Das Rotkehlchen

Das Rotkehlchen mit dem schönen englischen Namen Robin ist mit seiner orangeroten Kehle und seinen großen schwarzen Augen einer unserer sympathischsten Gartenbewohner. Die Engländer haben es 2015 sogar offiziell zu ihrem Lieblingsvogel gewählt.
Philipp Herrmann |
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Philipp Herrmann alias "Vogelphilipp".
Foto: AZ-Archiv Philipp Herrmann alias "Vogelphilipp".

In den letzten Wochen hört man es vielerorts leise perlend in den Morgen- und Abendstunden singen. Die Rotkehlchen werden jetzt im Herbst wieder aktiv und stecken, sowohl Männchen als auch Weibchen, mit ihrem Gesang ihre eigenen Winterreviere ab. Nach einiger Zeit lösen die Weibchen ihre Reviere auf, ziehen herum und suchen sich ein Männchen (Damenwahl).

Das Rotkehlchen ist heimlicher Star in der Wissenschaftsgeschichte. Mit Versuchen am Rotkehlchen haben Frankfurter Wissenschaftler herausgefunden, dass sich Vögel beim Zug unter anderem am Magnetfeld orientieren. In Stahlkammern mit künstlich verändertem Magnetfeld flogen die Vögelchen zur Zugzeit plötzlich Richtung Osten statt nach Südwest. Woran sich Vögel nun generell orientieren, ist noch nicht abschließend geklärt. Es spielen wohl mehrere Faktoren wie Sonnenstand, Wetter, Magnetfeld, Landmarken etc. eine Rolle.

Die Rotkehlchen, die sich bei uns im Moment im Garten herumtreiben, sind oft gar nicht die gleichen, die im Frühjahr bei uns gebrütet haben. Die kleinen Gesellen sind Teilzieher, das bedeutet, viele unserer Rotkehlchen ziehen nach Spanien und die aus Skandinavien kommen zu uns. Wie spätestens seit der Forschung von Jane Goodall an Affen bekannt ist, haben Tiere Persönlichkeiten. Der Naturfotograf Robert Gross machte im Jahr 1992 eine ganz besondere Beobachtung: Er saß im Winter an der Fulda und wollte den Eisvogel fotografieren, der auch regelmäßig zum Fischen kam. Nach einiger Zeit bemerkte der Fotograf, dass der Eisvogel beobachtet wird, und zwar von einem Rotkehlchen. Es beobachtete wochenlang den Eisvogel und fing irgendwann selbst an, sich ins Wasser zu stürzen.

Durch Beobachten das Fischen gelernt

Es hatte entdeckt, dass die kleinen Fische vor dem Eisvogel ins flache Wasser fliehen. Hier lernte es, nach vielen Fehlversuchen, tatsächlich selbst Fische zu erbeuten. Es stand sogar nach einiger Zeit in Turmfalkenart im Rüttelflug über dem flachen Wasser und tauchte erfolgreich nach den kleinen Fischen. Gross gelang es sogar, diese Szene auf Zelluloid zu bannen (Internet-Bildersuche "Rotkehlchen + Fisch"). Im Jahr 2017 gelang es dem Schweizer Tierfotografen Guido Wacker ebenfalls, ein fischendes Rotkehlchen zu fotografieren.

Man muss aber gar nicht so weit weg fahren, um solche Individualisten zu beobachten. Über meine Vogelstimmenhotline schickte mir eine Anruferin im Frühjahr 2017 eine Gesangsaufnahme von einem Rotkehlchen aus dem Saunabereich der Therme in Erding, welches offenbar seinen Winter dort unter Palmen verbringt. Im Frühjahr 2018 war Robin auch wieder dort und fühlte sich sichtlich wohl.

Zur Serie: Um uns herum sind so viele Naturphänomene versteckt, die eigentlich keiner kennt. Genau um diese kleinen (und großen) Geheimnisse von Tieren, Pflanzen und Insekten geht es in der AZ-Serie "Wilde Heimat" mit Naturexperte Philipp Herrmann. Er ist als "Vogelphilipp" ständig mit seinem Fernglas unterwegs und kennt alle Vogelstimmen auswendig. Doch auch für anderes hat er einen Blick. Und genau den teilt er in der "Wilden Heimat" mit den AZ-Lesern. Die Fotos stammen von Christoph Sieradzki aus Essenbach. Der Fotograf legt sich mit seiner Kamera und vielen verschiedenen Objektiven in Landshut, im Landkreis, aber auch weltweit auf die Lauer, um die spektakulären Aufnahmen für die "Wilde Heimat" zu liefern. Wer sich für mehr von Christoph Sieradzki interessiert, ist auf www.naturfotografie.la genau richtig.

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