Autofahrer sind gefrustet

Die B15-Sanierung in Landshut sorgt bei Verkehrsteilnehmern und Gewerbetreibenden für Frust - Auch die Tankstellenbesitzer sind sauer
Landshut - Rund 29 000 Kraftfahrzeuge fahren täglich auf der B 15 zwischen Harlander-Knoten und Altheim. In dieser Woche begann der dritte Bauabschnitt, von insgesamt vier Spuren ist bis Anfang November nur eine Fahrbahn stadtauswärts befahrbar.
Ein Großteil des Verkehrs muss also durch Ergolding und über die A 92. Für die Verkehrsteilnehmer bedeutet das Verzögerungen und Umwege, doch auch Tankstellenbesitzerinnen haben unter den Sanierungsarbeiten zu leiden.
Vor etwas mehr als drei Wochen fuhr Kathi Brunnhuber auf Kur: Die sanierte Industriestraße vor ihrer Wohnung in Ergolding war damals zwar schon befahrbar, es fehlten jedoch die Fahrbahnmarkierungen. Die fallen der Ergoldingerin bei ihrer Rückkehr als erstes auf - und natürlich das erhöhte Verkehrsaufkommen, das mit der B 15-Umleitung einhergeht. Beklagen will sich Kathi Brunnhuber nicht: "Ich bin seit 30 Jahren in Ergolding - da gewöhnt man sich dran."
Doch viele Autofahrer suchen sich ganz andere Wege: Während der Feierabendverkehr auf der einspurigen B 15 zäh dahinfließt, kommt man auf dem parallel verlaufenden engen Wirtschaftsweg besser voran.
Das größte Problem: Auf Höhe Ergolding mündet die Straße in ein Wohnbaugebiet und verleitet zur Umfahrung der Baustelle vorbei an der Grundschule Piflas. Die Sicherheit der Anwohner geht in diesem Fall vor: Der Wirtschaftsweg wurde mit Beginn des neuen Bauabschnitts gesperrt.
Viele Autofahrer sind jetzt auf diversen Umwegen unterwegs
Die Autofahrer bahnen sich trotz der "Durchfahrt verboten"-Schilder ihren Weg, was bisweilen zu Lasten der Bauarbeiter geht: Auf Höhe Altheim setzen Landschaftsgärtner Zahir Rahmani und seine Mitarbeiter die Fahrbahnbegrenzung. Durchfahren ist derzeit nicht möglich - doch das sehen manche erst ein, wenn sie vor den Füßen der Arbeiter zum Stehen kommen und wenden müssen. Das klappt nicht immer: "Erst gestern war hier ein Unfall", schüttelt Rahmani den Kopf.
Wer sich dagegen an die Umleitungsbeschilderungen hält, muss Verzögerungen in Kauf nehmen: 15 Minuten mehr als üblich braucht eine ältere Dame aus Postau, die zur Blutabnahme auf die Mühleninsel muss. Ein Pendler aus Neufahrn fährt insgesamt etwa eine halbe Stunde länger - seit er sich seine ganz persönliche Route zurechtgelegt hat: "Der Weg über die Industriestraße ist Irrsinn - da ist morgens alles dicht."
Während die Autofahrer versuchen, möglichst wenig Zeit auf der Straße zu lassen, steht bei Maria Göring und Michaela Jenuwein mittlerweile die Existenz auf dem Spiel: Die Zapfsäulen an den Tankstellen der beiden Betreiberinnen stehen leer. Seit der Sperrung des Harlander-Knotens haben die Geschäftsfrauen mit beträchtlichen Gewinneinbußen zu kämpfen. "Etwa 60 Prozent weniger waren das damals - jetzt ist es noch schlimmer", beklagt Michaela Jenuwein.
10 000 Liter habe sie früher an einem Tag abgesetzt - jetzt, wo ihre Tankstelle nur noch für Ortskundige von hinten anfahrbar ist, seien es nur wenige hundert Liter. Entschädigungszahlungen stehen der Tankstellenbetreiberin nicht zu: "Der Mittelstand wird alleine gelassen." Insgesamt 16 Angestellte arbeiten in den beiden Tankstellen, entsprechend sind die Pächterinnen froh, wenn sie die Personalkosten stemmen können. Für die verbliebenen Kunden wollen sie weiterhin da sein. Mit Start des dritten Bauabschnitts ist Maria Görings Tankstelle zumindest wieder an die Bundesstraße angeschlossen - die "trockensten" Wochen sind damit hoffentlich vorbei. Noch einmal wird sich die Situation ändern: Anfang November, wenn der vierte und letzte Bauabschnitt beginnt.