Frau aus dem Landkreis Landshut als Ministrantin tätig, mit ihren Eltern geht sie damals jeden Sonntag in die Kirche.

Als Teenager ist sie in einer christlichen Jugendgruppe, später bei der Landjugend und dort sogar im Vorstand. Auf dem Papier ist P. ein aktives Mitglied in der Kirchengemeinde. Nun hat sie aber für sich den Entschluss gefasst, der "Institution Kirche", wie sie sagt, den Rücken zu kehren und auszutreten.

Mit dem Gedanken spielte sie schon länger

Seit Jahren hadert sie mit dem Gedanken, "weil ich mit den Gottesdiensten einfach nichts anfangen kann", sagt sie. Und doch ist sie bis jetzt Mitglied der Katholischen Kirche. Warum? Aus zwei Gründen: Zum einen stören P. zwar die starren Strukturen der Kirche, dennoch liebt sie die Gemeinschaft in der Jugendgruppe.

Zum anderen bleibt sie wegen ihrer Eltern Teil der Gemeinschaft. "Meine Geschwister und ich wurden sehr katholisch erzogen. Das war meinen Eltern sehr wichtig. Deshalb blieb ich auch so lange in der Kirche", sagt die 26-Jährige. Nun hat die junge Frau aber genug. Das veröffentlichte Missbrauchsgutachten sei nicht ausschlaggebend gewesen, aber so etwas wie eine letzte Bestätigung, die Kirche zu verlassen.

Worte und Taten passen nicht zusammen

"Nicht nur, dass mir die Gottesdienste nichts geben. Ich finde auch den Umgang mit Homosexuellen und queeren Personen in der Kirche nicht gut", sagt P. Es sei so, als würde die Kirche sprichwörtlich Wasser predigen und Wein trinken. P: "Es wird von Nächstenliebe gesprochen. Andererseits werden Menschen ausgeschlossen. Das macht keinen Sinn."

Seit P. nicht mehr Vorstand der Landjugend ist, weiß sie, sie muss raus aus der "Institution". Warum sie es bisher noch nicht gemacht hat? "Wegen meiner Eltern", gibt sie zu. Sollten die von ihrer Entscheidung erfahren, hat sie Angst, auf schwere Enttäuschung zu stoßen.

Jetzt ist Schluss

Deshalb will sie auch anonym bleiben, um den Familienfrieden zu wahren. "Aber jetzt ist einfach ein Punkt erreicht, dass ich nicht mehr will. So viel Positives es in der Kirche gibt, so viel stört mich auch", sagt sie. Gläubig ist sie trotzdem, ihren Termin für den Austritt hat sie nun aber gemacht.

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