"Der absolute Wahnsinn" im Hofberg-Theater
Nach dem Zusammenschluss der Landshuter Laienspielbühnen Theater Nikola, Theater Konrad, "MuT - Musik und Tun" und Theater Hofberg unter dem gemeinsamen Dachverband "Bühne Landshut" geht es für jede der vier Schauspielgruppen in eine neue Spielzeit. Diese beginnt beim Theater Hofberg mit einem modernen Stück im Zeughaus - natürlich auf Bairisch. Die AZ hat sich mit dem Chef des Hofberg-Theaters, Gerhard Daniel, bei einer Probe getroffen. Daniel führt im neuen Stück "Der fast keusche Josef" Regie und hat die Gesamtleitung.
AZ: Herr Daniel, Sie zeigen dieses Jahr das Schauspiel "Der fast keusche Josef". Das klingt ein wenig verrucht.
Gerhard Daniel: Man könnte meinen, dass das Stück in den 50er oder 60er Jahren geschrieben wurde. Ist es aber nicht. "Der fast keusche Josef" ist ein modernes Stück von Cornelia Willinger, die als Autorin für den Bayerischen Rundfunk arbeitet.
Warum nur "fast" keusch?
Das Stück handelt von einem Zuhälter, der Laufhäuser und Wettbüros betreibt, einer ziemlich dominanten Persönlichkeit. Wir lassen das Stück in Landshut spielen und bringen eine Menge Lokalkolorit mit ein. Früher gab es zwischen den Bewohnern des Hofbergs und den Achdorfern Reibereien. Unser Hauptdarsteller ist jedenfalls davon überzeugt, dass er, wenn er mal sterben sollte, bitteschön im Vatikan zu beerdigen sei. Eine Alternative wäre der Hofberg. Aber niemals in Achdorf. Das ist dem Josef wichtig. Doch so lange er lebt, will er erst einmal alles an sich reißen: Geld, Schmuck, Immobilien. Er lebt in einem Gestüt, das er beim Pokern gewonnen hat, Hausmagd inklusive. Dann passiert ein Unfall, und sein komplettes Leben verändert sich.
Wie haben Sie das Stück umgesetzt?
Cornelia Willingers Produktionen sind in der Regel größer, so dass wir das Stück für unsere kleine Bühne bearbeiten mussten. So fällt zum Beispiel eine Gartenszene weg. Wir haben im Zeughaus nur zwei Tage Zeit für den Bühnenaufbau, dann muss geprobt werden. Wir haben aber sehr viel am Stück gearbeitet und alles gut hinbekommen.
Mehr Details werden Sie uns wohl noch nicht verraten . . .
Leider nein.
Gut, dann verraten Sie doch stattdessen, wie es mittlerweile um die "Bühne Landshut" bestellt ist. Schließlich haben sich die Laienspieltheater kürzlich unter einem Dach zusammengeschlossen.
Unser Ensemble ist dieses Jahr ganz interessant aufgestellt. Neben den alten Hasen und zwei ganz neuen Kollegen, spielt in "Der fast keuche Josef" eine "Leihgabe" des Theaters Nikola, Michaela Karl, mit. So ist das bei der "Bühne Landshut" gedacht. Wir unterstützen uns nicht nur mit Requisiten und Technik, sondern auch mit Schauspielern.
Was hat sich seit dem Zusammenschluss noch getan?
Die Stimmung unter den Laienschauspielern hat sich grundlegend geändert. Jeder fühlt sich als Teil einer großen Gruppe, also ich empfinde das zumindest so. Für unser Stück haben wir eine Nikola-Schauspielerin bekommen, Kostüme von "MuT" und Technik vom Theater Konrad. Gemeinsam wollen wir jetzt in die Vollen gehen.

Was sind die ersten großen Projekte?
Im Oktober 2018 soll mit den "Bayerischen Volkstheatertagen 2018" Bayerns ambitioniertestes Fortbildungswochenende für Amateure in Landshut stattfinden. Das ist eine Fachtagung mit bekannten Autoren und Regisseuren - absoluten Profis. Als Bühne kann man sich dort anmelden und zum Beispiel viel über Bewegung, Mimik, Sprache und Gestik auf der Bühne lernen. Die Fachtagung soll an diesem Wochenende, Freitag bis Sonntag, in der Volkshochschule stattfinden. Räume sind nämlich immer noch unser größtes Problem.
Das haben Sie 2015 bereits angemahnt . . .
Probenräume sind speziell für uns weiterhin das größte Problem. Wir sind jetzt zum ersten Mal in der Aula des Agrarbildungszentrums Landshut-Schönbrunn. Der Bezirk Niederbayern hat uns diesen Raum zur Verfügung gestellt und er ist Gold wert. Wir können auf original Bühnenmaßen proben. Und das ungestört. Es gibt in Landshut sicher viele Sitzungssäle, die abends und am Wochenende nicht gebraucht werden. Wir bauen kurz um, und nach der Probe richten wir wieder alles her. Aber manchmal fehlt es wohl am Willen, diese Räume zur Verfügung zu stellen. Das Theater Konrad wird im Herbst sogar hier seine Aufführungen machen.
Ziemlich weit ab vom Schuss.
Das Theater Konrad musste raus aus dem Pfarrsaal von Peter und Paul. Da gab es immer wieder Probleme mit anderen Veranstaltungen. Sie haben ihre Aufführung gemacht, dann abgebaut, und am nächsten Tag alles wieder aufgebaut, um abends spielen zu können. Jetzt haben sie Gastspiele in Hohenthann gegeben. Für eine Landshuter Laienspielbühne ist das Wahnsinn. Aktuell spielen sie im Pfarrheim Konrad, aber der ist so winzig, dass sich das fast nicht rentiert. Im Herbst gehen sie in die Aula. Klar ist das weit draußen. Aber was sollen sie tun? Einfach schließen?
Wie sieht es mit den Requisiten aus ? Sind die immer noch bei Schauspielern eingelagert?
Unser Requisitenraum ist weiterhin nicht nutzbar. Das Gebäude hat bekanntlich im Dezember 2016 gebrannt. Die obere Wohnung ist bereits wieder picobello hergerichtet, unten hat sich nichts getan.
Wem gehört das Gebäude?
Der Stadt.
Wie soll es weitergehen?
Wir sind in Verhandlungen mit der Stadt, hatten bereits mehrere Gespräche, auch mit dem Oberbürgermeister. Gesucht wird ein Fundus für die "Bühne Landshut", also für alle Requisiten. Wir dachten auch kurzzeitig an die Martinsschule. Das Gebäude steht seit Jahren leer und ist ein zentraler Punkt mit Innenhof und Turnhalle. Wir haben deshalb das Ostbayerische Kulturform kontaktiert wegen einer Zusammenarbeit, aber das wurde ziemlich forsch abgeblockt.
Noch mal zum "fast keuschen Josef" - warum muss man da rein?
Weil man ein lustiges, nachdenkliches, bayerisches Dialekttheater sieht. Den Dialekt auf die Bühne zu bringen, mit einem modernen Stück, das ist uns ganz wichtig, weil der Dialekt immer weiter in den Hintergrund gedrängt wird. Zum Hofberg-Theater geht man, weil man sich unterhalten lassen will, zwei schöne Stunden lang, und sogar etwas mit nach Hause nehmen kann. Am Schluss wird die "Carmina Burana" von Carl Orff gespielt, ich glaube, das sagt schon viel aus über ein Bayerisches Volkstheater.
Zeughaus, 9. bis 18. März,
Karten: Tel. 0151/21350818 (18 bis 19 Uhr),
hofberg-theater.de
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