Dank Corona: Der Boom der Biokisten

Landshut - Karotten, Äpfel, Bananen - und viel mehr Brot und Käse sowie manchmal Hefe: Das sind die Klassiker, die bei der Höhenberger Biokiste seit Corona noch viel besser laufen als sowieso schon; das sagt Geschäftsführer Jochen Saacke, wenn man ihn fragt, was die Landshuter am liebsten gekauft haben im vergangenen Jahr.
Doch das ist bei Weitem nicht das einzige: Die Biokisten, die man sich von verschiedenen Anbietern - wie den Höhenbergern und der Ökokiste Kößnach - in Landshut und Umgebung liefern lassen kann, haben einen sehr großen Zulauf, seit Corona ist das Geschäft um ein Vielfaches gestiegen.
Mehr Zulauf auch im Laden
"Die Bestellungen sind definitiv gestiegen, wir haben ein ungeahntes Wachstum", sagt Saacke. Das Wort "unfassbar" fällt ebenso im Gespräch über die neue Liefer- und Bioaffinität der Menschen. Beim ersten Lockdown im Jahr 2020 standen 800 Menschen auf der Warteliste der Höhenberger Biokiste, jetzt sind es laut Saacke 300. Doch ein neues Auto ist bestellt, Mitarbeiter sind eingearbeitet - Ende Januar sollen dann alle sicher beliefert werden können. Auch der Laden hat einen viel größeren Zulauf seit Corona.

Einen ähnlichen Boom erlebt auch die Ökokiste in Kößnach, die seit mehreren Jahrzehnten nach Landshut liefert. Regional, bio, fair erzeugt: Das ist den Anbietern wichtig, unter ihnen auch Martina Kögl-Wiethaler, Chefin der Kößnacher Ökokiste. "Man rennt uns die Bude ein", sagt sie. Ihr Sohn plant eine Liefertour nach der anderen, es gibt hier keine Warteliste gerade. Neue Autos und Fahrräder helfen dem Biounternehmen, alles abarbeiten zu können, erzählt sie. Was für sie wichtig ist: Dennoch weiter regional und biologisch zu arbeiten. Alles andere sei keine Option.

Kontaktlose Lieferung ist großes Plus
Es gebe mehrere Gründe für die neue Liefer- und Regionalaffinität sagen Saacke und Kögl-Wiethaler: Einerseits sei für viele eine kontaktlose Lieferung ein großes Plus momentan. "Bei uns haben im ersten Lockdown viele Menschen für ihre Eltern, die zur Risikogruppe gehören, bestellt", sagt Kögl-Wiethaler. Sie musste 2020 sogar einen Aufnahmestopp einlegen, weil die Bestellungen so rasant stiegen. "Man muss zum Einkaufen einfach nicht raus, senkt so das Risiko und hat dennoch alles, was man braucht", sagt Saacke.
Was ebenso für viele wichtiger wird: Bioqualität und gesunde Ernährung. "Das hat letztes Jahr nach einer kleinen Delle wieder wirklich angezogen", so Saacke.

Zudem würden die Menschen nicht mehr in den Urlaub fahren, könnten nicht mehr in Restaurants gehen, kochten viel mehr im Homeoffice und gönnten sich deswegen auch mal etwas, so die beiden Biokisten-Chefs.
"Für viele ist Kochen jetzt ein richtiges Hobby geworden. Das merken wir auch", sagt Kögl-Wiethaler. Die Warenkörbe seien wesentlich größer, enthielten Schmankerl. Sie hofft, dass dieser Trend auch nach Corona weitergeht, dass die Leute zum Nachdenken angeregt worden sind, bewusster einzukaufen. "Es geht vielleicht jetzt mehr Menschen als vorher ums Tierwohl. Und sie wollen wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen."
Noch Kunden annehmen kann die Gärtnerei Siebensee am Landshuter Stadtrand. Sie hat 2020 während der Corona-Hochphase auch einen Lieferservice ins Leben gerufen. "Wir wollten Stammkunden beliefern, zum Beispiel die, die wegen Quarantäne nicht raus konnten", sagt Andrea Vaaß von der Gärtnerei. Kontaktloses Abholen der Kisten ist dort ebenso möglich. Noch müssen sie keine Touren planen, sondern liefern nach Bedarf - Obst und Gemüse, je nachdem, was die Kunden eben bestellen.
Die etwas andere Kiste
Das Regionalkollektiv Landshut mit seiner genossenschaftlichen Kiste verfolgt einen Sonderweg: Man muss sich für ein Jahr verpflichten, Ware abzunehmen und es kommt auch nur das in die Kiste, was gerade an Obst und Gemüse regional vorrätig ist. Deshalb muss man sich darauf anders einlassen als für die normalen Biokisten, sagt Evi Hierlmeier vom Regionalkollektiv. Das verzeichnet zwar einen kontinuierlichen Zuwachs, aber keinen exponentiellen.
"Viele fragen jedoch bei uns nach und wollen sich unser Angebot überlegen", so Hierlmeier. Wer beim Regionalkollektiv mitmacht, bekomme saisonale und regionale Ware; die man dann aber auch verarbeiten müsse. Da kann dann schon mal Schwarzwurzel und Rettich dabei sein - jahreszeitentypisch eben. "Unser Ziel ist eben auch, nichts wegzuschmeißen." Flexibilität ist also gefragt und Überzeugung;
aber vielleicht sei das in Zeiten von Corona auch ein neuer Ansatz, da man mehr Zeit und Muße zum Kochen habe - Experimentierfreudigkeit inklusive, so Hierlmeier. "Wir freuen uns auf jeden, der bei uns mitmachen will."