Beobachtung: Balzverhalten eines Wanderfalken-Pärchens
Wer nun auf der Stelle die Sittenpolizei anrufen will, kann sich gleich wieder entspannt zurücklehnen. Martin und Martina sind die beiden Wanderfalken, die im höchsten Backsteinturm der Welt ihr Quartier bezogen haben. Die schnellsten Vögel der Welt - sie schaffen im Sturzflug bis zu 300 Stundenkilometer – sollen dort bald brüten – und werden dabei penibel überwacht.
Ziemlich weit oben am Martinsturm hat Dieter Dort von der unteren Naturschutzbehörde der Stadt 2015 einen Nistkasten samt Webcam installiert. Das Projekt wird von der Regierung von Niederbayern finanziert, Dieter Dort – Referent für Tier- und Artenschutz – kümmert sich um das Falken-Projekt. In einer Nische sitzen die beiden Vögel in luftiger Höhe.
Im vergangenen Jahr kam wohl ein neues Falkenweibchen dazu
Unter www.landshut.de kann sich jeder im Netz darüber schlau machen, was das Wanderfalkenpärchen gerade treibt. Die Naturschützer gehen davon aus, dass seit 2005 immer die gleichen Falken nach Landshut kommen - letztes Jahr könnte aber das Weibchen gewechselt haben. "Die Falken sind nicht beringt, daher können wir nur mutmaßen", sagt Dort. Und die neue Martina spannt die Beobachter gerade ziemlich auf die Folter.
"Wir warten darauf, dass das Falkenweibchen endlich ein Ei legt", sagt Naturschutzexperte und "Vogelphilipp" Philipp Herrmann. Martina ist gerade ein wenig spät dran. Dort vermutet, dass die kalte Witterung zu der Ei-Verzögerung geführt haben könnte. Normalerweise legen Pärchen zwei bis fünf Eier pro Brutsaison, nach 30 bis 34 Tagen schlüpfen die Küken. 2016 gab es sogar vier Stück in Landshut, von denen zwei Junge bis ins Erwachsenenalter überlebt haben. Wer Glück hat, kann Martin und Martina beim Flug rund um den Turm erleben.
"Azick-azick": Wer das hört, sitzt gerade unter der Flugbahn der Vögel
Die beiden sind laut Dieter Dort die einzigen Wanderfalken in Landshut - sie kreisen bei ihrem Flug schnell und rufen laut "azick-azick". Wenn sie jagen, kennen die Wanderfalken keine Gnade: Laut Herrmann fangen sie vor allem Vögel im Flug, die allein schon durch den heftigen Aufprall getötet werden; und nicht - wie man meinen könnte - durch die spitzen Krallen der Falken. In der freien Natur sind die wilden Jäger an hohen Felsen wie zum Beispiel in der Weltenburger Enge und an Steilküsten am Meer zu beobachten. Vor vielen Jahren haben sich die Wanderfalken jedoch an den Menschen angepasst - und machen seitdem die Häuserschluchten von Städten und Kirchtürme unsicher.
"Der Wanderfalke ist ein Symbol für erfolgreichen Naturschutz in Deutschland", sagt Herrmann. In den 1970ern hatte das Insektizid DDT den Vögeln stark zugesetzt und sie waren fast ausgerottet. Nach großen Schutzbemühungen und einem DDT-Verbot gibt es nun wieder rund 1000 Brutpaare in ganz Deutschland. Martin und Martina sind eins davon – und sie sollen die Zahl der Wanderfalken stabil halten. Mal sehen, ob sie rechtzeitig zu Ostern auch ein Ei in ihr Nest gelegt haben.
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