Clubs geben nicht auf: Sehnsucht nach der Tanzfläche

Nachgefragt beim Flux, Zap und beim Rocket: Wie geht's den Clubs gerade in Zeiten der Corona-Krise?
von  Milena Gassner und Stefan Klein
"Das Flux öffnet auf jeden Fall wieder, sobald es erlaubt ist", versichert Geschäftsführer Thomas Schleicher.
"Das Flux öffnet auf jeden Fall wieder, sobald es erlaubt ist", versichert Geschäftsführer Thomas Schleicher. © Christine Vinçon

Landshut - Ausgelassen feiern und tanzen, Cocktails schlürfen oder ein Feierabendbier mit Kollegen trinken - danach sehnen sich momentan viele Menschen. Aufgrund der Corona-Lage scheint es jedoch undenkbar, dass Clubs und Bars in nächster Zeit öffnen. Dennoch: Die Betreiber geben nicht auf. Das Flux zum Beispiel lädt auf seiner Facebook-Seite bereits zur Wiedereröffnung ein.

"Ich wollte mit der Re-Opening-Veranstaltung einfach mal ein Lebenszeichen geben, damit die Leute wissen, dass es uns noch gibt", sagt Thomas Schleicher, der Geschäftsführer des Clubs. Seit knapp einem Jahr ist es ruhig und das Flux - wie alle anderen Clubs - geschlossen. "Wir wollten unserem Publikum vermitteln, dass wir auf jeden Fall wieder aufmachen werden." Es habe wohl Gerüchte gegeben, dass der Club auch nach dem Lockdown geschlossen bleibt.

Schleicher: "Wir haben schon ein tolles Publikum"

Das "Lebenszeichen" kommt auch bei den Nutzern auf Facebook gut an. Und das ohne weitere Informationen. Knapp 100 Nutzer haben bereits ihre Teilnahme an der Veranstaltung zugesagt, weitere 180 interessieren sich dafür. In einem Kommentar wird das Flux-Team ermuntert, durchzuhalten. Andere zeigen sich hoffnungsvoll und freuen sich auf die Wiedereröffnung. "Wir haben schon ein tolles Publikum", sagt Schleicher.

Am Eingang könnte es einen Schnelltest geben

Die Wiedereröffnung ist zwar auf den 1. Oktober datiert, der tatsächliche Termin sei aber noch völlig offen. "Wann wir wieder öffnen können, ist natürlich die Frage. Das weiß noch niemand." Der Termin Anfang Oktober sei völlig aus der Luft gegriffen. "Vielleicht ist er realistisch, vielleicht auch nicht."

Schleicher ist optimistisch: "Ich würde es mir wünschen, dass wir dieses Jahr wieder öffnen dürfen. Umso früher, umso besser." Damit die Diskotheken wieder geöffnet werden können, müssten seiner Meinung nach gewisse Prozesse, wie das Impfen, schneller voranschreiten. "Und Schnelltests sind eine gute Strategie." Er könnte sich beispielsweise vorstellen, dass Clubbesucher künftig am Eingang solche Tests machen könnten.

Die angekündigten finanziellen Hilfen lassen auf sich warten

Im vergangenen Herbst hatte Schleicher mit dem Gedanken gespielt, das Flux in eine Bar zu verwandeln, um öffnen zu dürfen. Diese Idee hatte er schnell wieder verworfen. "Es hat sich gezeigt, dass ich mit meiner Einschätzung richtig gelegen habe." Hätte er den Umbau durchgezogen, hätte er nur für gut drei Wochen etwas davon gehabt. Denn dann mussten auch Bars wieder schließen. "Mein Bauchgefühl, kein Risiko einzugehen, war richtig." Solange keine Besserung der Situation in Sicht ist, ziehe er es auch nicht in Betracht, die Idee wieder aufzugreifen.

Die angekündigten finanziellen Hilfen lassen noch auf sich warten. Die Überbrückungshilfe II hat Schleicher mittlerweile bekommen, von den November- und Dezemberhilfen sei es aber bisher nur einen kleinen Teil gewesen. "Vonseiten der Politik hieß es, wir würden diese bis Anfang Januar bekommen. Bis heute wurden sie nicht komplett ausgezahlt."

Auch das Zap soll möglichst bald wieder öffnen

Die Frage, ob man so überleben kann, beantwortet er mit "Jein". "Wenn wirklich alles ausgezahlt werden würde, würde es die meisten Fixkosten decken. Zehn Prozent bleiben trotzdem an mir hängen." Die festen Mitarbeiter des Clubs sind weiterhin in Kurzarbeit. "Das wird auch so bleiben", kündigt Schleicher an.

Auch das Zap soll sobald wie möglich wieder aufgesperrt werden. In der Bar wurden in den vergangenen Wochen der Schließung einige Instandhaltungsmaßnahmen vorgenommen. "Das Zap bleibt aber, wie es ist", sagt Schleicher, der auch dort Geschäftsführer ist.

Der Biergarten biete einen großen Vorteil anderen Bars gegenüber, da der Barbetrieb im Freien vermutlich schneller wieder erlaubt sein wird. "Wir sind froh, wenn wir wieder etwas machen dürfen und wieder Gäste haben."

Hoffen auf den Kultursommer

Auf "draußen" setzen auch die Betreiber des Rocket Clubs, Thomas Widmair und Oliver Rösch, zumindest auf absehbare Zeit. "Wir hoffen, dass wir den Kultursommer wieder machen können, und sind dafür auch schon auf die Stadt zugegangen", sagt Widmair auf Nachfrage. Dies sei realistischer, als auf eine schnelle Wiedereröffnung des Clubs zu bauen.

"Da hoffen wir auf die Impfung, so dass wir dann vielleicht im Oktober, November wieder öffnen können. Womöglich wird es auch erst im Januar 2022 gehen. Sagen kann man das heute ja nicht." Sie hätten immer wieder Anfragen von Bands, die gerne im Rocket Club auftreten würden; aber ohne sichere Öffnungsperspektive könne man keiner Band zusagen.

Betreiber hangeln sich von einem Antrag zum nächsten

"Ansonsten hangeln wir uns momentan von Förderantrag zu Förderantrag", so Widmair. Die beiden Betreiber haben gerade eine Förderung durch das Spielstättenprogramm der Bayerischen Staatsregierung erhalten. Weil das Programm im Frühjahr weitergeführt werde, "gehen wir davon aus, dass wir die wieder bekommen".

Auch weil man gut gewirtschaftet habe, sei die derzeitige Krise nicht existenzbedrohend. "Wir arbeiten ja beide auch anderweitig, deshalb sind wir für unseren Lebensunterhalt nicht auf den Club angewiesen. Sonst wäre es sehr schwierig." Widmair sagt abschließend: "Wir werden durchhalten."

 

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