Corona-Lockdown: Die große Zeit des Ausmistens

Das Wertstoff- und Entsorgungszentrum hat ab Februar längere Öffnungszeiten, weil die Landshuter viel mehr wegwerfen.
von  sig
Im Wertstoffzentrum in Landshut ist viel los - und wird in Zukunft noch mehr los sein: Die Öffnungszeiten werden verlängert.
Im Wertstoffzentrum in Landshut ist viel los - und wird in Zukunft noch mehr los sein: Die Öffnungszeiten werden verlängert. © Zeindl

Landshut - Dass der Lockdown viel Zeit zum Ausmisten mit sich bringt, lässt sich auch an den Zahlen rund ums Wertstoff- und Entsorgungszentrum ablesen: In den vergangenen Monaten sind die Anlieferungen um rund 15 Prozent gestiegen.

Kommen an gewöhnlichen Tagen 200 bis 350 Landshuter zum WEZ, um ihren Müll zu entsorgen, waren es am 5. Januar insgesamt 544: Die Schlange war teilweise bis zu 400 Meter lang. Vor allem in den Wochen nach dem Frühjahrs-Lockdown und mit der Ankündigung des zweiten Lockdowns sind die Zahlen stark gestiegen, sagt technischer WEZ-Leiter Kevin Pospischil. Mitte Dezember habe es regelrechte Panikanrufe und -anlieferungen gegeben.

Mehr Müll: Wachstum der Stadt ein Hauptgrund

Auch allgemein haben die Mitarbeiter immer mehr zu tun. Pro Jahr zählt das WEZ bis zu 69.000 Anlieferungen - statistisch gesehen kommt also fast jeder Landshuter einmal im Jahr, um Müll zu entsorgen. Die Tendenz ist steigend, pro Jahr werden es rund 1.000 Anlieferungen mehr. Das führt Richard Geiger, Leiter des Sachgebiets Abfallwirtschaft, vor allem auf das Wachstum der Stadt zurück.

Perspektivisch werde man deshalb um ein zweites WEZ nicht herumkommen. Wie berichtet, sorgte die Standortfrage für viele Diskussionen, momentan ist sie zurückgestellt. Ein zweiter Standort ist laut Geiger auch deshalb über kurz oder lang nötig, da der Gesetzgeber die Sortiervorschriften und die Verwertungsquoten zunehmend verschärft. Das führe nicht zuletzt zu mehr Platzbedarf.

WEZ in Landshut: Abendöffnung kommt nicht so gut an

Um noch so lange wie möglich mit dem einen WEZ auszukommen, wurden im Dezember-Plenum Optimierungsmaßnahmen angekündigt. Dazu gehört, dass es ab kommender Woche 33 statt bisher 28 Stunden geöffnet hat. So kann man ab Februar auch am Dienstagvormittag seinen Abfall anliefern. Dafür wird der lange Dienstagabend zurückgenommen: Bislang hatte das WEZ dienstags bis 19 Uhr geöffnet. Diese Abendöffnung wird kaum angenommen. Deshalb schließt das WEZ künftig an diesem Tag ebenfalls um 17.45 Uhr.

Aber warum hat das WEZ eigentlich am Montag sowie bislang auch am Dienstagvormittag geschlossen? Das hat mit der Abfuhrlogistik zu tun. Von Donnerstag bis Samstag sammeln sich sie Müllmengen an, sodass die Container in der Regel Samstagmittag voll sind. Sie werden dann am Montag gegen leere Container getauscht, die vollen werden nach Wörth zur Müllumladestation gefahren. Das bezeichnet man als Rüstzeiten.

WEZ will Anlieferung optimieren

Für den Containertausch muss das WEZ aus Sicherheitsgründen geschlossen sein. Weil die Rüstzeiten künftig kürzer sind, behilft man sich mit einem Zwischenschritt: Die Container werden herausgehoben und auf einer Fläche am Bauhof zwischengelagert und erst später nach Wörth gefahren.

Zudem wird versucht, das Anliefern zu optimieren. Mit bis zu 80 Prozent bringt der weitaus größte Teil der "Kunden" Sperrmüll, Schrott oder Kunststoffe; bislang gibt es aber beispielsweise nur einen Kunststoffcontainer. Deshalb soll nun eine zweite Fläche für Standardabfälle geschaffen werden.

WEZ in Landshut: Drei-Kubikmeter-Regel hilft

Dabei gilt es aber auch weiter, die Abfalltrennung zu garantieren. Geiger spricht hier auch vom Niereneffekt: Wie eine Niere giftige Stoffe aus dem Körper entsorgt, filtert das WEZ den Abfall in Wertstoffe und Problemabfälle, die speziell entsorgt werden müssen. So werden alle drei bis vier Wochen etwa 100 Tonnen Gefahrstoffe zur GSB Sonderabfallbeseitigung gefahren.

Etwas Luft verschafft hat auch die 2019 eingeführte Drei-Kubikmeter-Regel: So werden im WEZ nur noch Müllmengen bis drei Kubikmeter angenommen. Es sei kein Problem, wenn ein privater Bürger seine alte Couch und den Wohnzimmerschrank entsorgen wolle, diese Regel treffe vor allem gewerbliche Entrümpler, so Geiger. Komplette Häuserräumungen könnten nun nicht mehr über das WEZ entsorgt werden. So wolle man vermeiden, dass Großanlieferer die Container mehrere Stunden blockierten.

Und auch wenn man eigentlich annehmen möchte, dass die Keller irgendwann leer sein müssten, geht dem WEZ die Arbeit nicht aus. Geiger spricht hier augenzwinkernd von nachwachsenden Wertstoffen.

WEZ in Landshut: Das sind die neuen Öffnungszeiten

Ab Februar ist das WEZ dienstags, mittwochs und freitags von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 17.45 Uhr geöffnet, donnerstags von 13 bis 17.45 Uhr und samstags von 8.30 bis 13.30 Uhr. Montag und Donnerstagvormittag ist geschlossen. Die Anlieferer müssen eine Mund-Nasenmaske tragen und einen Mindestabstand von 1,5 Meter einhalten. Problemmüll - wie Lacke, Spraydosen mit Inhalt, Säuren und Laugen - dürfen auch Landkreisbürger kostenlos abgeben. Halbvolle Farbeimer könnten eigentlich problemlos in der Restmülltonne entsorgt werden, sagt Richard Geiger.

Dennoch bringen die meisten sie zum WEZ - aus Sorge, sich die Mülltonne zu bekleckern, sollte der Deckel abgehen. Geiger rät deshalb: Zuhause den Deckel des Farbeimers öffnen und die Farbe austrocknen lassen und schließlich in der Restmülltonne entsorgen. Der Eimer kommt in den Gelben Sack. Nicht in den Restmüll dagegen gehören Elektrogeräte jeglicher Art ("alles, was Stecker oder Akku hat") - und seien sie noch so klein. Noch gebrauchsfähige Gegenstände können im Gebrauchtwarenhaus "Hab und Gut" abgegeben werden.

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